Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
ist.« Denaos lachte und schüttelte den Kopf. »Meine Dankbarkeit drücke ich wohl am besten mit dem äußerst großzügigen Angebot aus, dass ich dich bis zum Schluss aufspare, und zwar in beiden Belangen. Wie klingt das, Jhombi?«
Jhombi grunzte.
»Jhombi stimmt mir zu.«
»Woher willst du das wissen?«
»Woher willst du wissen, dass er es nicht tut?«
»Woher kommt es, dass er unsere Sprache nicht beherrscht? Alle Kreaturen auf dieser Insel sprechen sie.« Lenks Miene verfinsterte sich, als ihm ein Gedanke kam. »Bis auf Hongwe.«
»Wer?«
»Ein großer Gonwa, der immer gereizt und wichtig aussieht.«
»Aha.« Denaos runzelte die Stirn. »Aber sie sehen alle gereizt aus. Wieso sieht dieser wichtig aus?«
»Er schleppt einen Beutel mit sich herum.«
»Einen Beutel, ja? Ich nehme an, das gilt in der Tat als eine Art Statussymbol bei einem Volk, für welches das Konzept einer Hose eine vollkommen rätselhafte Technologie darstellt.« Der Assassine betrachtete Lenk besorgt. »Du hast doch alle unsere Bedingungen durchgesetzt, oder? Wir bekommen doch Hosen?«
»Wir bekommen Hosen, ja.« Lenk nickte. »Kataria sagte...«
»Kataria war ebenfalls da?« Denaos wurde blass.
»War sie, ja.« Er starrte den Assassinen an. »Warum auch nicht?«
»Gab es dort irgendwelche Abfälle, in denen sie herumwühlen konnte? Dreck, um sich darin zu wälzen? Vielleicht ein Stück Knochen mit einem winzigen Stückchen Fleisch daran?«
Lenk richtete sich auf. »Ich dachte, wir hätten dieses Thema geklärt.«
»Was hätten wir geklärt?«
»Dass du nicht so über sie redest.«
»Wir haben tatsächlich etwas geklärt, aber offenbar jeder etwas anderes. Worauf du dich verständigt hast, ist die Bereitschaft, die Tatsache zu ignorieren, dass eine Frau, selbstverständlich ist das in diesem Fall nur ein sehr abstrakter Begriff, gedroht hat, dich zu töten.«
»Sie hat mir das Leben gerettet.«
»Ich bin noch nicht fertig.« Der Assassine wies mit dem
Daumen auf seine eigene Brust. »Ich dagegen habe mich mit der Vorstellung abgefunden, dass ich aufhören sollte, einem Mann helfen zu wollen, der beabsichtigt zu ignorieren, dass diese ›Frau‹ Reißzähne hat, und der diese weiterhin unbedingt in der Nähe von höchst empfindlichen und privaten Bereichen seines Körpers haben möchte.«
»Wenn sie vorhätte, mich zu töten, hätte sie es längst getan, oder nicht?«
»Also versuchst du allen Ernstes aufrichtig über die Anziehungskraft einer Frau nachzudenken, die eine Stufe über einem Tier steht, und zwar unter dem Vorwand, dass sie dich ja bis jetzt noch nicht getötet hat.«
»Genau das mache ich.«
»Und das kommt dir auch nicht im Entferntesten schwachsinnig vor?«
»Als wenn du noch nie gedroht hättest, jemanden zu töten, und es dann doch nicht getan hast.«
»Es gibt kein Verfallsdatum für Schwüre und Drohungen.«
»Wichtiger ist, dass sich die Dinge verändern, oder etwa nicht?«, gab Lenk zurück. »Solche Drohungen oder Schwüre sind vergessen...«
»Aufgeschoben.«
»Trotzdem... Dinge verändern sich. Dinge passieren.« Lenk starrte wieder auf den Fluss, während sein Verstand zu einer Nacht vor längerer Zeit zurückglitt. »Etwas ... etwas ist passiert.«
Denaos betrachtete den jungen Mann misstrauisch. »Was für ein Etwas?«
Lenk seufzte und rieb sich den Nacken. »Es klingt bestimmt verrückt.«
»Aus deinem Mund?« Der Assassine rang nach Luft. »Aber nein, doch nicht aus dem Mund eines Mannes, der dabei ertappt wurde, und zwar bei mehr als einer Gelegenheit, wie er mit sich selbst redete, das Nichts anschrie, und der wahrscheinlich seinen eigenen Kot frisst.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass ich ihn nicht gegessen habe, sondern dass ich...«
»Nein!« Denaos hob abwehrend die Hand. »Schweig stille, denn diesen Gedanken kannst du nicht zu Ende führen, ohne dass ich von dem Bedürfnis gepackt würde, dir aufs Auge zu hauen.«
»Hör doch einfach zu...«
»Nein, auf keinen Fall! Du hast mir soeben die wunderbaren Nachrichten übermittelt, dass wir schon bald in See stechen werden und heute Nacht unseren Abschied feiern. Mein Leben entwickelt sich im Augenblick ausgesprochen erfreulich. Ich habe etwas zu essen, etwas zu trinken und die tröstliche Gesellschaft eines mürrischen Echsenmannes. Morgen trete ich die Rückreise in eine Welt an, in der Unterwäsche nicht nur erfunden wurde, sondern in der zum Tragen derselben sogar aufgefordert wird. Ich habe versucht, dir diesen perversen,
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