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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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hölzernen Zahltisch, um die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich zu lenken. Dieser wandte sich um, und Doyle sah zu seiner Überraschung, daß es J. Chochran Darrow war, der eine Schürze umgebunden und eine Kochmütze aus weißem Papier aufgesetzt hatte. Nun war er doch noch pleite gegangen, dachte Doyle bekümmert, und muß sich mit einem lumpigen Imbißstand durchschlagen. »Geben Sie mir ein ,..«,fing Doyle an.
    »Wir haben heute nur Mixgetränke mit aktiver Holzkohle«, unterbrach ihn Darrow. Er legte den Kopf schief. »Ich habe es Ihnen gesagt, Doyle.«
    »Ach ja. Dann geben Sie mir einen davon!«
    »Sie müssen sich ihn selbst machen. Ich muß das Boot erreichen - es wird in zehn Minuten sinken.« Darrow streckte den Arm durch das Fenster, packte Doyle beim Kragen und zog ihn mit einem kraftvollen Ruck durchs Fenster hinein, bis seine Schultern sich am Rahmen verkeilten.
    Drinnen war kein Licht, und eine Aschenwolke wirbelte auf und machte Doyle husten. Er versuchte sich aus dem Rahmen zu befreien und fiel zurück auf den Boden und sah, daß er sich mit dem Kopf voran in den kleinen Kamin des Zimmers gezwängt hatte. Mein Gott, dachte er, ich halluziniere auf einer Seite hinauf und auf der anderen hinunter. Verursacht Strychnin Delirium? Oder ist es mir gelungen, gleich ein paar Gifte zu essen?
    Aber Darrow hatte recht, dachte er. Was ich brauche, ist Holzkohle, eine kräftige Dosis - und rasch. Er erinnerte sich, über einen Mann gelesen zu haben, der das Zehnfache einer tödlichen Dosis Strychnin gegessen, dann eine Menge pulverisierter Holzkohle eingenommen und keinerlei Folgen gespürt hatte. Wie hatte der Mann geheißen? Touery, richtig. Nun, wo werde ich Holzkohle kriegen? Soll ich den Zimmerservice rufen und bitten, daß sie mir fünfzehnhundert Kartons von dieser Zigarette mit dem Aktivkohlefilter heraufschicken?
    Moment, dachte er. Hier habe ich eine ziemliche Menge von dem Zeug vor der Nase. All diese verbrannten Holzscheite im Kamin. Es mag keine Aktivkohle sein, aber sie wird auch so Milliarden von mikroskopischen Poren haben, um dich besser zu absorbieren, mein liebes Strychnin.
    Im Nu hatte er eine Schale und eine kleine rundköpfige Statuette eines hundsköpfigen ägyptischen Gottes gefunden und gebrauchte beide als Mörser und Stößel, um die schwarzen Stücke verbrannten Holzes zu pulverisieren. Während er dies tat, bemerkte er, daß seine Hände und Unterarme ein glänzendes gelbes Fell hervorgebracht zu haben schienen, und dies schrieb er, ein wenig nervös, den Halluzinationen zu.
    Eine andere Erklärung des Phänomens erwartete auf einem rückwärtigen Brenner seines Geistes geduldig ihre Berücksichtigung.
    Bei alledem tropfte ihm das Blut vom Mund, und nicht wenige Tropfen fielen in den Hügel körnigen schwarzen Pulvers, doch ließ die Blutung nach, und er hatte an Wichtigeres zu denken. Wie, zum Teufel, überlegte er, als er das körnige schwarze Zeug durch die pelzigen Finger rinnen ließ, soll ich dies hinunterbringen? Er begann damit, daß er alle Holzkohlenstücke schluckte, die ungefähr von Pillengröße waren. Dann verfertigte er unter Zuhilfenahme von Wasser aus einem Becken in der Ecke kleine Kügelchen des schwarzen Pulvers, von denen er mehrere Dutzend hinunterzwang.
    Mit ein wenig Wasser vermischt, war das Zeug einigermaßen formbar, und nach einer Weile hörte er auf, die schwarzen Klümpchen zu essen und fügte sie zusammen, um eine kleine menschliche Gestalt zu formen. Seine Geschicklichkeit überraschte ihn, und er beschloß, sich bei nächster Gelegenheit Modellierton zu besorgen und ein neues Leben als Bildhauer zu beginnen - denn er hatte die Gliedmaßen der Figur nur ein paar Augenblicke zwischen den Fingern gerollt, bevor er sie an den Rumpf geheftet hatte, nun aber fiel ihm auf, daß die Rundungen der Schenkeln und Muskeln wie auch die Eckigkeit der Knie und Ellbogen fehlerlos gelungen waren, und die wenigen flüchtigen Kratzer mit dem Daumennagel, die er an der Vorderseite des Kopfes gemacht hatte, waren irgendwie imstande gewesen, ein Gesicht wie Michelangelos Adam an der Decke der Sixtinischen Kapelle hervorzubringen. Er mußte diese kleine Statue aufbewahren - eines Tages würde sie ehrfürchtig im Louvre oder einem anderen Museum ausgestellt sein: Doyles Erstlingswerk.
    Aber wie konnte er gedacht haben, das Gesicht gleiche Michelangelos Adam? Es war das Gesicht eines alten, eines scheußlichen alten Mannes. Und die Gliedmaßen waren gekrümmte, geschrumpfte

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