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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Vielleicht hatte Jazz mit Gray gesprochen und ihm von Rebus’ Angebot erzählt? Aber warum Glasgow? Und warum nur sie beide? War Jazz dabei, von seinem alten Freund abzurücken? Rebus’ Gedanken wanderten zum Wiesel und zu Cafferty. Bündnisse und Bindungen konnten sich lösen. Loyalität konnte aufgekündigt werden. Es gab immer Schwachstellen; Risse in der sorgfältig errichteten Mauer. Bisher hatte Rebus Allan Ward für den unsicheren Kantonisten gehalten... aber inzwischen tippte er eher auf Jazz McCullough. Er ging ins Bad zurück und tauchte mit zusammengebissenen Zähnen die Hand in
das kochend heiße Wasser, um den Stöpsel herauszuziehen. Dann ließ er kaltes Wasser zulaufen. In der Küche holte er sich einen Becher Kaffee und ein paar Vitamin-C-Tabletten. Noch mal ins Wohnzimmer. Stratherns Bericht war unter einem Sofakissen versteckt.
    Seine Badewannenlektüre...

17
    Bernie Johns war ein brutaler Gangster gewesen. Mit Hilfe seiner Verbindungen und seiner Skrupellosigkeit hatte er den Großteil des schottischen Drogenhandels kontrolliert und systematisch sämtliche Aspiranten auf seinen Thron aus dem Feld geschlagen. Man hatte Männer aufgefunden, die gefoltert, verstümmelt oder ermordet worden waren - manchmal alles nacheinander. Andere waren einfach verschwunden. Man hatte gemunkelt, eine derart lange, erfolgreiche Schreckensherrschaft sei nur mit Unterstützung der Polizei möglich. Anders ausgedrückt: Offenbar hatten gewisse Leute ihre schützende Hand über Bernie Johns gehalten. Diese Behauptung konnte nie bewiesen werden, allerdings nannte der »Bericht«, wenn man ihn so nennen durfte, einige Verdächtige mit Namen. Alle hatten in oder um Glasgow gearbeitet, Francis Gray war jedoch nicht unter ihnen.
    Johns hatte lange Zeit in einer bescheidenen Sozialwohnung in einem der verrufensten Viertel der Stadt gelebt. Er war ein »Mann des Volkes« gewesen und hatte sowohl die örtlichen Wohltätigkeitsvereine als auch andere gemeinnützige Einrichtungen, vom Kinderhort bis zum Altersheim, finanziell unterstützt. Aber der edle Spender war gleichzeitig ein Tyrann, und seine Großzügigkeit erschien in einem anderen Licht, wenn man wusste, dass er sich damit Macht und Unanfechtbarkeit erkaufte. Wenn sich jemand seinem Aufenthaltsort auch nur näherte, erfuhr er davon. Jeder Versuch
der Polizei, ihn observieren zu lassen, wurde spätestens nach zehn Minuten vereitelt. Abhörwagen wurden enttarnt, Wohnungen aufgespürt und angegriffen. An Bernie Johns kam niemand heran. In der Akte gab es jede Menge Fotos von ihm. Er war groß und breitschultrig, aber nicht besonders muskulös, und trug modische Anzüge. Sein gewelltes blondes Haar war immer sorgfältig frisiert. Rebus konnte sich gut vorstellen, dass er als Kind zu Weihnachten in der Schule den Engel Gabriel gespielt hatte. Mit der Zeit waren sein Blick und seine Miene hart geworden, aber dennoch hatte er gut ausgesehen, weil sein Gesicht keine einzige der Narben zierte, die normalerweise zu den Markenzeichen einer langjährigen Verbrecherlaufbahn gehörten.
    Und dann war die Operation Clean-Cut angelaufen, die nach monatelangen Observierungen und Undercover-Ermittlungen mehrerer Polizeieinheiten mit der Beschlagnahme einiger tausend Ecstasy- und Amphetaminpillen, vier Kilo Heroin und derselben Menge Cannabis endete. Die Operation wurde als Erfolg gewertet und Bernie Johns vor Gericht gestellt. Er saß nicht zum ersten Mal auf der Anklagebank. Die drei vorangegangenen Prozesse waren jedoch geplatzt, weil Behörden die Sache vermasselt oder Zeugen ihre Meinung geändert hatten.
    Auch dieses Mal war die Anklage gegen ihn nicht wasserdicht - das hatte die Staatsanwaltschaft in einem Brief, den Rebus in der Akte fand, offen zugegeben. Die Chancen stünden fünfzig zu fünfzig, aber man würde sich allergrößte Mühe geben. Sämtliche Polizisten, bei denen auch nur der geringste Verdacht auf eine Verbindung zu Johns und seinen Leuten bestand, wurden für die Dauer der Ermittlungen und der Verhandlung kaltgestellt. Das Ermittlungsteam arbeitete sogar noch während des Prozesses weiter, um sicherzustellen, dass weder Beweise noch Zeugen verschwanden. Erst nach der Verurteilung wurde Johns’ Beschwerde laut, er sei bestohlen, übers Ohr gehauen worden. Er verriet keine
Namen, sagte lediglich, man habe ihm zu verstehen gegeben, dass es möglich sei, gewisse Beweisstücke zu »vergiften«. Natürlich würde das etwas kosten, und Johns war bereit zu zahlen. Er

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