Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Ahnung.«
    »Halten Sie es denn für möglich?«
    »Das schon«, räumte das Wiesel widerstrebend ein.
    »Sagen Sie…«, Rebus senkte ebenfalls die Stimme, »… würde Cafferty ein Ding planen, ohne Sie einzuweihen?«
    »Erwarten Sie etwa, dass ich mich selbst belaste?«
    »Das hier bleibt alles unter uns.«
    Das Wiesel verschränkte die Arme. Der Müll in seinen Taschen knisterte und schepperte. »Wir stehen uns nicht mehr so nahe wie früher«, vertraute er Rebus an.
    »Und an wen würde er sich für so ein Ding wenden?«
    Das Wiesel schüttelte den Kopf. »Wer so was verrät, ist eine Ratte.«
    »Ratten sind schlaue Tiere«, entgegnete Rebus. »Sie wissen, wann man ein sinkendes Schiff verlassen muss.«
    »Cafferty geht nicht unter«, sagte das Wiesel mit einem traurigen Lächeln.
    »Das hat man von der ›Titanic‹ auch behauptet«, erwiderte Rebus.
    Es gab nicht mehr viel zu sagen. Sie kehrten ins Treppenhaus zurück. Das Wiesel ging zur Haustür, Rebus die Treppen hinauf. Keine zwei Minuten, nachdem er seine Wohnung betreten hatte, klopfte es an der Tür. Er war gerade im Bad, um Wasser in die Wanne einzulassen. Er wollte das Wiesel auf keinen Fall in seiner Wohnung haben. Es war der einzige Ort, an dem es ihm ab und zu gelang, alles hinter sich zu lassen und so zu tun, als führte er ein normales Leben. Es klopfte erneut, und er ging zur Tür.
    »Ja?«, rief er.
    »DI Rebus? Sie sind verhaftet.«
    Er schaute durch den Spion und öffnete dann die Tür. Claverhouse stand vor ihm, mit einem Lächeln so dünn und scharf wie ein Skalpell. »Wollen Sie mich nicht hereinbitten?«, sagte er.
    »Ich denke gar nicht dran.«
    »Sie haben doch keine Gäste, oder?« Claverhouse reckte den Hals, um einen Blick in den Flur zu werfen.
    »Ich wollte gerade ein Bad nehmen.«
    »Gute Idee. Würde ich an Ihrer Stelle auch tun.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Ich rede davon, dass Sie sich eben eine Viertelstunde lang durch die Gegenwart von Caffertys rechter Hand besudelt haben. Stattet er Ihnen öfter Hausbesuche ab? Ich hab Sie doch nicht etwa beim Zählen des Bestechungsgelds gestört, John?«
    Rebus trat zwei Schritte vor und drängte Claverhouse gegen das Treppengeländer. Es ging zwei Stockwerke tief nach unten.
    »Was wollen Sie, Claverhouse?«
    Claverhouse’ gespielte Heiterkeit war aus seinem Gesicht
verschwunden. Er hatte keine Angst vor Rebus; er war stinksauer.
    »Wir haben versucht, Cafferty zur Strecke zu bringen«, fauchte er, »falls Sie das vergessen haben. Doch jetzt sickern Gerüchte über unseren Fang durch, und das Wiesel hat seinem Sohn irgend so einen Anwalt besorgt, der mir tierisch auf den Sack geht. Also lassen wir ihn überwachen, und was passiert? Das Wiesel stattet Ihnen einen Besuch ab.« Er bohrte Rebus einen Finger in die Brust. »Wie wird das wohl in meinem Bericht aussehen, Detective Inspector?«
    »Lecken Sie mich, Claverhouse.« Immerhin wusste Rebus jetzt, wo Ormiston war: Er beschattete das Wiesel.
    »Ich Sie?« Claverhouse schüttelte den Kopf. »Sie bringen da was durcheinander, Rebus. Sie sind derjenige, der den Jungs in Barlinnie demnächst den Arsch lecken muss. Denn ich schwöre Ihnen, wenn ich Sie mit Cafferty und seinen Geschäften in Verbindung bringen kann, dann lasse ich Sie in dem tiefsten Loch versenken, das je ein Mensch gegraben hat.«
    »Ich nehme die Warnung zur Kenntnis«, sagte Rebus.
    »Die Macht des werten Mr Cafferty fängt an zu bröckeln«, zischte Claverhouse. »Sie müssen sich entscheiden, auf wessen Seite Sie stehen.«
    Rebus dachte an die Worte des Wiesels: Cafferty geht nicht unter . Und an das Lächeln, das diese Worte begleitet hatte. Warum hatte das Wiesel so traurig gelächelt? Rebus trat einen Schritt zurück und gab Claverhouse frei. Dieser betrachtete das offenbar als Schuldeingeständnis.
    »John«, er nannte ihn wieder beim Vornamen, »was auch immer Sie verschweigen, Sie müssen endlich reinen Tisch machen.«
    »Danke für die Sorge um mich.« Rebus erkannte, was Claverhouse wirklich war: ein zwanghafter Karrierist, der sich unerreichbare Ziele gesteckt hatte. Cafferty zu schnappen - oder zumindest einen Spion bei ihm einzuschleusen -, wäre
in seinen Augen der berufliche Durchbruch, und er war so sehr darauf fixiert, dass er nichts anderes mehr sah. Er war völlig besessen davon. Rebus empfand beinahe Mitleid mit ihm: War er nicht selbst einmal so gewesen?
    Claverhouse schüttelte den Kopf über so viel Sturheit. »Das Wiesel ist heute selbst gefahren.

Weitere Kostenlose Bücher