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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Docht in das Pulver des Zündlochs.
    Einen Augenblick später starrte er betäubt zum dunkelnden Himmel auf und fragte sich, warum er flach auf dem Rücken lag und warum sein Gesicht so brannte, und wünschte, jemand würde wenigstens ein paar von dem Dutzend Telefonen abnehmen, die alle gleichzeitig schrillten. Er drehte den Kopf auf die Seite und blickte in die Richtung, wo vor ein paar Sekunden noch Tewfik gewesen war. Noch immer steckte etwas in dem bewegten Kleiderhaufen, aber die meisten der naßglänzenden, krabbenartigen Stücke, in die Tewfiks Körper zerfallen war, hatten sich daraus befreit und krabbelten richtungslos am Boden herum. Doyle fuhr voller Entsetzen zurück und kam in eine kauernde Haltung, wimmerte und tastete blindlings nach dem Griff seines geborgten Säbels. Wild und wie von Sinnen blickte er umher.
    Noch immer quoll Rauch aus der Mündung der Kanone, die inmitten des zusammengebrochenen Fuhrwerks lag und nicht länger verborgen war, und die Silhouette des Gebäudes auf der flachen Bodenerhebung hatte sich verändert: der breite Bogen der Kuppel war aufgeschlagen wie die Schale eines riesigen Eies. Doyle glaubte Rufe zu hören, wußte aber nicht, ob er seinen gepeinigten Ohren trauen konnte.
    Er zog den Säbel und eilte hinkend auf das Gebäude zu, und als das Tor sich öffnete, war er nur noch ein Dutzend Schritte entfernt und kam rasch näher. Im Eingang prallte er hart mit dem Mann zusammen und war in seinem benommenen Zustand nicht einmal überrascht, als Kopf und rechter Arm des Mannes glatt abbrachen; als sie dumpf auf den Boden schlugen, merkte er, daß sie aus Wachs gemacht waren.
    Drei weitere wächserne Männer waren in der Eingangshalle, und zwei von ihnen stolperten zurück, als ihr beschädigter Gefährte auf sie prallte. Doyle parierte einen Degenstoß vom dritten und erwiderte ihn mit einem Hieb in das Wachsgesicht, der Nase und eine Wange abschlug; dann sah er, daß am Hals ein Riß entstanden war, also schlug er wieder zu, und der Kopf auch dieses Wächters brach ab und polterte zu Boden.
    Die zwei unbeschädigten Wachsfiguren traten zurück und hoben ihre Waffen, während die beiden anderen auf Knien am Boden herumrutschten und suchend nach ihren Köpfen tasteten. Vom Obergeschoß ertönten panikartige Rufe in einer Sprache, die sich nicht wie Arabisch anhörte, und die zwei unbeschädigten Wachsmänner machten kehrt und liefen schwerfällig durch die Halle zur Treppe.
    Doyle folgte. Wieder wurden oben Rufe ausgestoßen, jetzt auf arabisch, und die Stimme klang eher abwehrend als furchtsam. Doyle fing die Worte »ich weiß nicht« und »immun« und »Magie« auf.
    Am Fuß der Treppe entledigte er sich seines zweiten Schuhes und tappte leise hinauf, Amins Krummsäbel in der vorgestreckten Hand. Oben waren keuchende und angestrengt grunzende Laute zu vernehmen, und Füße scharrten auf einem sandigen Boden, und verspätet ging ihm auf, von welcher Art der Notfall sein mußte. Seine Augen wurden schmal, und ein Grinsen vertiefte die Furchen in seinen Wangen. Ja, dachte er, sehen wir, ob wir das nicht zuwege bringen können.
    Am Kopf der Treppe spähte er um die Ecke in den kurzen Gang, der zum Balkon im Innern der Hohlkugel führte. Es war, wie er vermutet hatte: das einzige Licht im Raum war das durch die gähnende Öffnung dringende Grau der Dämmerung. Der schwitzende Türsteher stand auf der rechten Seite des Balkons - die linke Seite war von der Kanonenkugel losgerissen und hing herab - und knotete eilig ein Seil um eine Stange des Geländers. Die linke Wand des Gangs war eingestürzt, und Doyle sah die beiden Wachsmänner draußen auf dem Dach des Erdgeschoßes kauern und durch das klaffende Loch hinabspähen, wo zuvor der östliche Sektor der Kuppel gewesen war; und als Doyle sie noch beobachtete, beugten sie sich in die Öffnung und stießen etwas hinab, was offensichtlich herauf wollte.
    Nachdem er das Ende des Seils befestigt hatte, holte der Türsteher ein Stück Seillänge gegen offenbar beträchtlichen Widerstand ein und band das gewonnene Stück wieder fest. Offenbar versuchte er das Seil zu verkürzen.
    Doyle wartete, bis der Mann ein weiteres Stück eingeholt hatte, sprang auf ihn zu, ehe er einen Knoten hineinknüpfen konnte, duckte sich, hakte die unversehrte Hand unter den Gürtel des Mannes und hob ihn auf und über das Balkongeländer. Einen Augenblick hielt der überraschte Türsteher am Seil fest, als er fiel, und Doyle hörte das rostige Quietschen von

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