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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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bewundert!« Jacky paddelte weiter. »Wir müssen in Bewegung bleiben - er ist hinter dir her wie der Teufel hinter der armen Seele.«
    »Wenn ich danach urteile, wie alle auf mich - uns - geschossen haben, sah es aus, als wollten sie mich tot sehen. Du hast mir das Leben gerettet, Jacky. Was ist mit deinem Bein?«
    »Ach, es brennt, ist aber nur ein Riß über die Oberfläche. Er schoß dreimal auf mich, während du unter Wasser warst und ich das Netz über deine kleine Eskorte warf. Das erstemal in meinem Leben, daß man auf mich geschossen hat. Gefällt mir nicht.«
    Doyle fröstelte in seinen nassen Kleidern. »Mir gefällt es auch nicht. Horrabins Schuß ging nur einen Zoll an meinem Auge vorbei.«
    »Hm... deshalb mußte ich herauspaddeln und dich an Bord ziehen. Weißt du, es war nicht Horrabin, der auf dich schoß. Er wußte, wer du warst. Ich war es.«
    Doyles erste Regung war Zorn, aber der Anblick von Jackys Verletzung löschte ihn aus. »Für wen hast du - und Dr. Romany nehme ich an - mich gehalten?«
    Jacky paddelte eine Weile schweigend weiter, ehe sie widerwillig antwortete: »Ich glaube, wir sind an einem Punkt, wo du das Recht hast, die Geschichte zu hören. Wir hielten dich für einen Mann, der als Hundsgesicht-Joe bekannt ist. Er...«
    »Hundsgesicht-Joe? Der Mörder, der ein Werwolf sein soll?«
    Trotz der Dunkelheit konnte er sehen, daß Jacky große Augen machte. »Wer kann dir von ihm erzählt haben?«
    »Oh, ich bin ein guter Zuhörer. Was hast du - oder was hat Romany - gegen ihn?«
    »Er hat einen Freund von mir umgebracht. Nein, er... er brachte mich durch Täuschung dazu, einen Freund von mir umzubringen. Er... ich habe nie zu jemandem darüber gesprochen, Doyle, nicht über diesen Teil, hol ihn der Teufel! Du hast Colin Lepovres Gedichte gelesen - nun, Colin war ein enger Freund, und, weißt du, wie Hundsgesicht-Joe am Leben bleibt?«
    »Ich hörte, er könne mit anderen Leuten Körper tauschen.«
    »Du weißt viel mehr, als du zu erkennen gibst, Doyle. Ich hätte nicht geglaubt, daß es in ganz London ein halbes Dutzend Leute geben würde, die das wissen. Ja, das macht er. Ich weiß nicht, wie, aber er kann mit jedem den Körper tauschen, wenn es ihm nur gelingt, einige Zeit in unmittelbarer Nähe des Betreffenden zu sein. Und er muß es ziemlich häufig tun, denn sobald er in einen neuen Körper fährt, wächst diesem ein Fell - überall. Nach ein paar Tagen steht er vor der Wahl, entweder seinen ganzen Körper zu rasieren oder loszugehen und einen neuen zu suchen.« Jacky holte tief Luft. »Letztes Jahr nahm er Colins. Ich glaube, Hundsgesicht-Joe muß den alten Körper vergiftet haben, bevor er ihn verließ. Colin kam zu mir, offensichtlich unter Qualen...« Jackys Stimme bebte, und obwohl er über den Fluß zur Kuppel von St. Pauls blickte, entgingen Doyle die Tränen auf der jugendlichen Wange nicht -, »und es war mitten in der Nacht. Ich war im Haus meiner Eltern und las, als er die Tür öffnete und zu mir gelaufen kam. Er ächzte und knurrte wie - ich weiß nicht - ein großer Hund oder was, und blutete schrecklich aus dem Mund. Er steckte in dem abgelegten Körper, den Hundsgesicht-Joe gerade verlassen hatte, und er war wie ein Affe mit Fell bedeckt, Gott mit ihm! Verstehst du mich? Mitten in der Nacht! Wie sollte ich - schlag mich der Hagel! - wie konnte ich wissen, daß es Colin war?«
    »Jacky«, sagte Doyle hilflos, verblüfft von der unmöglichen Geschichte, aber mit feinem Gefühl für das Leiden des jungen Gefährten. »Du konntest es nicht wissen.«
    Die London Bridge war weniger als eine halbe Meile voraus, und Doyle sah die dunklen Umrisse festgemachter Kohlenleichter auf der Surrey-Seite zu seiner Rechten. Jacky steuerte das Kanu in diese Richtung. »Es war eine Pistole im Haus«, fuhr Jacky mit tonloser Stimme fort. »Eine Steinschloßpistole - die dort, bei deinem Fuß. Sie lag auf dem Kaminsims, und als dieses pelzige Monstrum ins Haus gestürzt kam, sprang ich auf, ergriff die Pistole und schoß ihm eine Kugel in die Brust. Es fiel und blieb in einer Blutlache liegen. Ich trat näher, aber nicht zu nahe, und es blickte zu mir auf, bevor es einige Male wie von Krämpfen durchzuckt wurde und dann erschlaffte. Es sah schrecklich aus. Aber als es zu mir aufblickte, erkannte ich ihn - ich wußte, daß es Colin war. Die Augenfarbe war natürlich eine andere, aber ich erkannte den... nicht eigentlich den Ausdruck... ich erkannte ihn dort drinnen.« Hinter dem

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