Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
Köpfe schwankten auf ihren fleischigen Stängeln vor ihm, und drohende goldene Augen in wütenden Gesichtern musterten ihn, während drei Stimmen gleichzeitig voller Hochmut sprachen.
»Welche Krankheit deines schwächlichen Hirns quält dich so, dass du in dieser Dummheit verharrst?«, schnarrten sie. »Du weißt nichts, weniger als nichts von dem, was auf diesen
Seiten lauert, und du kommst her, erträgst unseren Zorn, selbst während deine widerlichen sterblichen Gefährten hinter dieser Kammer abgeschlachtet werden.«
»Was?«
Lenk wusste, dass er nichts hätte sagen sollen, sich seine Furcht nicht auch nur einen Moment hätte anmerken lassen sollen. Er hätte den Dämon ignorieren sollen, seine Worte ausblenden sollen, aber sie hallten laut in seinen Ohren.
»Das schockiert dich?« Die drei Köpfe fletschten bösartig die Zähne. »Wir sehen alles, was in diesem Grabmal aus Stein und Gischt geschieht. Wir sehen Sterbliche sterben, vergossenes Blut, Qualen, Furcht, Panik …«
»Es lügt«, meldete sich die Stimme in seinem Verstand. »Töte es, jetzt!«
»Sie sind gebrochen, sterblich.« Drei Mäuler verzogen sich zu grinsenden Grimassen, die zwischen Freude und Hass schwankten. »Sie haben viel gelitten. Sie haben ihre gefühllosen Götter um Gnade angefleht.«
»Ignoriere sie.«
Lenk konnte die Verzweiflung in seiner Miene nicht unterdrücken, trotz des Befehls der Stimme. Logen sie wirklich? Der Dämon besaß Macht, eine Macht, die er nicht einmal annähernd erfassen konnte. Konnte er es wissen? Konnte es sein, dass er die Wahrheit sagte?
»Und als keine Gnade kam«, sagten die Köpfe im Chor, »erflehten sie einen schnellen Tod.«
»Töte es jetzt!«
Lenk ließ das Schwert sinken und starrte ins Nichts. Er bemerkte nicht, wie sich der goldhaarige Kopf auf einem steifen Stängel hoch über den seiner beiden Gefährten erhob.
»Gräme dich nicht, arme Kreatur«, schnurrten der rothaarige und der schwarzhaarige Kopf. »Eure Schicksale sind miteinander verwoben. Ihr Los war grausam, aber es ereilte sie schnell.«
»SIEH HIN, NARR!«
Lenks Blick zuckte zu dem Kopf auf dem mittleren Stängel.
Der Mund des goldhaarigen Kopfes öffnete sich unglaublich weit.
»DEINES DAGEGEN!«, kreischten die beiden anderen Köpfe, »WIRD UNENDLICH VIEL SCHLIMMER SEIN!«
Die Luft vibrierte, und die Steine erzitterten. Lenk verschwamm alles vor den Augen, als das Kreischen die Welt vor ihm zu zerfetzen schien. Er warf sich zur Seite und entging nur knapp diesem klingenden Angriff, der sich in den Vorsprung grub und in einem Regen von Granitsplittern einen tiefen Krater in das Gestein riss.
Knurrend wich er vom Rand zurück. Es klingelte ihm in den Ohren, aber er hörte nichts, weder das Schwappen des Wassers noch die Steine, die in das dunkle Becken fielen, noch die Flüche Machtworts.
Das Einzige, was er hörte, war die kalte, wütende Stimme, die zu seiner eigenen wurde, als er sein Schwert fester packte.
»STIRB!« Drei riesige Wülste erhoben sich auf den Stängeln, drei Schlünde klafften weit.
Er griff an, stumm, ignorierte die Stimmen der Vernunft und des Instinkts. Schweigend ignorierte er das Zittern seines Herzens, den schmerzhaften Protest seines Beins und sprang vor. Lautlos, nur auf die Stimme in seinem Verstand und in seiner Hand lauschend, stieß er sich ab.
Er landete rittlings auf dem schlüpfrigen Rücken des Hais. Er taumelte, vermied es nur knapp, in das aufgerissene Maul zu stürzen, indem er den mittleren Stängel packte. Der goldhaarige Kopf protestierte erstickt und zuckte herab, während Lenk sich bemühte, auf der Bestie zu bleiben.
Die Schreie der anderen Köpfe gellten in seinen Ohren, aber ihre Wut zielte ins Leere. Lenk packte fester zu und zog sich auf die Füße. Die anderen Köpfe zuckten herunter, schnappten nach ihm und rissen Wunden in seine Arme. Er ignorierte sie, konzentrierte sich ausschließlich auf den mittleren Kopf, auf die hervortretenden Augen und die widerlich blaue Farbe, die das Gesicht annahm, als er ihm mit seinem Griff die Luft abschnürte.
Sein Schwert zuckte in einem silbernen Schweif durch die Luft und durchtrennte den Stängel. Seine Hand rutschte ab, als goldene Locken durch die Luft flogen und mit einem befriedigenden Platschen im Wasser verschwanden.
Unvermittelt blieb die Zeit stehen. Der Hai hielt an, die vier übrig gebliebenen goldenen Augen öffneten sich weit, und selbst das Blut aus seinen Wunden schien zu erstarren.
Dann brach das Chaos
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