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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Male zuvor mit ganz unterschiedlichen Blicken angesehen. Sie hatte seine Neugier gespürt, seine Wut und seine Sehnsucht, die er ihr mit seinem Blick deutlich gezeigt hatte. Und immer, immer hatte er sich wie ein Schaf vor einem Wolf abgewandt, wenn sie sich umgedreht hatte, um seinen Blick zu erwidern.
    Jetzt jedoch war sie es, die den Impuls verspürte, sich abzuwenden. Sie war es, die spürte, wie sie verlegen lächelte. Ihn so ... freundlich zu sehen, ohne sein Schwert, ohne Blutspritzer auf seinem Gesicht, war so ungewöhnlich, dass sie plötzlich den Eindruck hatte, als wäre irgendetwas falsch, als wäre er nackt, so ohne Gewalt und Wut.
    Als wenn du noch mehr Gründe bräuchtest, um vor ihm wegzulaufen.
    »Wir sitzen hier in der Falle, weißt du«, sagte sie. »Jedenfalls für die nähere Zukunft. Wir haben keine Waffen, keine Fibel und keine Kleidung. Wir hocken mitten in einem Haufen von zweibeinigen Reptilien, und du hast nur knapp einen Pfeil in deinem Bein überlebt.« Sie schnaubte verächtlich und stützte sich wieder auf ihre Hände. »Also, nur für den Fall, dass du es vergessen hast, es gibt eigentlich nicht den geringsten Grund zu lächeln.«
    »Wahrscheinlich nicht«, gab er zurück. »Aber die Dinge sehen viel besser aus als noch vor zwei Tagen.«
    »Sie werden auch wieder schlechter werden.«
    »Das tun sie immer«, stimmte er ihr nickend zu. »Aber einstweilen ...«
    Aber einstweilen, sagte sie sich, solltest du tot sein. Und ich hätte dich töten sollen. Einstweilen sitze ich hier und komme mir wie ein hilfloser Idiot vor, weil ich jetzt diejenige bin, die sich bei deinem Blick abwendet. Einstweilen lasse ich zu, dass du ... dass du mich so berührst. Mein Vater glaubt, dass eine menschliche Berührung eine Shict infizieren kann, und du hast mich genauso berührt. Du hast meine Ohren berührt! Einstweilen sollte ich dich
töten, ich sollte weglaufen, und dann sollte ich mich töten, damit ich nicht ständig an dich, deine schreckliche kranke Rasse und deine runden Ohren denken muss!
    Während ihr all diese Gedanken durch den Kopf schossen, brachte sie nur die ersten beiden Worte über die Lippen.
    »Aber einstweilen ...?«
    »Aber einstweilen«, sagte er lächelnd, »sind wir am Leben.«
    »Ja«, seufzte sie und erwiderte sein Lächeln. »Wir alle.«
    Er blinzelte und verzog verwirrt das Gesicht. »Hast du gesagt, wir alle?«
    »Das hat sie«, meldete sich eine bekannte Stimme hinter dem Lederlappen vor der Tür.
    Ein Lächeln überzog ihre Gesichter, als sich ein Kopf mit dichten braunen Locken in die Hütte schob und haselnussbraune Augen sie ansahen. Das Lächeln der Lippen darunter war zwar nur schwach, aber herzlich, aufrichtig und beruhigend vertraut.
    »Wir alle«, wiederholte Kataria und deutete auf die Tür. »Einschließlich ah-he man-eh-wa.«
    »Verstehe.« Lenk lächelte immer noch.
    »Du kannst mich weiter Asper nennen«, erwiderte die Priesterin. »Die Owauku lieben ganz offensichtlich lange Namen.«
    »Das ist mir bereits aufgefallen.« Einen Moment herrschte verlegenes Schweigen, bis Lenk schließlich hustete. »Also, willst du nicht hereinkommen?«
    »Ach ja ...« Kataria feixte. »Ah-he man-eh-wa bedeutet offenbar, ›schüchtern, wenn fast nackt‹.«
    »Du bist auch fast nackt!«, stieß Asper hervor und hob den Kopf. »Und all jene von uns, die nicht den Körperbau eines heranwachsenden Knaben haben, haben etwas, das zu verbergen sich durchaus lohnt.«
    »Ist das so?«, fauchte Kataria. »Vielleicht kannst du dann ja um ein paar Kleidungsstücke beten? So wie du um eine sichere Reise für uns gebetet hast?«
    »Und dazu wurde ihr ein Verstand gegeben, der zu ihrem
Körperbau passt«, knurrte Asper. »Es sind diese Gebete und der Glaube, der mit ihnen Hand in Hand geht, die mich daran hindern, dir den Schädel einzuschlagen.«
    »Womit denn? Mit deinem gewaltigen Gesäß? « Kataria fletschte ihre Eckzähne. »Ich würde gern sehen, wie du das versuchst.«
    »Also ...« Lenk sah zwischen den beiden Frauen hin und her. »Wie es scheint, habe ich tatsächlich den Spaß verpasst.«
    »Es ist gar nichts.« Aspers Verlegenheit verschwand offenbar, denn sie stürmte in die Hütte, einen prallen Wasserschlauch gegen ihre Brust gedrückt. Sie drückte ihn Lenk in die Hände, als sie sich neben ihn kniete. »Ich muss deine Wunde untersuchen. Trink.«
    Das tat er, gierig vor Durst, während Asper geschickt seinen bandagierten Schenkel abtastete und an bestimmten Stellen

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