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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Tut er das vielleicht, weil Donny Dow sich aus dem Staub gemacht hat?«
    »Sie wissen über Dow Bescheid?«
    Claverhouse nickte. »Vielleicht weiß ich mehr, als Sie ahnen, John.«
    »Möglich«, sagte Rebus, um ihn zum Reden zu bringen. »Zum Beispiel?«
    Aber Claverhouse fiel nicht darauf herein. »Ich habe heute Abend mit DCS Templer gesprochen. Sie fand es sehr interessant, von Donny Dows Job als Chauffeur zu erfahren.« Er machte eine Pause. »Aber für Sie war das nichts Neues, stimmt’s?«
    »Meinen Sie?«
    »Sie klangen nicht besonders überrascht, als ich Ihnen davon erzählte. Wenn ich’s mir recht überlege, klangen Sie überhaupt nicht überrascht. Aber warum haben Sie es ihr dann nicht erzählt? Sie haben mal wieder Ihr eigenes Süppchen gekocht, John. Vielleicht wollten Sie auch nur Ihren Kumpel, das Wiesel, schützen.«
    »Er ist nicht mein Kumpel.«
    »Sein Anwalt hat genau die richtigen Fragen gestellt. Als hätte man ihn instruiert.« Claverhouse versuchte jetzt seinerseits, Rebus nach hinten zu drängen, aber der wich keinen Zentimeter zurück. Er hörte das Badewasser plätschern. Bald würde die Wanne überlaufen. »Was hatte er hier zu suchen, John?«
    »Sie wollten doch, dass ich mit ihm spreche.«
    Claverhouse hielt inne. Ein Hoffnungsschimmer blitzte in seinen Augen auf. »Und?«
    »War nett, mit Ihnen zu reden, Claverhouse«, sagte Rebus.
»Grüßen Sie Ormie von mir, wenn Sie ihn eingeholt haben.« Er ging in seine Wohnung zurück und schloss langsam die Tür. Claverhouse rührte sich nicht vom Fleck, so als habe er vor, die ganze Nacht dort auszuharren. Rebus trottete ins Bad und drehte den Hahn zu. Das Wasser war kochend heiß, aber die Wanne war zu voll, um kaltes zulaufen zu lassen. Er setzte sich auf die Toilette und stützte den Kopf in die Hände. Ihm wurde plötzlich klar, dass er dem Wiesel im Grunde mehr vertraute als Claverhouse.
    Sie müssen sich entscheiden, auf wessen Seite Sie stehen …
    Rebus mochte nicht darüber nachdenken. Er wusste immer noch nicht mit Sicherheit, ob man ihm nicht eine Falle gestellt hatte. Wollte Strathern ihn schnappen, und Gray und die anderen waren sein Köder? Und wenn Gray, Jazz und Ward tatsächlich Dreck am Stecken hatten, wie sollte Rebus seinen Auftrag zu Ende bringen, ohne selbst mit hineingezogen zu werden? Er stand auf und ging ins Wohnzimmer, nahm sich die Whiskyflasche und ein Glas. Schob die erstbeste CD in die Anlage. REM: »Out of Time«. Der Titel war ihm noch nie so passend erschienen wie in diesem Moment. Er sah die Whiskyflasche an, aber er wusste, dass er sie nicht anrühren würde, nicht heute Abend. Er tauschte sie gegen das Telefon und rief bei Jean an. Es meldete sich nur der Anrufbeantworter, und er hinterließ eine weitere Nachricht. Er überlegte, ob er in die New Town fahren und vielleicht bei Siobhan vorbeischauen sollte. Aber das wäre ihr gegenüber nicht fair gewesen. Außerdem fuhr sie vermutlich durch die Gegend.
    Er schlich zur Tür und schaute durch den Spion. Es war niemand zu sehen. Er lächelte bei dem Gedanken daran, wie er Claverhouse stehen gelassen hatte.
    Er ging wieder ins Wohnzimmer zurück, ans Fenster. Draußen war niemand zu sehen. Die Stimme von Michael Stipe schwankte zwischen Wut und Trauer.
    John Rebus setzte sich in seinen Sessel, bereit, der späten
Stunde Tribut zu zollen. Dann klingelte das Telefon - das musste Jean sein.
    Aber sie war es nicht.
    »Wie geht’s, alter Freund?«, fragte Francis Gray in dem grummelnden Singsang der Westküstler.
    »Könnte besser gehen, Francis.«
    »Keine Sorge, Onkel Francis heilt alle Leiden.«
    Rebus lehnte den Kopf zurück. »Wo bist du?«
    »In der äußerst geschmackvoll eingerichteten Bar von Tulliallan.«
    »Und damit willst du meine Leiden heilen?«
    »Wie kannst du mich für so herzlos halten? Nein, alter Freund, ich rede von einem Jahrhunderttrip. Von zwei Menschen, denen sich eine Welt der unbegrenzten Möglichkeiten und Freuden eröffnet.«
    »Hat man Ihnen was in den Whisky geschüttet, DI Gray?«
    »Ich rede von Glasgow , John. Und ich werde dein Führer sein und dir zeigen, was der Westen zu bieten hat.«
    »Ist es dafür nicht schon ein bisschen spät?«
    »Morgen früh … nur wir beide. Also sieh zu, dass du beim ersten Hahnenschrei hier bist, sonst entgeht dir ein Heidenspaß!«
    In der Leitung war es plötzlich still. Rebus starrte auf den Hörer und überlegte, ob er zurückrufen sollte. Gray und er in Glasgow: Was hatte das zu bedeuten?

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