Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)
gelernt aber … du siehst ja, was aus mir geworden ist.« Sein Mund verzog sich dabei zu einem schiefen Grinsen und nur mit viel gutem Willen konnte man darin echte Erheiterung erkennen.
»Warst damit nicht sonderlich erfolgreich, was?« stieg Berenghor sofort darauf ein.
Der Schmied lehnte sich ein bisschen nach vorne und musterte ihn eingehend. Auch ihm schien das Spiel zu gefallen, setzte er doch eine absolut geringschätzige Miene auf. »Für dich hätt’s noch gereicht!«
Mit einer schnellen Bewegung griff Berenghor hinter den Rücken und zog seinen Zweihänder hervor. Sirrend kam die Klinge aus der Scheide und landete mit einem metallischen Klirren, keine Handbreit vor der Brust des Schmieds, auf der Auslage. Dieser rührte sich jedoch keinen Deut.
»Reicht’s hierfür auch?« knurrte der Söldner und strich mit einer Hand zärtlich über die Schneide.
»Was macht jemand wie du mit so einer Klinge?«
»Sie benutzen!« zischte Berenghor, konnte sich dabei aber ein grimmiges Lächeln nicht verkneifen. Ihm gefiel die grobschlächtige Art des untersetzten Schmiedes. Berenghor war in seinem Söldnerleben vielen Männern begegnet und hatte gelernt, die Schaumschläger von den Standhaften und Prinzipientreuen zu unterscheiden. Jener hier war einer der letzteren. Geradlinig, frei heraus und nicht unterzukriegen.
Dem Schmied entging die Geste nicht und scheinbar dachte er ähnlich, rang er sich doch auch ein ehrliches Grinsen ab. »Darf ich?« fragte er und zeigte dabei auf den Zweihänder.
Du kennst sie also doch, die Gepflogenheiten und den Respekt unter Kriegern , dachte sich der hünenhafte Söldner und nickte. Aufmerksam sah Berenghor dem Schmiedemeister zu. Auffallend war, dass ihm das Gewicht der Waffe nichts auszumachen schien. Sofort hatte er das Gleichgewicht der Klinge gefunden und begann, sie zu führen. Bemerkenswert war, dass er von vornherein darauf verzichtete, ihr seinen Willen aufzuzwingen. Er ließ dem Schwert seinen Schwung und bremste es nicht aus, eines der vielen Geheimnisse im Kampf mit Zweihändern.
»Sie hat schon viele Schlachten gesehen.« stellte er fest, als er über beide Arme hinweg die ausgestreckte Klinge begutachtete.
»Und sich immer wacker geschlagen.« ergänzte Berenghor.
»Das glaub ich dir gern. Es ist lange her, dass ich eine Klinge wie diese sah.« bemerkte der Schmied nachdenklich.
»Ist vermutlich die letzte ihrer Art.« antwortete Berenghor beiläufig und lehnte sich auf den Ladentisch, dass das Holz ächzte. »Eigentlich mach ich das ja selbst, aber ab und an kommt sie in den Genuss ganz besonderer Pflege. Du siehst mir so aus, als wärst du genau der Richtige dafür.«
»Richtiger als du allemal«, stichelte der Schmied und legte den Zweihänder wieder auf den Auslagetisch.
»Das will ich hoffen, sonst hat deine Bude ihre besten Tage gesehen«, entgegnete der riesige Söldner und schlug dabei so heftig auf den Tisch, dass die ganze Holzunterkonstruktion verdächtig zu schwanken begann.
»Lass gut sein, in der Herrin Namen« beschwichtigte der Schmied schnell. »Ich werde mich gut um sie kümmern. Das richtige Öl und ein guter Schleifstein werden hier Wunder wirken.«
Berenghor nickte, er hatte verstanden.
»Wie lange?«
»Morgen.«
»Was wirst du mir dafür abknöpfen?«
Der Schmied legte den Kopf schief und betrachtete nochmal angestrengt den Zweihänder. »Zwei Taler als Anzahlung und bei Abholung noch einen«, grinste er den riesigen Söldner an.
Berenghor stieß einen Pfiff aus. Das war ein stolzer Preis. Jeden anderen hätte er für diese Frechheit sofort unter den Tisch getreten, doch diesem hier ließ er sie durchgehen. Na was soll’s , dachte er sich. Der Soldsäckel war voll und bei dem, was er vorhatte, würde er höchstwahrscheinlich keines mehr brauchen. Berenghor streckte dem Schmied seine Pranke entgegen. »Wir sind im Geschäft.«
Sein Gegenüber schlug ein. Kurze Zeit später wechselten zwei Taler ihren Besitzer und der Zweihänder blieb in der Obhut des Handwerkers. Im ersten Moment fühlte sich Berenghor nackt, entblößt. Mehr als einmal ertappte er sich dabei, wie er mit der Hand über die Schulter langte, um nach dem Zweihänder zu greifen. Manche sagten, das Schwert eines Söldners war seine Seele, sein zweites Ich. Berenghor konnte das zwar nicht von sich behaupten, doch lag ihm viel an dieser Klinge. So manche Schlacht hatte er damit geschlagen, und mehr als einmal war sie sein Lebensretter gewesen. Noch war er nicht dazu
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