Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
Licht?
HasshasshasshassHASSHASSHASSHASS ...
Ein leises Klacken ertönte hinter ihr.
Sie wirbelte herum, und ihr Schrei ging unter, als zwei Münder mit Zähnen und Lippen sich wie einer öffneten und ein lautes Kreischen ausstießen, das sämtliche Sinne überwältigte. Schmerz, Furcht, Instinkte verstummten vor diesem Laut. Ihre Stimme verstummte einen Augenblick später, als zwei kalte Hände sich um ihren Hals legten.
Sie konnte bei dem Anblick, der sich ihr bot, nicht schreien, besaß kaum genug Geistesgegenwart, um auch nur die ganze Gestalt dieser Kreatur aufzunehmen. Ihre Laterne schwankte an einem langen, schimmernden Stängel zwischen ihnen und badete ihren gewölbten Schädel in Wellen aus Licht und Schatten. Sie sah die beiden Münder, verzerrt und scharf,
weich und weiblich, der eine zu einem klaffenden, mit Zähnen gespicktem Knurren verzerrt, der andere zu einem breiten, boshaften Grinsen.
Es kam Asper nicht in den Sinn zu kämpfen, sich gegen diese Kreatur zu wehren oder auch nur zu versuchen zu schreien. Die Missgeburt schien sie mit Entsetzen zu bannen, nahm ihr die Fähigkeit, etwas anderes zu tun, als sie einfach nur wie betäubt und vollkommen entsetzt anzustarren. Sie war sich bewusst, dass sie vom Boden hochgehoben wurde, zu den schimmernden, scharfen äußeren Zähnen gezogen wurde. Sie registrierte die riesigen, leeren Augen der Kreatur, in denen sich winzige schwarze Pupillen in gischtweißen Augäpfeln weiteten. Mehr nahm sie nicht wahr.
Und schon gar nicht den Schatten, der sich hinter der Kreatur aufrichtete.
Sowohl die Priesterin als auch das Ungeheuer wurden sich kurz darauf jedoch Denaos’ Gegenwart sehr deutlich bewusst, und zwar durch das silberne Blitzen, mit dem das Messer des Mannes aus der Dunkelheit zuckte und sich tief in das Schlüsselbein der Kreatur grub. Die Bestie knurrte mehr, als dass sie schrie; sie schien eher verärgert als wütend zu sein. Sie drehte den Kopf, um zu sehen, wer sie angriff.
Denaos zog seine Klinge aus der Kreatur, und als Asper das Blut sah, das aus der Wunde sickerte, kam sie mit einem Schlag wieder zu sich. Sie prügelte auf die Kreatur ein, trat sie, zerrte an ihren mit Schwimmhäuten bestückten Klauen und rammte ihre Füße in das weiche, gummiartige Fleisch. Daraufhin richtete das Ding seine Aufmerksamkeit wieder auf sie und knurrte böse, offenbar verstimmt über ihre plötzliche Raserei, während es gleichzeitig den Griff um ihren Hals verstärkte.
Im selben Moment wurde alle Wut in ihr erstickt, und gleich darauf wurde das Leben schnell aus ihr herausgesogen. Denaos jedoch war schneller. Er hob erneut sein Messer, rammte es der Kreatur in die Achselhöhle und drehte es herum. Diesmal brüllte das Ungeheuer, aber es verlor längst
nicht genug Blut, um ernsthaft geschwächt zu sein. Es schleuderte Asper zur Seite, die durch den Nebel rutschte, und wandte sich zu Denaos um. Die schwarzen Pupillen brodelten vor Wut.
Asper rappelte sich auf, ignorierte den Gestank nach Tod auf dem Erdboden und betrachtete den Kampf, der sich vor ihr entspann.
Denaos zuckte nicht zusammen, drehte sich nicht herum, rannte nicht fort. Seine Gestalt war ein geschmeidiger, fließender Tintenfleck im Nebel, als er seine Waffe hob und sich der Kreatur stellte, die ebenfalls zu fließen schien, während ihr Körper von einer Seite zur anderen schaukelte, sodass die Laterne immer nur jeweils einen Kämpfer beleuchtete.
Asper sah dem Kampf in diesen blauen Blitzen zu. Die Kreatur zuckte und stürzte mit ausgestreckten Klauen vorwärts. Denaos schien rückwärtszufließen; sein Messer jedoch sprang vor. Die Laterne des Ungeheuers explodierte in einem Schauer von Blau, der von zwei synchronen Schreien untermalt wurde, während es zurückwich und eine schwimmhäutige Hand umklammerte, in deren Handfläche drei Finger aus Stahl steckten.
Die Laterne glühte einen Moment weiß, als sich die Kreatur zurückzog. Dann jedoch explodierte das Licht, und der Kampf tobte in der Dunkelheit weiter.
Das Ungeheuer sprang vor. Denaos griff nach seinem Gürtel. Glas klirrte, und es stank nach Schnaps. Die Bestie knurrte, riss die Kiefer auseinander, eine Hand zuckte vor. Ein Schrei ertönte, ein männlicher und quälend menschlicher Schrei. Und etwas Schweres landete auf dem Boden.
Dann herrschte Schweigen.
Langsam kehrte das Licht zurück. Es war nur wenig mehr als stecknadelgroß; sie sah, wie es das Gesicht eines Mannes beleuchtete, das vor Schmerz verzerrt war, der den
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