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Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Titel: Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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Insgeheim fragte sich Tristan, ob auch er die durchwachte Nacht so offen im Gesicht trug.
    Tristan nahm Haltung an und grüßte sowohl den Hauptmann als auch den Nachtwächter.
    »Ihr kommt wie gerufen, Tristan!« Sofort winkte ihn der Hauptmann heran. »Heute Nacht hat es einen Toten gegeben. Ein Mordopfer, soviel steht jetzt schon fest.«
    Tristan, ein wenig überrumpelt, runzelte die Stirn.
    »Wachmann Cutrig hier hat ihn gefunden.« Taris deutete auf den untersetzten Mann gegenüber. »Er fand den Toten in der Dunklen Gasse , direkt hinter dem Goldenen Erker .«
    »Mir scheint, dass die gestrige Nacht allgemein recht unruhig gewesen ist«, antwortete Tristan nachdenklich und versuchte dabei, etwas Ordnung in seine Gedanken zu bekommen. Langsam machte sich auch bei ihm die schlaflose Nacht bemerkbar, und er fragte sich, wann die gnadenlose Müdigkeit durchschlagen würde.
    Nun war es der Hauptmann, der die Stirn in Falten warf.
    »Wie meint ihr das, Tristan?«
    »In den frühen Morgenstunden, noch vor Sonnenaufgang, hat es einen Einbruch in die Garnison gegeben. Die Vorratskammer war das Ziel und der Eindringling hat sein Ziel erreicht.«
    Der Hauptmann zeigte nicht die kleinste Regung. Entschlossen und bestimmend blickte er abwechselnd Cutrig und Tristan an.
    »Cutrig, auch wenn Ihr Euch das Dienstende heute Morgen redlich verdient habt, kann ich Euch noch nicht entlassen. Ihr werdet Tristan, nach seinem Bericht, bei den Ermittlungen über den Toten zur Seite stehen.«
    Tristan sah verwirrt zu Taris.
    »Hauptmann Taris, sicher ist der Todesfall …«
    »Mord!«, verbesserte ihn der Hauptmann.
    »… der Mord…« fuhr Tristan korrigierend fort, »… von Bedeutung, aber der Aufbruch in den Norden steht bevor und ich habe damit noch alle Hände voll zu tun.«
    »Ihr wurdet für dieses Unterfangen freigestellt, doch nun müsst ihr noch Zeit finden, Euch um den Mord zu kümmern.« Taris sah Tristan eindringlich an. Dieser wollte widersprechen, doch der Hauptmann kam ihm in schneidendem Tonfall zuvor. »Ich dulde keinen Widerspruch, Leutnant! Das ist ein Befehl!«
    Tristan schluckte die Erwiderung, die ihm auf der Zunge lag, zähneknirschend hinunter und nickte. »Jawohl Herr Hauptmann.« Es war ihm gar nicht Recht, in Gegenwart eines Soldaten derart in den Senkel gestellt zu werden, doch Tristan erkannte schnell, dass der Hauptmann Recht hatte. Womöglich bestand sogar eine Verbindung zwischen dem Einbruch und dem Toten in der Dunklen Gasse. Wie auch immer, Tristan würde sich dieser Sache annehmen müssen, und die Zuteilung von Cutrig konnte sich im Nachhinein sogar noch als Vorteil herausstellen.
    Als der Hauptmann sah, dass sich sein Leutnant dem Befehl fügte, wurde sein Tonfall sofort versöhnlicher. Langsam trat er auf Tristan zu und lächelte väterlich.
    »Doch nun berichtet mir erst einmal, was sich heute Morgen in der Vorratskammer abgespielt hat.« Er machte eine einladende Geste und nahm an seinem Schreibtisch Platz.
    Nachdem Taris den Wächter Cutrig entlassen und zum frühstücken in die Küche geschickt hatte, begann Tristan schließlich zu erzählen.

Falsches Spiel
    D er Goldene Erker war eine Kaschemme. Das einzig Goldene an ihm war sein Name und vielleicht sein Bier, doch dem wollte Berenghor heute Abend näher auf den Grund gehen. Wenigstens hatte der Schmied bei der Entfernung nicht zuviel versprochen. Das Gasthaus war wirklich nicht weit entfernt von der Schmiede und quasi nicht zu verfehlen. Die Gerüche von vergorenem Gerstensaft und Abfällen gingen ihm voraus. Der Goldene Erker lag im Osten der Stadt, etwas südlich von der Stadtgarnison. Das Viertel war eher eines der heruntergekommenen mit dem klangvollen Namen Sieben Schänken . Wo sich die anderen sechs verbargen, hatte Berenghor noch nicht herausgefunden, doch beim Anblick des Goldenen Erkers war er sich nicht mehr sicher, ob er es überhaupt wissen wollte. Das vergleichsweise kleine Haus war zwischen zwei große Fachwerkbauten geradezu hineingepresst worden. Die Holzfassade wies mehr als nur ein paar Spuren von Verwitterung auf und die einstige Farbe war nicht mehr zu erkennen. Ein kleines, windschiefes Schild hing knapp oberhalb der Tür. Sämtliche Fensterläden im oberen Stockwerk waren geschlossen und machten nicht den Eindruck, als ließen sie sich ohne brachiale Gewalt jemals wieder öffnen. Die Fenster im Untergeschoss waren mit einfachem Butzenglas versehen. Ruß von innen und Dreck von außen machten ein Durchsehen jedoch

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