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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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hatten die Chief Constables nur den Umstand, dass das Trio zufällig an dem Tag auf Kneipentour gegangen war, an dem angeblich das Geld aus dem Versteck geholt werden sollte; das und den Mord an Johns durch einen von Grays Spitzeln. Trotzdem... drei Millionen... Rebus sah ein, dass sie das Gray & Co. nicht durchgehen lassen konnten. Eine glatte Million für jeden. Rebus musste zugeben, dass sie nicht wie Millionäre aussahen und sich auch nicht so benahmen. Warum kündigten sie nicht einfach, um ihr Vermögen irgendwo im Ausland zu verprassen?
    Weil das so etwas wie ein Schuldeingeständnis gewesen wäre und womöglich eingehende Ermittlungen nach sich gezogen hätte. Soft Alfie war in den vergangenen Jahren ein halbes Dutzend Mal befragt worden, hatte aber nichts von Belang geäußert. Vielleicht war er gar nicht so ein Weichei.
    Und wieder fragte sich Rebus, ob die ganze Angelegenheit nicht doch nur Teil eines Komplotts war, mit dessen Hilfe man ihn ablenken und dazu verleiten wollte, sich im Fall Rico Lomax selbst zu belasten. Er konzentrierte sich auf die Musik, aber The Blue Nile halfen ihm auch nicht weiter. Sie sangen mit zu großer Inbrunst Songs über Glasgow.

    Glasgow - sein morgiges Ziel.
    Er klopfte mit den Fingern im Takt der Musik auf den Deckel der Akte, die er von Strathern erhalten hatte …
    Als er aufwachte, war die CD zu Ende, und sein Nacken tat weh. Er hatte geträumt, dass er mit Jean im Restaurant war. In irgendeinem schicken Hotel, aber er trug Sachen, die Rhona ihm geschenkt hatte, als sie noch verheiratet gewesen waren. Und er besaß kein Geld, um das teure Essen zu bezahlen. Er hatte Schuldgefühle... Schuldgefühle, weil er Rhona und Jean betrogen hatte... Schuldgefühle wegen allem Möglichen. Im Traum war noch jemand anderes aufgetaucht, jemand, der genug Geld hatte, um alles zu bezahlen. Rebus war ihm schließlich durch das Labyrinth des Hotels gefolgt, vom Penthouse bis in den Keller. Wollte er sich Geld von ihm leihen? Kannte er diesen Menschen irgendwoher? Wollte er einem völlig Fremden mit List oder Gewalt sein Geld abknöpfen? Rebus wusste es nicht. Er stand schlaftrunken auf und reckte sich. Er konnte nicht mehr als zwanzig Minuten geschlafen haben. Dann fiel ihm ein, dass er am frühen Morgen in Tulliallan sein musste.
    »Je eher dran …«, dachte er laut und schnappte sich die Autoschlüssel.
     
    Pferdeschwanz-Ricky hatte wieder Dienst in der Sauna Paradiso.
    »O Gott, die schon wieder«, murmelte er, als Siobhan hereinkam.
    Es war nichts los. Eine der Frauen lag auf einem Sofa und las in einer Zeitschrift. Im Fernsehen lief ein Baseballspiel ohne Ton.
    »Sind Sie Baseballfan?«, fragte Siobhan. Ricky schien keine Lust auf eine Unterhaltung zu haben. »Ich seh mir manchmal ein Spiel an«, fuhr sie fort, »wenn ich nachts nicht schlafen kann. Ich hab keine Ahnung von den Regeln, und
von dem Gerede der Reporter versteh ich höchstens die Hälfte, aber ich seh’s mir trotzdem an.« Sie blickte sich um. »Ist Laura da?«
    Eigentlich wollte er lügen, aber er wusste, dass sie es merken würde. »Sie hat gerade einen Kunden«, sagte er.
    »Kann ich hier warten?«
    »Ziehen Sie ruhig Ihren Mantel aus, und fühlen Sie sich wie zu Hause.« Er vollführte mit den Armen eine übertriebene Geste der Begrüßung. »Aber machen Sie mir keinen Vorwurf, wenn ein Kerl reinkommt und mit Ihnen nach unten gehen will.«
    »Keine Sorge«, sagte Siobhan, aber sie ließ doch den Mantel an und war froh, Hosen und Stiefel zu tragen. Die Frau auf dem Sofa war bei näherem Hinsehen mindestens zehn Jahre älter, als Siobhan ursprünglich angenommen hatte. Mit Make-up, Frisur und Kleidung konnte man sich sowohl um Jahre älter als auch jünger machen. Siobhan erinnerte sich, wie man sie mit dreizehn für sechzehn oder älter gehalten hatte. Eine zweite Frau tauchte hinter dem Vorhang auf, der die Tür verdeckte. Sie warf Siobhan einen neugierigen Blick zu, während sie in die Nische hinter Rickys Tresen ging, wo ein Wasserkocher stand. Sie machte sich einen Kaffee und kam dann auf Siobhan zu.
    »Ricky sagt, du willst dich ein bisschen amüsieren.« Sie war Mitte zwanzig, hatte ein hübsches, rundes Gesicht und lange braune Haare. Ihre Beine waren nackt, und unter ihrem knielangen Negligee schimmerten ein schwarzer BH und ein dazu passender Slip durch.
    »Ricky hat dich auf den Arm genommen«, erklärte Siobhan. Die Frau sah zum Tresen und streckte die Zunge heraus, wobei ein silbernes Piercing sichtbar

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