Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
du auch so etwas? Nicht, dass ich deine Leidenschaft für Sauberkeit nicht zu schätzen wüsste, aber hättest du meine Hose nicht einfach waschen können?«
»Du glaubst, ich hätte dich ausgezogen?« Sie schlug sich auf die Brust. »Hör zu, du schwachsinniger, glatt rasierter Maulwurf, wenn ich unbedingt so viel mageres Fleisch hätte sehen wollen, hätte ich einfach ein Hühnchen gerupft.« Sie seufzte, lehnte sich zurück und stützte sich auf ihre Hände. »Ich bin auf dem Weg hierher ohnmächtig geworden und so bekleidet aufgewacht. Sie halten hier nicht sonderlich viel von Schicklichkeit.«
Lenk hob eine Braue. »Sie?«
»Sie.« Sie deutete mit ihrem Kinn auf eine Stelle hinter seinem Kopf. »Vor allem er.«
Nachdem er den Kopf gedreht hatte, konnte sie feststellen, wie hoch Menschen springen konnten. Sie grinste und betrachtete ihn ungeniert, während er die Kreatur musterte, die neben ihm hockte. Dabei durchlebte sie erneut die Momente, die sie selbst durchgemacht hatte, als sie aufwachte und diese riesigen gelben Augen gesehen hatte.
Es waren ungeheuerliche Augen, größer als Pampelmusen und offenbar nach Kräften darum bemüht, dem grünen
Schädel mit dem kurzen Rüssel zu entkommen, in dem sie steckten. Sie waren zweifellos das Erste, was Lenk bemerkte. Danach würde er den unförmigen schuppigen Körper der Kreatur sehen, eine grauenvolle Kreuzung zwischen einem Gecko und einem Bierhumpen, mit vier stummeligen Extremitäten, die jeweils in drei pummeligen Fingern endeten.
Anschließend würde ihm die höchst beunruhigende Tatsache auffallen, dass diese Kreatur Kleidung trug. Im Augenblick kratzte sie sich zerstreut unter ihrem pelzigen Lendenschurz und rückte dann den runden schwarzen Hut zurecht, der viel zu klein für ihren großen Kopf war. Der Blick eines Auges blieb auf Lenk gerichtet, während das andere über den Rand einer getönten Brille zu Kataria linste.
»Was’n los mit ihm?« Die Stimme der Kreatur war so tief, dass Lenk erneut zusammenzuckte.
»Fieber«, antwortete Kataria. »Er ist im Moment einfach nur ein bisschen sonderbar.«
»Ich bin ein bisschen sonderbar?« Lenks Stimme war heiser vor Überraschung. »Ich?«
»Au, heho, das is’ nich’ höflich, Vetter.« Die Kreatur schüttelte ihren gewaltigen Schädel. »König Togo wünscht immer Höflichkeit auf Teji, weißte.«
»König ... was ... wer?« Lenk starrte die Kreatur verwirrt an und hob eine Hand. »Warte, Augenblick ...« Er drehte sich zu Kataria herum. »Zuerst mal ... was zur Hölle ist das?«
»Er ist kein es«, erwiderte die Shict mit einem bösen Blick. »Er ist ein Owauku, und sein Name ist Bagagame.«
»Das ist ein Owauku?« Lenk blickte wieder zu der Kreatur zurück. »Und sein Name ... ist ...«
»Bagagameogouppukudunatagana-oh-sho-shindo«, erwiderte die Kreatur und fletschte ihre gelben Zähne zu einem strahlenden Lächeln, während sie an die Hutkrempe tippte. »Bin Herald von König Togu, jau, und heiß’ dich auf Teji willkommen.«
»Also... Bagagame.«
»Klar, Vetter.« Er ließ den Kopf sinken, und sein Lächeln
verschwand hinter dunkelgrünen Lippen. »Mach nur und nenn mich so. Hab schließlich keinen Namen nich bekommen, der was Besonderes bedeuten würde, nein, als mein Vater ihn mir gegeben hat, und meine gesamte Herkunft in ein einzelnes Wort packte. Nee. Bagagame is’ wunderbar.«
»Oh, aha ...« Lenk rieb sich den Nacken. »Hör zu, ich habe wirklich nicht erwartet, dass eine Echse Vorfahren hat, die ich beleidigen könnte, deshalb ...«
»Schon klar«, grunzte Bagagame. »Bin so verdammt froh, dass du auf den Beinen bist und wach und nich’ mehr im Schlaf babbelst.«
»Ich habe im Schlaf gesprochen?« Lenks Neugier verwandelte sich schlagartig in Schrecken, und er fuhr zu Kataria herum. »Du hast zugelassen, dass er mich im Schlaf beobachtet?«
»Naja, er war nicht wirklich an dir interessiert, bis du dich vollgepisst hast.« Sie zuckte mit den Schultern.
»Warum hast du das zugelassen?«
»Ich konnte nur schlecht Nein sagen; immerhin ist das hier seine Hütte. Und er hat sich freiwillig angeboten, bevor irgendeiner der anderen es konnte.«
Lenk ließ seinen Blick durch die Strohhütte gleiten, musterte das reetgedeckte Dach und die Matten aus geflochtenen Binsen auf dem Boden. »Es gibt noch mehr? Sie haben Häuser? Wofür brauchen Echsen Häuser?«
»Fantastisch.« Sie seufzte und verdrehte die Augen, als sie Bagagame ansah. »Er macht es schon
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