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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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hinzu, blieben ihm wahrscheinlich keine Monate mehr - dieser Husten drohte ihn bereits vor dem heutigen Bad umzubringen. Jetzt mochte sich daraus eine richtige Lungenentzündung entwickeln. Er mußte bald zurück in eine Zeit und eine Gegend, wo es Antibiotika und Krankenhäuser gab.
    Ferner wollte er Ashbless ausführlich über seine frühen Jahre befragen und die Information dann irgendwo verstauen, wo sie unbeeinträchtigt bliebe, bis er sie nach seiner Rückkehr im Jahre 1983 »entdecken« könnte. Schliemann und Troja, dachte er einfältig, George Smith und das Gilgamesch-Epos, Doyle und die Ashbless-Aufzeichnungen.
    »Nun, viel Glück mit ihm«, sagte Jacky. »Vielleicht wirst du nächsten Monat um diese Zeit eine Stellung an der Börse und eine Wohnung in St. James haben. Und du wirst dich kaum noch deiner Tage als Bettler und Stallbursche erinnern...« - Jacky lächelte. »Ach ja, und deines Vormittags als wenig erfolgreicher Zwiebelverkäufer... was hast du noch getan?«
    Der mit Rum gewürzte Kaffee wurde aufgetragen; und das Lächeln des Mädchens und seine Versicherung, daß die Bäder bereits zugerichtet würden, zeigten, daß der Wirt Jacky als ein gutes Kreditrisiko anerkannte. Doyle trank dankbar den heißen Kaffee. »Nicht viel«, antwortete er.

    Der Gebäudekomplex, welcher im gesamten verrufenen Viertel von St. Giles als Rattenburg bekannt war, war auf den Fundamenten und um die Überreste eines im zwölften Jahrhundert gegründeten Siechenhauses erbaut; der Glockenturm der zugehörigen Kirche überlebte noch, aber im Laufe der Jahrhunderte hatten die verschiedenen Eigentümer, hauptsächlich zu Einlagerungszwecken, immer wieder neue Geschosse und Mauern errichtet, bis die spitzbogigen gotischen Fenster der einstigen Fassade, statt auf London hinaus nun in später angebaute schmale Räume blickten; Glockenstuhl und Haube des Turmes waren die einzigen Bestandteile des ursprünglichen Baus, die noch der freien Luft ausgesetzt waren, und es war nicht leicht, sie im verschachtelten Gewirr der Dächer und Schornsteine überhaupt auszumachen.
    Die Glockenseile waren vor Jahrhunderten schon verrottet, die Rollenzüge und Glocken in den Kirchturmschacht abgestürzt und als Schrottmetall fortgeschafft, aber das alte eichene Balkenwerk des Glockenstuhls überspannte noch immer den Schacht, und neue Seile waren darübergeworfen, um Horrabin und Dr. Romany fünfzig Schuh vom Boden hochzuziehen, ungefähr drei Viertel der Turmhöhe, wo die Schallöffnungen der Turmfenster lagen. Da es ihnen die Möglichkeit gab, in angenehmer Entfernung vom Boden zu konferieren, war dieser Ort ihr bevorzugter Besprechungsraum. Auf die Simse der alten Fenster waren Öllampen gestellt, und Hundsfott Richard nahm, auf einem der Fenstersimse sitzend, an der Beratung dieses Abends teil. Da die Köpfe seiner in Gurten sitzenden Chefs gerade über die Fenstersimse hinaussehen konnten, befand er sich etwas über ihnen.
    »Ich habe keine Ahnung, wer diese beiden waren, Euer Gnaden«, sagte Horrabin. Seine Stimme, schon so unheimlich genug, hallte im Schacht des Kirchturms mit einem alptraumhaften Heulen wider. »Sie gehörten auf keinen Fall zu meinen Leuten.«
    »Und sie hatten wirklich den Vorsatz, ihn auch zu töten?«
    »Ohne Zweifel. Dennessen sagt, als er den zweiten Mann von unserem Amerikaner fortstieß, habe er bereits einmal mit dem Messer zugestoßen gehabt und gerade zum nächsten Stoß ausgeholt.«
    Dr. Romany schaukelte nachdenklich vor und zurück und stieß sich dabei leicht vom Mauerwerk der Wand ab. »Ich kann nicht verstehen, wer diese Leute sein sollten. Offensichtlich jemand, der gegen mich arbeitet, der entweder schon weiß, was der Amerikaner zu sagen hat, oder einfach nicht will, daß ich etwas davon erfahre. Die Leute, mit denen er kam, können es nicht gewesen sein, denn ich sah sie alle mit eigenen Augen verschwinden, als das Tor zu existieren aufhörte, und ich habe seitdem alle Tore überwacht, und niemand ist durchgekommen. Und soviel ich weiß, ist die Antäus-Bruderschaft seit mehr als einem Jahrhundert keine Gefahr mehr für uns.«
    »Ein Verein alter Männer«, pflichtete Horrabin ihm bei, »welche die ursprüngliche Zielsetzung ihrer Organisation vergessen haben.«
    »Nun, sagen Sie Ihrem Mann Dennessen folgendes: Wenn er den Mann, der den Amerikaner zu töten versuchte, wiedererkennen und lebendig zu mir bringen kann, wird die Belohnung die gleiche sein, als wenn er Hundsgesicht-Joe getötet

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