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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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werden bekommen, was wir brauchen. Dein Volk wird sterben. Unklar ist eigentlich nur, wie viele von ihnen sterben werden. Töten ist etwas für Frauen. Ich kann sie nicht daran hindern, das zu tun. Zu führen ist Sache der Männer. Ich kann sie von deinem Volk wegbringen, zulassen, dass dein Volk sich versteckt, flüchtet, glaubt, dass ihre Götter ihnen zuhören, während wir uns nehmen, was wir brauchen, und anschließend weggehen.«
    Er betrachtete den Mann gleichgültig. »Das ist die Wahl,
die dir geboten wird. Wenn du es wünschst, kannst du gern ablehnen.«
    Das Gesicht des Mannes war zu sehr von Qual verzerrt, als dass er lange hätte überlegen können. Seine Antwort kam schnell und von blutigen Lippen. »Was willst du?«
    Yldus bückte sich und riss dem Mann die Kette vom Hals. Daran hing ein Symbol: ein eiserner Handschuh, der dreizehn Pfeile umklammerte. Er betrachtete das Symbol kurz und hielt es dann dem Mann vor die Augen.
    »Ich weiß, was das ist«, sagte er.
    »Und?«
    »Also weißt du bereits, was ich will.«
    »Nein«, sagte der Mann und schüttelte zitternd den Kopf. »Nein, das kann ich nicht tun. Ich habe einen Eid geschworen.«
    »Schwüre werden gebrochen.«
    »Bei den Göttern.«
    »Es gibt keine Götter.«
    »Ich habe geschworen, eine Pflicht zu erfüllen.«
    »Du hast versagt«, erklärte Yldus. »Was auch immer du für jene getan haben magst, die du hütest, spielt keine Rolle mehr. Was auch immer jedoch du für jene tun kannst, die dich Hilfe suchend ansehen, kannst du noch ausführen.«
    Der Hals des Mannes zitterte, als er sich ins Unausweichliche fügte und sich dazu zwang, einen Moment später schwach zu nicken.
    »Der Tempel«, sagte er und deutete mit einem zitternden Finger auf die Klippen und das bescheidene Gebäude davor. »Was du suchst, ist in diesem Tempel, in dem Becken. Aber halte dich an deinen Schwur.«
    »Das wäre sinnlos«, erwiderte Yldus und stand auf. »Ich werde tun, was Niederlinge tun.«
    »Dann... was auch immer du tust«, der Mann verzog das Gesicht, »aus welchem Grund auch immer du dieses verfluchte Ding brauchst ... dann wirst du sterben.« Er sprach ohne Freude, ohne Hass, ohne irgendeine Emotion. »Und
was auch immer du bist, du wirst dich an diesen Tag erinnern. Du wirst erfahren, was es ist, das du zu töten versuchst. Und du wirst erfahren, warum wir beten.« Er sah Yldus in die Augen, zuckte trotz seiner Schmerzen nicht zusammen. »Ich frage mich nur, wer deine Gebete erhören wird.«
    Der Blick des Mannes war klar und ruhig und von fast beleidigender Gewissheit. Yldus spürte, wie er unwillkürlich seine Augen zusammenzog. Er hob die Hand und richtete sie auf den Mann, während sein Blickfeld rot wurde. Der Mann zuckte nicht zusammen.
    Er hielt nur den Atem an.
    Yldus ließ den Arm wieder sinken, ließ die Macht aus seiner Hand und aus seinen Augen entweichen. Es regnete etwas stärker, und die Tropfen fühlten sich kalt auf seiner Haut an. Der Himmel war grau, und das Orange der vom Feuer beleuchteten Wolken wurde rußiger, als sich die Flammen in ohnmächtigen Rauch verwandelten.
    Er warf noch einen letzten Blick auf die Umrisse der Stadt, dann auf den Mann, bevor er sich umdrehte und zu den fernen Klippen ging. Die metallenen Schritte der Ersten folgten ihm.
     
    »UYE!«, heulte eines der langen Gesichter.
    »TOH!«, antworteten sechs in knirschender Harmonie.
    Dann krachte es.
    Der Mund hatte sich hinter dem größten Pfeiler versteckt, der das Becken des Tempels umringte, und konnte nicht sehen, wie die Türen nachgaben, aber er hörte, wie sie splitternd aufflogen. Er hörte auch die Flüche der Langgesichter, als sie hereinströmten; die Verteidiger von Yonder waren zuerst zum Tempel gekommen und hatten die Türen mit Kisten und Sandsäcken verbarrikadiert.
    Natürlich genügte das nicht, um den Rammböcken der Eindringlinge standzuhalten, aber die Bewohner von Yonder wussten nicht genug über die Kreaturen, die mit großen schwarzen Booten gekommen waren und ihre Stadt eingenommen
hatten. Sie hätten sich niemals gegen den Angriff dieser gnadenlosen Heiden wappnen können, die mit heulenden Schlachtrufen und klirrendem Eisen durch ihre Straßen tobten. Sie waren Menschen, bestanden aus Furcht und Erinnerung. Diese Menschen beschützten ihre Kirchen, sowohl aus einem Instinkt heraus als auch aus Prinzip.
    Ihre Konzentration auf die Verteidigung der Türen und später der Straßen hatte es ihm einfach gemacht, unbemerkt in den Tempel zu

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