Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des Dämons: Roman (German Edition)
aus
höhnischem Gelächter ertönte. Er riss den Kopf herum und betrachtete die drei Frauengesichter, die auf ihren Fleischstängeln hoch über dem Wasser pendelten und ihn mit breitem Grinsen und aufgeregten Blicken musterten. Doch weit Furcht einflößender war die große graue Flosse, die zwischen den Stängeln über Lenks Kopf aus dem Wasser ragte.
»Oh, verdammt!«, flüsterte er.
Er sah zuerst das Rot im Wasser, das leuchtende Rot in der Dunkelheit, dann spürte er die Zähne, die sich in seinen Schenkel schlugen. Sein Schrei war kurz und erstickt. Der Hai schwamm ungerührt weiter, taub für seine Qualen, während er ihn durch das dunkle Wasser zerrte. Lenk warf den Kopf in den Nacken und riss den Mund auf, um erneut zu schreien.
»Schlechte Idee!«, schnarrte die Stimme.
Der Hai tauchte ab. Dunkelheit füllte Lenks Mund, während das grüne Licht der Fackeln über ihm verschwamm und schwächer wurde. Er wurde tief hinabgezogen, bis auf den Grund des stinkenden Beckens, und zog eine rote Spur hinter sich her. Er schlug um sich, hämmerte auf den Kopf des Hais, kratzte mit schmerzenden menschlichen Händen an seiner steinharten Haut. Er merkte nicht, wie vergeblich es war. Er hatte den Punkt lange überschritten, an dem Vernunft ihm noch etwas nützte.
Die Zähne des Haifisches gruben sich noch tiefer in sein Fleisch. Er schrie, doch aus seinem Mund kamen nur Luftblasen, die im Dunkeln verschwanden, während ihm der von Schmerz umnebelte Gedanke durch den Kopf ging, warum der Dämon sein Bein nicht einfach abgebissen hatte.
Die Bestie drehte sich, schwamm steil nach oben und hob ihn aus dem Wasser. Ihm war ein erstickter Atemzug vergönnt, untermalt von dreifachem Kichern, bevor der Hai erneut abtauchte und ihn mit sich zog.
Es…, Lenk begriff plötzlich, es kostet mich.
Und zwar mit makabrer Gründlichkeit. Die Bestie kaute fast behutsam auf seinem Bein herum, strich mit einer dicken
Zunge über seinen Schenkel. Ihr Speichel fühlte sich selbst in dem brackigen Dunkel kalt an. Die drei Köpfe trieben hin und her, leckten sich die Lippen und teilten die Wahrnehmung ihres Wirtes mit gurgelnder Begeisterung.
Lenk schlug immer noch weiter auf den Hai ein. Das Wasser verlangsamte seine Bewegungen, schützte den Dämon vor Lenks ohnmächtigen Bemühungen. Und doch hielt ihn nur diese vergebliche Wut am Leben. Wenn er aufhörte, sich zu wehren, wenn die Panik abebbte, würde diese Missgeburt anfangen, sich zu langweilen.
Und dann war der Hunger nicht weit entfernt, falls diese Bestie tatsächlich fraß.
Aber allmählich ging Lenk die Furcht aus, die sein Überleben verlängerte. Seine Lungen zogen sich zusammen, ihm wurde allmählich schwarz vor Augen. Ihm wurde kalt, als würde das Wasser durch seine Haut in ihn hineinsickern, seine Panik ertränken, die Furcht wegspülen und nur gefühllose Resignation zurücklassen.
So endet es. Der Gedanke war ein Seufzer auf Luftblasen, ein Ermatten seiner Faust. Gefressen von einem Hai mit drei Frauenköpfen. Sein Hieb war der eines Kindes gegen eine Steinwand. Immerhin gibt das eine gute Geschichte ab.
Seine Gedanken verblassten vor dem Lachen der Kreatur. Alle Geräusche verebbten, ertränkt von dem Wasser, das in seine Ohren rauschte. Selbst das Schlagen seines Herzens, das stöhnte, bereit war, einfach zu platzen, war nur ein fernes Wispern.
Es würde nicht mehr lange dauern. Und als das Wasser seinen Verstand mit flüssigen Fühlern zu liebkosen schien, kam ihm das gar nicht so schlimm vor.
»Kämpfe!«
Die Stimme, kälter als das Wasser und der Schmerz, der ihn durchströmte, erhob sich in einem fernen Winkel seines Verstandes.
»Töte!«, stieß sie hervor, schwach, als würde jemand hinter einer Mauer aus Eis schreien, aber sie wurde lauter.
»Töte!«
Wie das Wasser von außen nach ihm griff, griff auch von innen etwas nach ihm. Eine Hand mit Fingern wie aus gefrorenem Dunst glitt durch seinen Körper, trieb die einsickernde Flüssigkeit heraus. Sein Herz wurde hart, hörte auf zu schlagen. Die Furcht, die eine solche Reaktion verursachen sollte, blieb aus, das Bedürfnis nach Atemluft war weniger verzweifelt. Der Schmerz in seinem Bein war verklungen; es fühlte sich zwischen den gezackten Zähnen einfach nur taub an.
»Töte!«
Die Taubheit dehnte sich in seinem ganzen Körper aus, eine Kälte, welche die Forderungen seines Fleisches zum Schweigen brachte, das kreischende Gelächter verstummen ließ. Er fühlte nicht, wie seine Arme sich
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