Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)
Atem zwischen den Zähnen einsog. Das Licht schwoll zur Größe einer Faust an, und sie sah eine graue schwimmhäutige Hand, die voller Blut war und von der Whiskey tropfte. Sie
griff nach der Kehle des großen Mannes, auf der sich grüne Abdrücke von Klauen abzeichneten.
Als das Licht schließlich wieder aufflammte, starrte Asper Denaos an, der im Würgegriff des Ungeheuers hing.
Sie erhob sich, um ihm zu helfen, und stellte fest, dass ihr Körper einen Kampf ausfocht zwischen ihrem Willen und dem pochenden Schmerz in ihrem Arm. Sie wimmerte, umklammerte den Arm und versuchte, sich auf den Beinen zu halten.
»Nicht jetzt, nicht jetzt, nicht jetzt!«, wimmerte sie. »Bitte, lass mich einfach... nur dieses eine Mal. Bitte!«
»Heiß«, antwortete eine Stimme. »Heiß ... heiß ...«
Sie spürte Draedaeleon neben sich; das Fieber in seinem Körper sickerte aus seinen glühend roten Augen. Das Haar hing ihm ins Gesicht, sein Mantel schlackerte um seine Gestalt, während er gefährlich auf seinen erschöpften Füßen schwankte. Er starrte das Ungeheuer und den Assassinen an, offenbar ohne das unmittelbar bevorstehende Ableben des Letzteren zu registrieren. Stattdessen hob er eine Hand, und ein kleiner Kreis von orangefarbenem Licht glühte in seiner Handfläche auf.
»Heiß«, flüsterte er, während seine Augen plötzlich zu brennenden roten Blumen aufzublühen schienen. »HEISS!«
Das Wort, das dann folgte, hörte sie nicht. Aber sie sah, wie der Kreis ein Funke wurde, der flackernd wie eine Rosenblüte aus seiner Handfläche schwebte und mit einem orangefarbenen Schweif auf die beiden Kämpfer zuflog. Das Ungeheuer nahm keinerlei Notiz davon, als der Funke über den Nebel zischte, und ließ auch sein Opfer nicht aus den Augen, als der kleine Funke mit einem Zischen auf der von Whiskey getränkten Stirn der Kreatur landete.
HeißheißheißheißHEISSHEISSHEISSHEISS ...
Diesmal ertönte das Flüstern in einem kurzen Stakkato aus Schreien. Denaos wurde fallen gelassen, war vergessen, als das Ungeheuer in Flammen aufging. Es wand sich in einer Feuersäule, während blaues Licht in dem Inferno zuckend
aufleuchtete und die Kreatur verzehrte. Asper glaubte, dass sie etwas in seiner Gestalt erkannte, die jetzt von den Flammen beleuchtet wurde, etwas, das ihr vage bekannt vorkam. Die Form ihres Oberkörpers, eine höhnische Parodie auf die weibliche Figur vielleicht, oder die gefiederten Kiemen, die wie Räucherstäbchen verbrannten, als sich das Ungeheuer zu Boden warf.
Sie hatte nicht vor, hinzugehen und genauer nachzusehen, als dieser Schrecken seinen brennenden Körper über den Boden wälzte und eine Aschespur zurückließ. Sein Wehklagen, sein Flüstern sickerte aus ihrem Verstand, während die Kreatur den Hof verließ, ihren brennenden Leib durch ein Loch in der Wand wuchtete und in die Nacht verschwand.
Asper sah ihr nur einen kurzen Moment nach, bevor ihre Aufmerksamkeit sich auf den dürren Jüngling neben ihr richtete, dessen Beine ihm den Dienst versagt hatten.
»Hat es ...?«, murmelte Dreadaeleon, als er auf den Rücken fiel. »Wieder gerettet ...«
Sie kniete sich neben ihn und legte ihre Hand auf seine Stirn. Soviel sie fühlen konnte, war das Fieber nicht heftiger geworden; der Jüngling war einfach nur vollkommen erschöpft. Das Wirken dieses einfachen Funkens hatte eine Kraft von ihm gefordert, die er einfach nicht mehr hatte. Und wie dieser Funke flackerte auch er. Er brauchte Wasser; er brauchte Ruhe.
»Bleib...«, flüsterte er und griff nach ihr. »Heiß... schmerzt ... aber ich habe es geschafft ... ich habe gerettet ...«
»Ich weiß, dass du es vollbracht hast«, antwortete sie und strich ihm das Haar aus der Stirn. »Und ich bin hier, aber ich muss auch Denaos helfen.«
»Denaos?« Er kniff Augen und Mund vor Wut zusammen. »Denaos? Er hat nichts gemacht! Ich war es! Ich habe dich gerettet! Ich bin der Held!« Er versuchte sich aufzurichten, sank jedoch keuchend zurück. »Ich bin der ... der ...«
»Bitte, Dread«, bat sie, als sie ihn sanft auf die Steine legte. »Nur einen Moment.«
»Arschlöcher«, murmelte er, während er die Augen schloss. Seine Lippen waren immer noch wütend verzerrt. »Ihr beiden.«
Aber Asper hatte keine Zeit, darüber nachzudenken oder sich beleidigt zu fühlen, sondern stand auf und lief rasch zu Denaos. Sie legte seinen Kopf in ihren Schoß und sah die Wunde an seinem Hals, das grüne Gift, das darin schimmerte. Sie untersuchte ihn hastig,
Weitere Kostenlose Bücher