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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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nicht gesagt«, eine sanfte Brise strich liebkosend durch seinen Verstand, »dass ich dich zerstören würde.«
    »Was soll das heißen?«
    Die Brise legte sich.
    »Was hat das zu bedeuten?«
    Die Wärme kehrte zurück.
    »Was bist du?«
    »Ich bin hier«, antwortete eine andere Stimme. »Ich bin hier, gleich hier.«
    »Was? Wo?«
    »Hier, Lenk. Ich bin direkt hier, bei dir.«
     
    Ein rascher, unrhythmischer Trommelwirbel, noch nicht sehr gleichmäßig.
    Sie hörte ihn, als sie ihr Ohr auf seine Brust legte, hörte, wie er von irgendwo tief unten in seinem Inneren emporstieg. Davor hatte sie nur ein flüchtiges Flüstern wahrgenommen, ein Murmeln, gequälte Schreie. Jetzt jedoch summte sein Herz leise, seufzte in seinem Körper.
    Obwohl sie wusste, dass sie versuchen sollte, diesen Impuls zu bekämpfen, wurde ihr Lächeln mit jedem Schlag stärker.
    »Er lebt«, flüsterte sie. Sie ließ ihren Kopf auf seine Brust sinken und spürte, wie sie sich bei jedem Atemzug hob und senkte. Sie schloss die Augen. »Verdammt.«
    Es wäre einfacher gewesen, wenn er gestorben wäre, wenn er tot geblieben wäre. Dann hätte sie eine Träne vergießen, ein paar Worte zu seinem Andenken sprechen und sich wieder eine Shict nennen können. Sie betrachtete die Bandagen auf seinen Wunden und roch den Duft der Salbe. Sie könnte sie herunterreißen. Dann würde er sterben, und ihre Probleme wären gelöst. Das war wieder eine Gelegenheit, eine weitere Chance, sich zu beweisen. Und erneut brachte sie es nicht fertig, ihn zu töten.
    Du konntest nicht einmal zusehen, wie er stirbt, schalt sie sich . Du konntest nicht einmal untätig sitzen bleiben und ihn einfach sterben lassen. Wieso warst du nicht einmal dazu fähig?
    Kataria seufzte in Einklang mit seinem Herzschlag; so einfach war das eben nicht.
    Ihre Ohren zuckten, als seine Muskeln sich unter seiner Haut versteiften. Knochen ächzten, das Blut floss wieder ruhiger, ungehindert; er kam zu sich. Sie wich zurück, hörte, wie seine Lider zuckten, und hielt den Atem an, als er die Augen öffnete. Er stöhnte, wandte ihr das Gesicht zu und starrte sie an.
    Zwei blaue Augen sahen sie an, strahlend blau und schimmernd von Feuchtigkeit. Zwei blaue Augen, sie atmete erleichtert aus, mit Pupillen. Es war Lenk, der sie ansah, und nicht
das, was in ihm hauste. Es waren Lenks Augen, die blinzelten, Lenks Lippen, die zuckten.
    Lenks zitternde Hand, die sich hob und sie berührte.
    Du könntest jetzt gehen, das weißt du, sagte sie sich . Du könntest weglaufen, und dann würde er sich einreden, dass er es nur geträumt hat. Du würdest eine andere Möglichkeit finden, von dieser Insel wegzukommen, und ihn niemals wiedersehen. Dann müsstest du wenigstens nicht hier herumsitzen und dich von ihm anfassen lassen. Es wäre ganz einfach.
    Sie sah, wie der Schleier von seinen Augen wich, wie seine Tränen in dem Sonnenlicht trockneten, das durch das Schilfdach sickerte. Sie spürte seine Finger auf ihrer Wange, fühlte, wie die Scham in ihr versuchte, ihre Stimme zu erheben, als sie ihr Gesicht in seine Handfläche schmiegte. Sie spürte seinen Herzschlag in seinen Fingerspitzen; er wurde schneller, und sie seufzte.
    Es war eben nicht so einfach.
    »Du ...«, flüsterte er mit belegter Stimme.
    »Ich«, antwortete sie. Sie sah die Reflexion ihrer langen, spitzen Eckzähne in seinen Augen, sah ihr eigenes Lächeln. »Verdammt.«
    Er schien sie nicht zu hören, sie nicht einmal richtig zu sehen. Nur sein Tastsinn funktionierte, und er erforschte sie damit. Sie spürte die Rillen seiner Finger, die Schwielen auf seiner Handfläche, seine verschwitzte Haut, als er mit der Hand über ihre Lippen strich. Sie fühlte, wie ihr heißer Atem über seine Fingerspitzen strich.
    Er tastet mich einfach nur unbewusst ab, sagte sie sich . Er berührt mich wie ein Affe. Er ist ein Affe, schon vergessen? Wahrscheinlich glaubt er, dass er immer noch schläft ... oder dass er tot ist. Du kannst immer noch weglaufen, oder du kannst ihn zurückstoßen. Als sie spürte, wie sie sich erneut in seine Berührung lehnte, musste sie sich zusammenreißen, um nicht laut zu schreien. Bei Riffid! Beiß ihn wenigstens, tu irgendetwas!
    »Du bist real«, flüsterte er.
    Seine Hand glitt höher, seine Finger fuhren durch ihr Haar.
Sie spürte den Schweiß auf ihrer Kopfhaut, der sich auf seine Haut übertrug, spürte seine zärtliche Hand.
    Er ist nicht zärtlich, rief sie sich ins Gedächtnis. Denk daran, wie viele Leute er getötet

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