Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

verschluckt. Ihre panischen Bemühungen zu fliehen, wobei sie achtlos übereinanderkletterten, die verzweifelten Gebete an irgendeine Gottheit, all das war zu Ende.
    Ihre Leichen lagen ebenso zerbrochen am Boden wie die Trümmer der Statue, die vom Himmel gefallen war.

29

SIE
    Die Welt und er röchelten. Blut und Staub stiegen in großen rot-schwarzen Schleiern um ihn herum auf. Sie nahmen ihm die Sicht, dämpften alle Geräusche und schienen ihn von innen heraus zu strangulieren, während er über die Erde kroch. Die zertrümmerte Barrikade war mit Leichen gespickt, und die Korallen zerschnitten denen, die immer noch panisch und verwirrt umherirrten, Hände und Füße. Er nahm ihre Schreie jedoch nur sporadisch wahr, denn ihre Stimmen waren nur so lange zu hören, wie sie sich unmittelbar neben ihm befanden.
    Das Geräusch von Metall jedoch hätte er über mehrere Meilen Entfernung hinweg vernommen.
    Dieses Geräusch war das Rasseln ihrer Stiefel und das leise Flüstern ihrer Speere, wenn sie Fleisch durchbohrten, während die Niederlinge durch die Staubwolke marschierten. Sie waren nur als schwarze Schatten zu erkennen. Geradezu mechanisch suchten sie nach Überlebenden, die verzweifelt fliehen wollten, versetzten ihnen den Todesstoß und marschierten weiter.
    Vielleicht war er einfach zu unbedeutend, als dass sie bemerkt hätten, wie er hier atemlos auf Händen und Knien herumkrabbelte. Vielleicht waren sie auch zu sehr auf ihr Ziel konzentriert, um sich mit ihm aufzuhalten, als sie an ihm vorbei zur Treppe marschierten. Jedenfalls vermutete er die Treppe in dieser Richtung – genau erkennen konnte er sie nicht.
    Vielleicht sehen sie aber auch einen Kerl in einem schmutzigen Mantel, der Reste von Erbrochenem um den Mund hat, im Dreck herumkriecht und versucht, sich nicht einzunässen, und sie haben einfach nicht genug Mitleid, um ihn von seinem Elend zu befreien.
    Stell dein Glück nicht infrage, Gelehrter.
    Die Worte zirpten wie Grillen in seinem Hinterkopf.
    Grünhaar! Wo zur Hölle hast du gesteckt?
    Ich habe beobachtet, Gelehrter.
    Ah, und? Hat dir das Schauspiel gefallen? Hast du gesehen, was gerade geschehen ist? Diese zerschmetterten und zermalmten Leichen sind wirklich ein faszinierender Anblick, oder?
    Die Schrecken, die dieser Mann bewirkt hat, sind nichts gegen das, was noch kommen wird, Gelehrter.
    Oh, gut. Denn ich habe gerade angefangen, diesen gottähnlichen Zauberer mit seiner grenzenlosen Macht, der gigantische Statuen durch die Gegend wirft, furchtbar langweilig zu finden.
    Hör auf zu jammern, Gelehrter. Dieser Gedanke wurde von einer Woge schmerzhaften Gekreisches begleitet. Ich brauche einen Magus, keinen sarkastischen Wurm. Ich brauche einen Helden.
    Dazu fiel ihm nichts ein. Jedenfalls nichts, was er hätte in Worte fassen können. Aber sie schien auch keine Worte zu brauchen. Sie spürte, was in ihm aufwallte.
    Komm zu mir.
    Es waren keine Worte, die er hätte hören können. Es war ein wortloses Lied, das ihn lockte, das ihn zu ihr zog. Er bahnte sich den Weg zwischen all den eisernen Beinen und den Toten hindurch, die um ihn herum zu Boden stürzten, und folgte diesem Lied.
    Die Vorhänge aus Staub wurden dünner, bis er schließlich hinauskroch und sich aufrappelte. Weitere schwarz gekleidete Kriegerinnen rannten an ihm vorbei und stürzten sich in den Kampf. Die Schreie der Sterbenden und Verwundeten klangen hier schwächer. Sie wurden von den Trümmern der gigantischen Statue Ulbecetonths erstickt, die auf den Stufen lag. Ihr steinernes Lächeln war von roten Flecken übersät und von Staubwolken umhüllt, durch die erstickte Schreie drangen.
    Der größte Teil der Streitmacht der Niederlinge befand sich immer noch mitten im Sandkreis, als warteten sie auf etwas. Sheraptus ritt gelassen auf seinem Sikkhun zu ihnen zurück. Dem Gemetzel hatte er gleichgültig den Rücken gekehrt, als hätte er in seinem Leben schon weit interessantere Massaker gesehen.
    Von Grünhaar war weder etwas zu sehen noch ein Gedanke zu hören.
    Obwohl sie vielleicht versuchte, ihn zu erreichen. Doch in diesem ungeheuren Lärm war das unmöglich wahrzunehmen. Die Wolken ballten sich über ihnen, kochten und waberten. Und dann hörte er noch ein Geräusch, ein langsames, regelmäßiges Pochen.
    Einen Herzschlag?
    Nein, dafür war es war zu schnell. Schritte. Von Füßen? Von etlichen Füßen.
    Sie kamen auf ihn zu.
    Das merkwürdige Gelächter warnte ihn zuerst, dieses sabbernde Keckern. Er drehte sich um, als