Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
Wir haben so etwas noch nie zuvor gesehen, eine Brut, die sich über so viele dumme Dinge Gedanken macht und gleichzeitig in vollkommener Furcht vor den Unsichtbaren Dingen lebt, mit denen sie redet, und sich ständig über andere Sachen Gedanken macht, als sich fortzupflanzen und zu töten. Es ist, als würde man ... Ameisen beobachten. Das ist doch das richtige Tier, oder? Ja ... Ameisen, die laufen auch herum und klammern sich an jedes kleine Stückchen Dreck, als wäre es der größte Brocken, den sie je gesehen haben, selbst wenn tausend weitere herumliegen. Nimm ihnen das Stück weg, und was tun sie? Sie schnappen sich ein neues, aber meistens sitzen sie nur rum ... wie du.«
Und an wie viel Dreck hast du dich festgeklammert? Grahta, Großvater, die Menschen ... sie sind alle weg. Wie viel mehr kannst du aufheben?
»Du willst nicht aufstehen, stimmt’s?« Sie erhob sich und nahm ihr Schwert in beide Hände.
Das ist gar nicht schlecht.
»Kein Dreck mehr, was?«
Kein Schmerz mehr; nicht mehr allein sein.
»Zu schade.«
Sie hob die Waffe und zielte mit der Schneide auf seine Kehle. Das würde eine ziemliche Schweinerei werden.
Keine Flüsse mehr; keine Felsen.
»He, vielleicht habt ihr ja recht mit diesen ganzen Unsichtbaren Dingern, was? Wenn ja, dann bin ich davon überzeugt, dass du deine rosa Freunde noch heute Abend dort sehen wirst.«
Nichts mehr von gar nichts ... das wäre so großartig ...
»Wie auch immer ...«
»SHENKO-SA! «
Er blinzelte. Diese Worte hatte nicht das Langgesicht ausgestoßen. Und auch dieses schrille, kreischende Geräusch stammte nicht von ihr.
Das laute, wütende Gebrüll jedoch, als sie zur Seite taumelte und mit ihrer freien Hand den Pfeil umklammerte, der tief in ihrer Flanke steckte, kam ganz bestimmt von ihr.
Gariath hatte fast Angst, seinen Blick auf die andere Seite des Flusses zu richten, aus Furcht, dass er die Spitzohrige sehen würde. Falls sie diesen Pfeil in diesem richtigen Moment abgefeuert und ihn damit gerettet hatte, würde er auf der Stelle sterben und sie hoffentlich mitnehmen. Er war auf diese Möglichkeit vorbereitet, hatte sich gegen die Idee gewappnet, dass der Pfeil aus dem Nichts gekommen war und ihm eine Möglichkeit gab, einen letzten Atemzug zu tun, bevor er sich hinlegte und starb.
Doch er war nicht auf das vorbereitet, was er sah.
Es war kein Rhega , und ganz bestimmt kein Mensch, was da am anderen Ufer stand. Die Kreatur war groß und vollkommen mit grünen Schuppen bedeckt. Sie hielt ihren langen schwarzen Bogen in einer mächtigen, klauenbewehrten Hand. Ihr straffer und muskulöser Körper war mit schwarzen und roten Tätowierungen geringelt. Hinter ihrem langen,
peitschenden Schweif standen noch weitere wie sie ... weitere Reptilien, die Gariath mit ihren großen gelben Augen über langen grünen Schnauzen anstarrten.
Das Reptil ganz vorne hob die Hand, betrachtete Gariath durch ein einzelnes gelbes Auge und sprach.
»Indah-ah, Rhega. «
»Was?«, stieß er atemlos hervor.
»Ich wusste es! Ich wusste es!« Er drehte sich um und sah, wie das Langgesicht den Pfeil aus ihrem Körper zog, ohne auch nur zusammenzuzucken, als würde sie sich einfach nur mit einem spitzen, scharfen Eisenstück eine juckende Stelle kratzten. »Xhai sagte, dass ihr alle hochkommt, wenn jemand anfängt, euch zu verspotten! Ich habe ihr nicht geglaubt!«
Er richtete seinen Blick wieder auf den Fluss. Die Kreaturen waren verschwunden. Dort, wo sie gestanden hatten, sah er jetzt nur noch dichtes Unterholz. Vielleicht hatte er sie sich nur eingebildet; vielleicht waren sie gar nicht dort gewesen...
Aber diesen blutverschmierten Pfeil, der jetzt auf dem Sand lag, konnte man sich nicht einbilden. Und er lag ganz offen da. Er blickte von dem Pfeil zu dem Langgesicht, das auf ihn zutaumelte und die Waffe hinter sich herzog.
Gut genug.
»Hätte nicht gedacht, dass es funktionieren würde. Jetzt schulde ich Xhai eine ...«
Sie reagierte nicht, falls sie die Faust überhaupt kommen sah.
Es war eine Möglichkeit, dachte Gariath, aber eine, die er gern akzeptierte, als er gleichzeitig mit seinem Arm hochkam. Seine Knöchel prallten auf ihr Kinn, und ihr Kopf flog zurück. Sie hatte einen eisenharten Schädel, was ihm seine schmerzende Faust sagte und was ihm schon ihre Unterhaltung klargemacht hatte.
Und sie war auch bereit, Schläge zu akzeptieren. Sie akzeptierte sie, während er zweimal kurz hintereinander zuschlug, spürte, wie ihre Knochen unter
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