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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sagte Thomas,
    »hätte ich gerne,
dass du den Brief wieder ausgräbst und ihn einem Priester gibst. Würdest du das
für mich tun?«
    »Na gut.«
    »Aber bevor es so
weit ist, darfst du niemandem etwas davon erzählen. Solange sie wissen, dass
ich den Brief habe, aber nicht, wo er ist, werden sie es nicht wagen, etwas zu
unternehmen. Aber solltest du das Geheimnis verraten, werden zwei Dinge
geschehen: Erst werden sie mich töten, dann dich.«
    Merthin war
entsetzt. Es kam ihm ungerecht vor, dass er in solch einer Gefahr schwebte, nur
weil er einem Mann geholfen hatte, ein Loch zu graben.
    »Es tut mir leid,
dass ich dir Angst gemacht habe«, sagte Thomas.
    »Aber es ist nicht
allein meine Schuld. Immerhin habe ich dich ja nicht gebeten hierher zu kommen.«
    »Nein.« Merthin
wünschte sich von ganzem Herzen, er hätte seiner Mutter gehorcht und sich vom
Wald ferngehalten.
    »Ich werde jetzt
wieder zur Straße gehen. Warum gehst du nicht wieder auf demselben Weg zurück,
den du gekommen bist? Ich wette, deine Freunde warten nicht weit von hier auf
dich.«
    Merthin wandte sich
zum Gehen.
    »Wie heißt du?«,
rief der Ritter ihm hinterher.
    »Merthin, Sohn von
Sir Gerald.«
    »Wirklich?«, sagte
Thomas, als kenne er Merthins Vater. »Nun, kein Wort, noch nicht einmal zu
ihm.« Merthin nickte und ging.
    Nach etwa fünfzig
Schritten musste er sich übergeben. Danach fühlte er sich schon ein wenig
besser.
    Wie Thomas
vorausgesagt hatte, warteten die anderen auf ihn, unmittelbar am Waldrand,
nicht weit entfernt vom Holzlager. Sie drängten sich um ihn und berührten ihn,
als wollten sie sich vergewissern, dass er tatsächlich unverletzt geblieben
war. Sie sahen erleichtert und beschämt zugleich aus, als fühlten sie sich
schuldig, weil sie ihn im Stich gelassen hatten. Sie waren alle zutiefst erschüttert,
sogar Ralph. »Dieser Mann«, sagte er. »Der Mann, auf den ich geschossen habe
… Ist er schlimm verletzt?«
    »Er ist tot«,
antwortete Merthin. Er zeigte Ralph den noch immer blutverschmierten Pfeil.
    »Hast du ihn ihm
aus dem Auge gezogen?« Merthin hätte gerne gesagt, ja, aber er entschied sich,
die Wahrheit zu sagen. »Der Ritter hat ihn raus gezogen.« »Was ist mit dem
anderen Soldaten passiert?« »Der Ritter hat ihm den Hals durchgeschnitten. Dann
haben wir die Leichen im Busch versteckt.« »Und er hat dich einfach gehen
lassen?« »Ja.« Den vergrabenen Brief erwähnte Merthin nicht.
    »Wir müssen dieses
Geheimnis für uns behalten«, drängte Caris.
    »Es wird
furchtbaren Ärger geben, sollte irgend jemand das herausfinden.«
    Ralph erklärte:
»Ich sage nichts.«
    »Lasst uns einen
Eid schwören«, schlug Caris vor.
    Sie bildeten einen
kleinen Kreis. Caris streckte die Hand in die Mitte. Merthin legte seine auf
die ihre. Ihre Haut war weich und warm. Dann legte auch Ralph seine Hand darauf
und schließlich Gwenda. Sie schworen beim Blute Christi.
    Anschließend
kehrten sie wieder in die Stadt zurück.
    Das Übungsschießen
war vorbei, und nun war es Zeit zum Mittagessen. Als sie die Brücke
überquerten, sagte Merthin zu Ralph:
    »Wenn ich groß bin,
möchte ich wie dieser Ritter sein: stets höflich, nie ängstlich und tödlich im
Kampf.«
    »Ich auch«, sagte
Ralph. »Vor allem tödlich.« Merthin war seltsam überrascht, dass das Leben in
der alten Stadt seinen gewohnten Gang ging: Säuglinge weinten, es roch nach
gebratenem Fleisch, und Männer tranken vor den Schänken ihr Bier.
    Caris blieb vor
einem großen Haus an der Hauptstraße stehen, genau gegenüber dem Tor zur
Priorei. Sie legte Gwenda den Arm um die Schulter und sagte: »Meine Hündin hat
Junge. Willst du sie sehen?«
    Gwenda schaute noch
immer verängstigt drein und war den Tränen nahe, doch sie nickte begeistert.
»Ja, bitte.«
    Das ist von Caris
sowohl klug als auch freundlich, dachte Merthin. Die Welpen würden das kleine
Mädchen trösten — und auch ablenken. Wenn sie zu ihrer Familie zurückkehrte,
würde sie von den Welpen erzählen und nicht von ihrem Ausflug in den Wald.
    Sie verabschiedeten
sich voneinander, und die Mädchen gingen ins Haus. Merthin fragte sich, ob er
Caris wohl Wiedersehen würde.
    Dann erinnerte er
sich an ihre anderen Probleme. Was würde sein Vater wegen der Schulden
unternehmen? Merthin und Ralph gingen auf den Kathedralenvorplatz. Ralph trug
noch immer den Bogen und den toten Hasen. Es war still.
    Bis auf ein paar
Kranke war das

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