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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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östlichsten am Ufer liegenden Leichter war eine Pier unterhalb eines Hauses mit erleuchteten Fenstern, und auf diese Pier schien Jacky zuzuhalten. Der Lichtschein aus den schmalen Fenstern glitzerte warm und golden auf dem öligen schwarzen Wasser. »Danach schlief ich zwei Wochen einfach durch. Niemand sonst konnte schlafen - ich schrie Tag und Nacht, erbrach das Essen und redete irre - die wüstesten Flüche und Obszönitäten, so daß meine unschuldige Mutter das meiste davon nicht einmal verstand, aber ich schlief. Und als ich wieder zu mir kam, beschloß ich Hundsgesicht-Joe mit derselben Pistole zu töten, mit der ich Colin erschossen hatte.« Jacky lächelte düster. »Kannst du folgen?«
    »Ja.« Doyle fragte sich, wieviel von dieser Horrorphantasie wahr sein könnte - vielleicht war einer der mysteriösen Tanzenden Affen ungefähr zur gleichen Zeit in Jackys Haus eingedrungen, als Lepovre beschloß, sich auf die Wanderschaft zu machen -, und er fragte sich auch, ob er recht mit der Vermutung habe, daß dies mehr als Kummer über den Tod eines engen Freundes war. Konnte sein erster Argwohn gegen Jacky berechtigt gewesen sein. »Es klingt banal, wenn ich es sage, Jacky, aber es ist mir ernst damit: es tut mir leid.«
    »Danke.« Jacky hatte die Fahrt verlangsamt, indem sie das Paddel im Wasser quergestellt hatte, und nun glitt das Kanu sanft längsseits der Pier, und Jacky erfaßte ein herabhängendes Tauende und brachte das Kanu zum Halten. »Zieh dein Ende herüber, Doyle - da ist eine Leiter, die ungefähr vier Schuh über deinem Kopf anfängt.«
    Als sie beide hinaufgeklettert waren, sagte Jacky: »Nun müssen wir überlegen, was wir mit dir anfangen. Zu Kopenhagen-Jacks Haus kannst du nicht zurück - Horrabin wird dort ein Dutzend Spione haben, die nach dir Ausschau halten.« Sie gingen langsam auf das Gebäude zu, das eine Art Gasthaus zu sein schien, und Jacky tappte mit bloßen Füßen vorsichtig über die geborstenen alten Planken. »Wann trifft dieser Freund von dir ein? Wie hieß er doch gleich, Aschbecher?«
    »Ashbless. Ich werde ihn diesen Dienstag treffen.«
    »Na gut. Der Wirt hier, der alte Kusiak, hat einen Stall neben dem Haus, und da braucht er immer Hilfe. Kannst du Pferdemist schaufeln?«
    »Wenn es Leute gibt, die das nicht können, würde ich mich ungern zu ihnen zählen.«
    Jacky zog die Tür auf der Wasserseite des Gasthauses auf, und sie traten in einen kleinen Raum, wo ein Feuer im Kamin brannte. Doyle eilte sofort hinüber, sich daran zu wärmen.
    Ein Mädchen in einer Schürze erschien, und ihr Begrüßungslächeln versagte ein wenig, als sie bemerkte, daß beide Gäste offensichtlich in den Fluß gefallen waren und einer noch triefend naß war.
    »Ist schon gut, Miss«, sagte Jacky. »Wir werden uns nicht auf die Stühle setzen. Würden Sie Kusiak bitte sagen, daß Jacky vom anderen Flußufer gekommen ist, mit einem Freund, und daß wir gern zwei warme Bäder hätten - in getrennten Einzelzimmern.«
    Doyle lächelte. Dieser Jacky war ein sittsamer kleiner Bursche.
    »Und saubere und trockene Kleider, es ist nicht so wichtig, von welcher Art«, fuhr Jacky fort. »Und anschließend zwei Schüsseln von Ihrer vorzüglichen Fischsuppe im Gastzimmer. Ja, und heißen Kaffee mit Rum, während wir warten.«
    Das Mädchen nickte und eilte hinaus, die Bestellungen an den Wirt weiterzugeben.
    Jacky kauerte bei Doyle am Kaminfeuer nieder. »Bist du sicher, daß dieser Aschbecher-Typ dir eine anständige Stellung verschaffen wird?«
    Doyle war dessen keineswegs sicher und versuchte mehr sich selbst als Jacky zu überzeugen, als er ein wenig abwehrend sagte: »Ihm fehlt es nicht am Geld, soweit mir bekannt ist. Und ich kenne ihn recht gut.«
    Und er hat Freunde und Einfluß, dachte Doyle bei sich, und könnte imstande sein, mir - in erzwungener Immunität! - eine Audienz beim alten Romany zu verschaffen, bei der wir über meine Bedingungen verhandeln könnten: ich gebe ihm gewisse harmlose Informationen - oder sogar ausgemachte Lügen; ja, das würde sicherer sein - im Austausch gegen Örtlichkeit und Zeit einer Lücke. Angenommen, ich hätte die richtigen Freunde als Begleitschutz draußen vor dem Zelt, so würde er keine weiteren Tricks wie den mit der Zigarre am Auge versuchen. Und es würde mich Monate, wenn nicht Jahre kosten, ohne fremde Hilfe diese Art Einfluß zu erreichen, und Darrow sagte, daß die Häufigkeit der Lücken nach 1802 abnehme. Und in jedem Fall, fügte er in Gedanken

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