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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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wieder.«
    »Was’n?« Der Owauku neigte fragend den Kopf.
    »Er macht das oft. Er wiederholt alles, was man sagt, als Frage.« Sie tippte sich gegen die Schläfe. »Er war schon von Anfang an nicht sonderlich helle, und das Fieber hat offenbar nichts daran geändert. Du solltest lieber losgehen und ah-he man-eh-wa holen.«
    »Ich kuu dich, Vetter«, erwiderte Bagagame, nickte und stand auf. »Kannt mal ’nen Kerl, hat sich auch so benommen, kuuin Sachen, die nicht da waren. Ham’ ihm ein bisschen
auf’n Kopf geschlagen.« Er starrte Lenk mit seinen Glupschaugen an. »Biste sicher, dass das nicht einfacher wäre?«
    Lenk blinzelte. »Ja. Ja, ich bin mir sicher.«
    »Hast’s lieber auf die harte Tour, wie? Jau, ich hol denn mal ah-he man-eh-wa.«
    Er hüpfte zu dem Lederlappen, der als Tür diente. »Togu will hinterher sicher mit dir plaudern.«
    Kataria sah zu, wie er den Lappen zur Seite schob, und bemerkte die grünen Gestalten, die sich in dem hellen Sonnenlicht dahinter bewegten. Das unverständliche Gemurmel in ihrer fremden Sprache drang in die Hütte. Sie verstummten jedoch, als Bagagame heraustrat, und Kataria drehte sich zu Lenk herum, weil sie unbedingt den Ausdruck des Entsetzens auf seinem Gesicht sehen wollte.
    Stattdessen sah sie nur, dass er rücklings im Sand lag, den Arm über die Augen gelegt. Sie musterte seinen drahtigen Körper, beobachtete das Zucken seiner Muskeln, als er tief Luft holte und den verbrauchten Atem wieder ausstieß. Sein ganzer Körper war angespannt und zitterte bei jedem seiner Seufzer.
    Sosehr Lenk es auch zu genießen schien, grimmig und stumm zu sein, war er keineswegs ein Mensch, der besonders schwer zu durchschauen gewesen wäre. Selbst wenn er seine Gefühle nie laut äußerte, verriet sein Körper ihr genug. Und jetzt schien er sich zu verdichten, als er im Sand lag, als würde ihn ein großes Gewicht auf die Erde pressen.
    Sie wollte gerade etwas sagen, als plötzlich und ungebeten etliche Gedanken durch ihren Kopf zuckten.
    Tu es nicht, sagte sie sich. Frag ihn nicht, was los ist. Du weißt, was er antworten wird. Er wird an das denken, was du auf dem Boot gesagt hast, bevor die Akaneeds angriffen. Er wird dich fragen, warum du es gesagt hast, warum du gesagt hast, du müsstest ihn töten, um dich wieder wie eine Shict zu fühlen. Dann wird er dich fragen, warum du immer noch hier bist, nachdem du all diese Dinge gesagt hast, und wissen wollen, warum du ihn nicht umgebracht
hast. Frag ihn nicht. Sag es ihm nicht. Er erholt sich gerade erst; mit der Antwort wird er nicht klarkommen.
    Sie seufzte stumm und rieb sich die Augen. Sicher, er ist derjenige, der mit der Antwort nicht klarkommt.
    »Wie lange?«
    »Was?« Sie sah erschreckt hoch. »Wie lange was?«
    »Wie lange war ich ohnmächtig?«
    »Ach so. Etwa zwei Tage.«
    »Zwei Tage«, murmelte er. »Ich bin zwei Tage ohnmächtig gewesen und seit vier Tagen auf der Insel. Das macht zusammen sechs Tage, also haben wir den Zeitpunkt, an dem Sebast uns treffen und zurückbringen sollte, um fünf Tage verpasst.« Er lächelte freudlos. »Ich nehme an, wir haben die Fibel auch verloren?«
    »Sie wurde noch nicht gefunden.« Kataria schüttelte den Kopf. »Die Echsenmänner haben angefangen, Dinge aus dem Ozean zu fischen, aber bisher war noch kein Buch dabei.«
    »Naja...« Er seufzte und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Ich nehme an, das spielt auch keine Rolle, da wir ja nicht abgeholt werden, richtig?«
    »Nicht unbedingt«, meinte sie. »Die Owauku haben nichts davon gesagt, dass in den letzten Tagen ein Schiff hier angekommen wäre. Sebast könnte sich ebenfalls verspätet haben.« Sie zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich nehme an, das ist kein großer Trost.«
    Und es wäre sicher noch weit weniger tröstlich, dachte sie , wenn ich ihm sagte, dass Sebast möglicherweise deshalb nicht kommt, weil die Expeditionsteilnehmer im Augenblick von Kakerlaken verdaut und ausgeschissen werden. Sie hütete sich, das zu erwähnen, weil sie wusste, dass schon der Verlust der Fibel sehr wahrscheinlich zu viel für ihn war.
    Aber es sah nicht so aus, denn sein Lächeln erlosch nicht. Selbst als seine Lippen zitterten, wurde das Lächeln nur stärker. Seine Augen wurden nicht kälter, und ihr Blau wirkte plötzlich nicht mehr wie kalte Scheiben aus Eis, sondern eher wie das Meer, endlos und friedlich.
    Und selbst als sie ihn anstarrte, wandte er sich nicht von ihr ab.
    Das war höchst ungewöhnlich. Er hatte sie viele

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