Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
Druck; allein die Andeutung, dass dieser Mann anwesend war, genügte, dass ihm übel wurde. Es reichte, die Macht in ihm zu wecken, wie eine Motte, die um eine brennende Kerze flatterte.
Er versuchte, die Galle zu schlucken, die ihm in die Kehle stieg. Er versuchte, das Fieber zu ignorieren, das hinter seinen Augen brannte. Jetzt war nicht der richtige Moment, um zusammenzubrechen, Feuer zu pinkeln und Säure vor den Shen zu spucken – und all den hart verdienten Respekt zu verlieren, der ihm genau genommen gar nicht entgegengebracht wurde.
»Hör mal, Gariath …«
Weiter kam er nicht. Es war ein klägliches Wimmern, das in dem Gekreische der Pfeile und dem gutturalen Geheul unterging. Gariath erwiderte etwas, etwa in dem Sinn, dass dies der einzige Weg wäre, dass ihm nichts mehr geblieben wäre. Dreadaeleon hörte es nicht genau. Denn seine Stirn begann plötzlich zu brennen, Erbrochenes stieg ihm in den Mund, und er hatte das sehr deutliche Gefühl, dass sich die Situation ganz, ganz übel in die falsche Richtung entwickelte.
» NAK - AH ! SHIE - EH - AH !«
Er konnte die Warnung der Shen nicht verstehen. Das war auch nicht nötig. Denn er wusste, was passierte, noch bevor die Magie überhaupt begann.
Am anderen Ende des Kreises sprach der andere Mann ein Wort . Blitze zuckten aus seinen Händen und verbissen sich wütend in die steinernen Knöchel einer der riesigen Statuen von Ulbecetonth. Sie verstärkten sich bei jedem Atemzug. Die Elektrizität pulverisierte den Granit und wirbelte Staubwolken auf. Der Stein brach. Die Krakenkönigin gab ein steinernes Ächzen von sich, als sie bedächtig vornüberkippte.
Ein weiteres Wort, die Luft schien sich zu kräuseln, und die Statue schwebte über dem Mann. Er war kleiner, weniger erhaben als Sheraptus. Er spannte sich sichtlich an und grunzte, während die unsichtbare Macht, die aus seinen Händen sprühte, die Statue in der Luft hielt. Dreadaeleon spürte die Anstrengung, das Gewicht. Aber nur einen Moment. Danach strömte eine weitere Quelle von Macht aus größerer Entfernung durch ihn hindurch, das Erbrochene spritzte aus seinem Mund und klatschte auf den Stein.
»Sheraptus«, stieß er erstickt durch das Erbrochene hervor.
Der kleinere Mann grunzte derweil, streckte ruckartig die Hände vor und schleuderte damit die Statue von sich. Sie flog durch die Luft, wurde angehalten und schwebte. Ein riesiger Monolith von der Größe eines Turms schwebte wie eine Krone über den Niederlingen.
Man musste nicht sonderlich intelligent sein, um zu ahnen, was passieren würde.
»Schießt!«, keuchte Dreadaeleon. Er deutete mit einem Finger auf die Niederlinge. »Schießt! Er ist da drin! Dort! Erschießt ihn!«
»Schießen!«, brüllte Gariath Shalake an. » ERSCHIESST IHN !«
» KENKI - SHA ! KENKI - SHA !«
Der Befehl ging in einem Kreischen von Pfeilen unter, die sich in einer Wolke erhoben, bis es keine freie Stelle mehr am Himmel zu geben schien. Verzweiflung lag in jedem Schuss. Pfeile flogen, landeten klappernd an der Statue, zerbarsten an den Schilden. Wenn eine Niederling zu Boden stürzte, trat sofort eine andere an ihre Stelle. In diesen Augenblicken konnte Dreadaeleon die weiße Robe sehen, das strahlende Lächeln, die Augen, die hellrot glühten.
Dann stockte die Salve. Einen Moment lang waren weniger Pfeile in der Luft. Die Niederlinge ergriffen sofort ihre Chance.
Sie bildeten eine Gasse und gaben den Blick auf ihn frei. Er hatte die Hände zu beiden Seiten ausgestreckt, wie in einer Geste trägen Wohlwollens, als wollte er irgendeine großartige Wahrheit verkünden, und nicht, als hielte er mithilfe der brennenden Krone der Häresie auf seinem Schädel etliche Tonnen von Stein über dem Kopf. Er lächelte schwach und unbesorgt, seine Augen wirkten entspannt und ruhig, trotz der Flammen, die aus ihnen hervorloderten.
Das Wort, das er äußerte, war sanft.
Dann hob er die Hände und schleuderte die Statue nach vorn.
Sie flog durch die Luft, hob sich grau gegen die schwarzen Wolken ab, die über ihrem Kopf kreisten. Sie schien dort einen Moment zu schweben.
»Kannst du dieses Ding bewegen?«, fragte Gariath und blickte hoch.
»Nein.« Dreadaeleon wischte sich den Mund ab.
»Gut. Dann sollten wir wahrscheinlich uns bewegen.«
»Verteilt euch! Zerstreut euch!«
» SHIGA - AH ! ATTEKI MO - KI !«
»Nein! Nicht so! Nicht …«
Die Statue stürzte zu Boden.
Sämtliche Schreie wurden schlagartig erstickt. Ihr Wehklagen wurde von Staubwolken
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