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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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dafür. Merthin
beneidete ihn, obwohl er das niemals zugegeben hätte. Er sehnte sich danach,
ein Ritter zu sein, kühn und stark, wie sein Vater für den König zu kämpfen,
und es trieb ihn jedes Mal zur Verzweiflung, wenn er sich bei solchen Dingen
wie dem Bogenschießen als hoffnungsloser Fall erwies.
    Ralph nahm einen
Stein, zerschmetterte dem Hasen den Schädel und machte so seinem Leiden ein
Ende.
    Merthin kniete sich
neben die beiden Mädchen und Hop. Der Hund atmete nicht mehr. Vorsichtig zog
Caris dem Tier den Pfeil aus dem Nacken und gab ihn Merthin. Kein Blut strömte
hervor: Hop war tot.
    Einen Moment lang
sagte niemand ein Wort. Dann hörten sie mitten in der Stille einen Mann rufen.
    Merthin sprang auf.
Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hörte einen weiteren Ruf, eine andere
Stimme: Da war mehr als nur eine Person. Beide Stimmen klangen wütend und
aggressiv. Offenbar fand dort eine Art Kampf statt. Merthin hatte schreckliche
Angst, wie auch die anderen. Während sie wie erstarrt dastanden und lauschten,
hörten sie ein weiteres Geräusch: den Lärm von jemandem, der kopfüber durch den
Wald rannte und dabei Zweige, Setzlinge und totes Laub zertrat.
    Er kam in ihre
Richtung.
    Caris fand als
Erste ihre Sprache wieder. »Ins Gebüsch!«, sagte sie und deutete auf ein
dichtes Gestrüpp von Immergrün — vermutlich das Heim des Hasen, den Ralph
erschossen hat, dachte Merthin.
    Einen Moment später
lag Caris flach auf dem Bauch und kroch ins Dickicht. Gwenda folgte ihr mit dem
toten Hop in den Armen.
    Ralph schnappte
sich den erlegten Hasen und gesellte sich zu ihnen. Merthin war bereits auf den
Knien, als ihm einfiel, dass sie einen verräterischen Pfeil im Baum hatten
stecken lassen. Er rannte über die Lichtung, zog ihn heraus, lief zurück und
tauchte in den Busch.
    Sie hörten den
rauen Atem des Mannes, bevor sie ihn sahen. Er keuchte so schwer beim Laufen,
schnappte derart verzweifelt nach Luft, dass er schon fast am Ende seiner
Kräfte zu sein schien. Die Stimmen gehörten seinen Verfolgern, die einander
zuriefen: »Da entlang … hier drüben …!« Merthin erinnerte sich daran, dass
Caris gesagt hatte, sie seien nicht weit weg von der Straße. War der Flüchtende
vielleicht ein Reisender, der überfallen worden war?
    Einen Augenblick
später brach er aus dem Unterholz und stürmte auf die Lichtung.
    Der Mann war ein
Ritter Anfang zwanzig. Er trug ein Schwert und einen langen Dolch am Gürtel.
Seine Kleidung war edel: ledernes Reisewams und hohe Stiefel, die oben
umgeschlagen waren. Er stolperte und fiel, rollte herum, stand wieder auf,
stellte sich mit dem Rücken an die Eiche, schnappte nach Luft und zog die
Waffen.
    Merthin schaute zu
seinen Spielkameraden. Caris war weiß im Gesicht und biss sich auf die Lippe.
Gwenda drückte den toten Hund an sich, als fühlte sie sich dadurch sicherer.
Auch Ralph sah verstört aus, doch seine Angst war nicht groß genug, als dass er
nicht den Pfeil aus dem Hasen gezogen und sich das tote Tier vorne in den
Kittel gesteckt hätte.
    Einen Moment lang
starrte der Ritter das Gebüsch an, und Merthin dachte entsetzt, dass er die
versteckten Kinder entdeckt hatte.
    Oder vielleicht
hatte er auch die abgebrochenen Zweige und das zertrampelte Laub bemerkt, wo
sie sich durch das Gestrüpp gedrängt hatten.
    Aus dem Augenwinkel
heraus sah Merthin, dass Ralph einen Pfeil auf die Sehne legte.
    Dann kamen die
Verfolger. Es waren zwei kräftige Soldaten, die wie richtige Raufbolde
aussahen, und sie hielten Schwerter in den Händen. Sie trugen auffällige,
zweifarbige Waffenröcke: Die linke Seite war gelb, die rechte grün. Der eine
hatte einen Überrock aus billiger grüner Wolle, der andere einen schmuddeligen
schwarzen Mantel. Alle drei Männer standen da und versuchten, erst einmal
wieder zu Atem zu kommen. Merthin war sicher, gleich mit ansehen zu müssen, wie
der Ritter in Stücke gehackt wurde, und er kämpfte gegen das beschämende
Verlangen an, in Tränen auszubrechen.
    Dann plötzlich
drehte der Ritter sein Schwert um und bot es seinen Verfolgern zum Zeichen der
Kapitulation mit dem Heft voran an.
    Der ältere Soldat,
der in dem schwarzen Mantel, trat vor und streckte die linke Hand aus.
Vorsichtig empfing er das ihm angebotene Schwert, reichte es an seinen
Kameraden weiter und nahm darauf auch den Dolch des Ritters entgegen. Dann
sagte er: »Es sind nicht Eure Waffen, die ich will, Thomas

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