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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Hinter seinen Augen tanzten Schatten vor Flammen in einem wilden, sich drehenden, quälenden Kreis aus Feuer. Vor einem blassen, gleichgültigen Mond drehten sich langsam die Flügel einer Mühle, hoben ihre brennenden Gliedmaßen flehentlich zum Himmel, bevor sie sie senkten, unbeachtet und niedergeschlagen. Vor ihrem hölzernen glühenden Fundament lagen mit dem Gesicht nach unten Tote, deren Hände sich nach einem warmen Fluss streckten.
    »Erinnere dich daran«, sagte die Stimme mit einer solchen Schärfe, dass Lenk unwillkürlich zusammenzuckte, »warum wir sie nicht brauchen.«
    »Nein«, wimmerte er.
    »Von mir aus«, sagte jemand neben ihm. »Du musst ja nicht, wenn du nicht willst, aber du brauchst deshalb nicht gleich so gequält das Gesicht zu verziehen.«
    Lenk öffnete die Augen und warf einen finsteren Blick auf den Fluss und die in den Wellen tanzende Reflexion eines unrasierten Gesichtes, das auf ihn herunterblickte.
    »Wenn ich gequält aussehe, dann nur, weil du mit mir redest«, erwiderte er barsch.
    »Du kannst jederzeit hier verschwinden. Ich kann mich nicht erinnern, dich eingeladen zu haben.«
    Denaos war nicht mehr nur eine einzelne Stimme, nicht mehr so einfach zu ignorieren wie zuvor. Stattdessen war jedes Geräusch, das er produzierte, wie ein Chor: eine Klage, gefolgt von einem lauten Schlürfen, einem ungehobelten Rülpser als Interpunktion und dem Geräusch einer ausgehöhlten
Kürbishälfte, die auf einem wachsenden Haufen von ausgehöhlten Kürbishälften in den Pausen zwischen den Klagen landete.
    Jetzt blickte er auf den jungen Mann herunter und grinste, während er sich die Tropfen ableckte, die ihm in den Bart gelaufen waren.
    »Sie haben zwar nicht die geringste Ahnung von dem Konzept von Kleidung, die verhindert, dass der Wind einem die Nüsse hin und her schaukelt, aber sie brennen einen ausgezeichneten Schnaps.« Er hielt Lenk die Kürbistrinkschale hin. »Bist du sicher, dass du nicht kosten willst?«
    »Ich bin sicher, dass ich nicht weiß, was das ist«, erwiderte Lenk und stand auf.
    »Unverantwortliches Trinken ist eine von der Zeit geheiligte Tradition bei meinen Leuten.«
    »Menschen?«
    »Säufer.«
    »Ach so. Wie heißt das Zeug?«
    Denaos richtete seinen Blick nach links und räusperte sich. Neben dem Fluss hockte auf stummeligen Beinen, eine Angelrute in der Hand, ein Owauku. Der nahm jetzt ein Auge von dem Köder, der im Wasser tanzte, drehte es langsam herum und musterte den Assassinen so ärgerlich, wie das mit pampelmusengroßen Augen nur möglich war.
    »Mangwo«, grunzte er und richtete das Auge langsam wieder auf den Köder.
    »Und ... woraus wird der Schnaps gemacht?«, erkundigte sich Lenk.
    »Tja, also...« Denaos trank einen Schluck und schwenkte den Rest dann nachdenklich in seinem Mund. »Ich würde sagen, es ist etwas Fermentiertes, gemischt mit dem besten Ich-will-es-gar-nicht-wissen und etwa Wer-gibt-auch-nureinen-verdammten-blöden-Pfifferling-darauf Jahre gealtert.« Er schmatzte. »Köstlich.«
    »Ich nehme an, es sollte mich freuen, dass du dich mit den Reptilien angefreundet hast.« Lenk hob eine Braue. »Oder
finden sie einfach nur, dass dein schleimiges Verhalten so gut zu ihrem passt?«
    »Jhombi und ich kommen sehr gut miteinander klar, ja«, erwiderte der Assassine, während er seine Angel mitsamt Schnur aufhob und den Köder mit einer ausholenden Bewegung in den Fluss warf. »Wahrscheinlich liegt das daran, dass er kaum ein Wort von der menschlichen Sprache versteht und folglich nicht so anfällig dafür ist, sich wie ein jammernder, silberhaariger Hamster zu gebärden.« Er grinste den Owauku an. »Habe ich recht, Jhombi?«
    Jhombi grunzte.
    »Ein eher wortkarger Geselle«, meinte Denaos. »Wo wir gerade davon reden ... ich nehme an, die Verhandlungen mit Togu sind gut gelaufen?«
    Lenk blickte einen Moment starr geradeaus, bevor er sich räusperte. »Ja.«
    »Also wird er ...«
    »Ich sagte ja.«
    »Oh...«, der Assassine blinzelte und zuckte zurück. »Also dann ... gut.« Er schlürfte den Rest seines Getränks und warf den Kürbis achtlos zur Seite. »Wann reisen wir dann ab?«
    »Morgen.«
    »Entzückend.«
    »Nach der Party.«
    Etwas an Denaos’ Grinsen war unheimlich.
    »Ich hasse es«, zischte Lenk, »wenn deine Augen so aufleuchten. Das bedeutet immer, dass irgendjemand entweder erstochen oder belästigt wird.«
    »Und doch hast du mich jetzt quasi aus Versehen zu einem Ereignis eingeladen, das für beides höchst dienlich

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