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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Boden warf, sind die Schmerzen mindestens doppelt so schlimm.«
    »Wir werden einander abwechseln, so bekommt jeder von acht Stunden vier Stunden Schlaf«, erwiderte Dr. Romany. »Das sollte ausreichen, Sie am Leben zu erhalten. Bemitleiden Sie ihn«, fügte er mit einem Kopfnicken zu dem Bottich mit Paut hinzu. »Er wird wach bleiben und die ganze Zeit hindurch angeschrien.«
    Horrabin seufzte. »Und übermorgen werden wir aufhören?«
    »Am Abend, wahrscheinlich. Wir werden ihm von morgen abend an vierundzwanzig Stunden lang abwechselnd einhämmern, was wichtig für ihn ist. Bis zum Abend wird er keinen eigenen Willen übrig haben, und nachdem wir ihn zwei Tage lang unter Aufsicht gehalten und instruiert haben, werden wir ihm die kleine Pistole geben und ihn laufen lassen. Dann werden meine Zigeuner und Ihre Bettler an die Arbeit gehen, und ungefähr eine Stunde nachdem mein Vertrauensmann im Schatzamt verkündet, daß ein Fünftel aller Goldsovereigns im Land gefälscht sind, werden meine Unterführer einen Sturm auf die Bank von England entfesseln. Und dann, wenn unser junger Freund Byron seine Aufgabe erfüllt, sollte das Land praktisch auf den Knien liegen. Es würde mich sehr überraschen, wenn Napoleon bis Weihnachten nicht in London wäre.« Er lächelte zufrieden.
    »Und Ihr seid gewiß, daß es ein Fortschritt sein wird? Es macht mir nichts aus, dem Land eine Lektion zu erteilen, dennoch zweifle ich an der Weisheit der Idee, es gänzlich zugrunde zu richten.«
    »Mit den Franzosen ist besser umzugehen«, sagte Romany. »Ich weiß es - ich habe in Kairo mit ihnen zu tun gehabt.«
    »Nun gut.« Horrabin stelzte zur Tür, hielt aber noch einmal ein, um in den Bottich zu blicken, wo die roten Fäden sich nun zu der Skizze eines menschlichen Skeletts verbunden hatten. »Gott, wie abscheulich«, bemerkte er. »Die Vorstellung, aus einem Bottich voll Schleim geboren zu werden...« Er schüttelte den bemalten Kopf mit der Harlekinsmütze und tappte auf seinen Stelzen hinaus.
    Auch Dr. Romany blickte in den Bottich. »Es gibt Schlimmeres, Horrabin«, sagte er leise. »Sag mir in einem Monat, wie du darüber denkst und ob du nicht auch gefunden hast, daß es Schlimmeres gibt.«

    Am Morgen des Fünfundzwanzigsten September, eines Dienstags, stand Doyle in Wassards Tabakwarenladen vor einer Reihe von irdenen Töpfen mit verschiedenen Tabaksorten und versuchte eine Mischung zu finden, die in diesen Tagen vor der Einführung von Befeuchtungstechniken und Orienttabaken genießbar war, als ihm allmählich der Inhalt des Gesprächs bewußt wurde, das zwei Männer in seiner unmittelbaren Nähe führten.
    »Nun, freilich ist er ein echter Lord«, sagte der eine, ein Kaufmann mittleren Alters. »Und säuisch betrunken scheint er zu sein, nicht wahr?«
    Sein Gesprächspartner schmunzelte, wiegte dabei aber nachdenklich den Kopf. »Ich weiß nicht. Er sah eher krank aus - oder verrückt; ja, das ist es.«
    »Für meinen Geschmack kleidet er sich zu geckenhaft.«
    »Ja, das wollte ich sagen: er wirkt wie ein Schauspieler, der herausgeputzt ist, um auf irgendeiner Schmierenbühne einen Lord zu spielen.« Er schüttelte den Kopf. »Wären nicht all diese Goldsovereigns, mit denen er um sich wirft, dann würde ich sagen, daß sein Auftreten eine Art Posse ist, um die Öffentlichkeit auf irgendein verdammtes Theaterstück aufmerksam zu machen; und Sie sagen, Sie hätten von diesem Lord gehört? Wie hieß er noch? Brian?«
    »Byron. Ja, er hat ein kleines Buch geschrieben, worin er sich über die modernen Dichter lustig macht, sogar über Little, für den ich eine besondere Vorliebe habe. Dieser Byron ist einer von den Universitätsleuten.«
    »Hochnäsige, anmaßende kleine Möchtegerne.«
    »Genau! Haben Sie seinen Schnurrbart gesehen?«
    Doyle, von alledem verwirrt, wandte sich zu den beiden. »Verzeihen Sie, aber sagten Sie nicht eben, Sie hätten Lord Byron gesehen? Erst kürzlich?«
    »Gewiß, mein Lieber, und nicht nur wir, sondern das halbe Geschäftsviertel. Er ist im Gimli's Perch in der Lombard Street, schändlich betrunken - oder geistesgestört«, schränkte er ein und nickte seinem Gefährten zu. »Er hält die übrigen Gäste mit Getränken frei, soviel sie auch wollen.«
    »Vielleicht reicht meine Zeit, daß ich daran teilnehme«, sagte Doyle mit einem Lächeln. »Hat einer von Ihnen eine Uhr bei sich?«
    Einer der Kaufleute angelte eine goldene Taschenuhr in der Form einer Rübe hervor und beäugte sie. »Halb

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