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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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und einen Augenblick später kamen seine bellenden, schreienden und Steine werfenden Verfolger um dieselbe Biegung gesprungen.
    Jacky blickte zur Treppe zurück und sah dort zwei Männer kauern und etwas wie Schußwaffen auf die wilde Rotte richten. Dort war auch keine Hilfe zu erwarten. In ihrer Verzweiflung warf sie sich an der Wand zu Boden, bedeckte ihr Gesicht mit einem Arm und hoffte, von allen Parteien für einen Leichnam gehalten zu werden.
    Die beiden Schußwaffen gingen mit einem ohrenbetäubenden Krachen und einem Blitz los, der den Tunnel eine volle Sekunde lang in helles Licht tauchte, und während von den Wänden und der Decke Steinsplitter flogen, kam der brennende Clown zum Stillstand, als sei er gegen eine Wand gelaufen, bewahrte aber das Gleichgewicht, offenbar unverletzt von den Entladungen; der Aufprall der Geschosse hielt ihn jedoch lange genug auf, daß seine tierisch-menschlichen Verfolger ihn einholen konnten.
    Eine Anzahl der Däumlinge war von den Schrotladungen zerrissen oder weggeblasen worden, aber die Überlebenden machten kehrt und warfen sich den tobenden Verfolgern entgegen, die den flammenden, schreienden Clown gegen die Wand gestoßen hatten und mit lehmbeschmierten Händen und Klauen an seinen Beinen rissen. Die Däumlinge sprangen unerschrocken auf Arme und Schultern und trieben ihre kleinen Degen in Augen, Kehlen und Ohren, ohne im mindesten auf ihr eigenes Überleben bedacht zu sein; aber die Unterirdischen kämpften mit gleicher Todesverachtung und waren bereit, die Klingen der Däumlinge und Brandwunden zu riskieren, wenn es ihnen nur gelang, an Horrabin heranzukommen und ihm mit lehmbeschmierten Zähnen oder Klauen ein Stück Fleisch aus dem Körper zu reißen.
    Das wahnsinnige Schauspiel fand nur wenige Schritte von Jacky statt, und sie konnte nicht umhin, den Kopf ein wenig zu heben, um besser zu sehen. Der geschwärzte, winselnde Harlekin brannte nicht mehr so hell wie zuvor, aber es leckten noch genug Flammen an seinen verkohlten Kleidern empor, um die Szene zu beleuchten. Jacky sah einen von Horrabins Fehlern, ein nur entfernt menschenähnliches Ding von der Größe eines Pudels, dem die Degen der Däumlinge beide Augen ausgestochen hatten, mit seinen kräftigen Zähnen Horrabins abwehrende rechte Hand erfassen und mit einem schrecklich knirschenden Geräusch den größten Teil davon abbeißen; und ein paar Lebewesen wie Nacktschnecken, die unter den Stichen eines Dutzends der kleinen Männer schon am Verbluten waren, hatten sich zwischen die Wand und die linke Stelze geschoben und sie mit letzter Anstrengung soweit hinausgedrückt, daß sie abrutschte, worauf der Clown den Halt verlor und über sie auf den Boden stürzte. Die meisten Flammen erloschen, als Horrabin auf die Steinplatten schlug, so daß Jacky nicht mehr sehen konnte als eine wogende, gepeinigte Masse sterbender Körper, und alles, was sie hörte war ein schwächer werdender Chor von ächzenden, knirschenden, wimmernden Tönen und langen, röchelnden Atemzügen. Ein widerwärtiger Geruch wie von brennendem Müll durchzog den Tunnel in Schwaden.
    Jacky stand auf, drückte sich an der Masse sterbender Kreaturen vorbei und eilte in die Dunkelheit davon; schon nach zwanzig Schritten strauchelte sie in der Finsternis und fiel, und als sie noch benommen auf den glitschigen Platten lag, schloß sich eine Hand fest um ihr Handgelenk.
    Sie zappelte und wand sich, im Zweifel, ob ihr die Kräfte geblieben waren, sich zu wehren, stellte ihren Widerstand jedoch ein, als sie ihren ungesehenen Fänger sagen hörte: »Verzeiht, Herr Grille, Gedanke oder Flüchtige Tugend, aber könnt Ihr mir vielleicht den Weg zu den wachen Ebenen meines Geistes weisen?«

    Ashbless war sich seit einiger Zeit undeutlich bewußt, daß er in einem Boot lag, das von Dr. Romanelli gerudert wurde, erwachte aber wieder zu vollem Bewußtsein, als er merkte, daß die Oberfläche, auf der er lag, sich verändert hatte. Als er sie zuletzt bewußt wahrgenommen hatte, war sie hartes, glattes Holz gewesen, nun aber schien sie weiches Leder zu sein, das sich locker über etwas wie biegsame Rippen spannte. Er öffnete sein Auge und war einigermaßen überrascht, zu entdecken, daß er sehen konnte, obwohl weit und breit keine Lichtquelle zu entdecken war. Das Boot glitt durch eine weite, halb verfallene Halle, an deren Wänden aufgerichtete Sarkophage standen, von denen eine intensive Schwärze ausstrahlte.
    Er hörte Romanelli schnaufen und blickte zu

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