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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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beschuldigten ihn, dass er für das verantwortlich wäre, was ihnen widerfuhr. Letztere packten sie, schoben ihre Hände in Münder, packten Kehlen, zerrten sie in die Dunkelheit und erstickten ihre Schreie.
    Er ignorierte sie alle.
    »Kasla!«
    Sie hörte ihn nicht. Er klammerte sich an ihren Namen, um sein Entsetzen zu verdrängen. Um sich selbst daran zu erinnern, wer unbedingt diese Stadt lebendig verlassen musste, auch wenn Yonder tot war und ihre Bevölkerung in der Tiefe Lieder sang.
    Er erspähte eine Lücke in der Menge, den Eingang zu einer Gasse. Er ergriff die Gelegenheit, rannte durch das Chaos und in die Dunkelheit, ohne zu wissen, wohin. Er wusste nur, dass er nicht stehen bleiben durfte. Denn wenn er das tat, würde er anfangen, darüber nachzudenken, wie groß die Chancen waren, Kasla lebend zu finden.
    Aber er musste nachdenken. Nicht lange, nicht besonders gründlich, nur gerade genug, um sich über etwas klar zu werden.
    Die Geräusche schienen in der Dunkelheit gedämpft zu sein, aber das Entsetzen war auch hier spürbar, so deutlich wie das Rot auf den Straßen. Er hörte nur seinen eigenen Atem und Schreie, so verzweifelt, als wollten sie bis in die Finsternis vordringen.
    »Kasla?«, rief er.
    »Hier hinten …«, antwortete eine Stimme.
    War es ihre Stimme? Jedenfalls war es die Stimme einer Frau … oder nicht? Er folgte ihr trotz seiner Zweifel. Er konnte nicht riskieren, darüber nachzudenken, wer oder was es sonst sein könnte.
    »Und nun komm«, ertönte die Stimme erneut. Es war ganz sicher die einer Frau. »Hier draußen ist es sicher, das verspreche ich dir.« Er musste sich Mühe geben, sie zu hören, so leise und schwach klang sie. »Ja, ich weiß, dass es unheimlich sein kann. Aber ich kümmere mich um dich, einverstanden?«
    »Kasla?«
    »Ja«, antwortete sie flüsternd. »Ja, ich bin mir sicher. Ja, ich bin mir wirklich sicher. Weißt du noch, was ich dir versprochen habe, als dein Vater verschwunden ist?«
    Wovon redete sie?
    »Ich habe dir versprochen, nicht zuzulassen, dass dir noch einmal etwas so wehtut. Und dieses Versprechen habe ich gehalten, hab ich recht?«
    Er bog um die Ecke und sah, wie das Meer durch die Straßen schwappte. Die Schutzmauer war gefallen, geborsten, und die Gasse endete im Ozean. Er sah eine Frau, die nicht Kasla war, mit ausgestreckten Händen auf dem Boden knien, das Gesicht blutüberströmt, mit glänzenden Tränen auf den Wangen.
    Ein lautloser Blitz zuckte über ihren Köpfen.
    Dann sah er die Kreatur, die sich über der Frau erhob.
    Sie ruhte auf einem Pfeiler aus zusammengerolltem grauem Fleisch, eine grausige Blume, die zu einem ausgemergelten Torso aufblühte. Von den deutlich hervortretenden Rippen hingen welke Brüste herab. Auf einem dürren Hals saß ein aufgeblähter Kopf mit vollkommen ausdruckslosen schwarzen Augen. Ein fleischiger Stängel baumelte von ihrer Stirn. Die Spitze pulsierte in einem blauen Licht, das in der Dunkelheit vielleicht angenehm gewesen wäre, hätte es die Frau nicht so deutlich beleuchtet.
    DasistderWegderrichtigeWegdereinzigeWeg …
    Die Worte drangen flüsternd zwischen weiblichen Lippen hervor, die nahezu zierlich in zwei knochigen, fischartigen Kiefern zuckten. Sie waren an die Frau gerichtet. Es war Hanths Fluch, dass er sie ebenfalls hören konnte.
    SovielLeidensovielSchmerzundwerkommtumdirzuhelfenwerwerwerwer …
    »So viel Schmerz«, schluchzte die Frau. »Warum lässt Zamanthras zu, dass er in eine solche Welt hineingeboren wird?«
    NiemandwirdesdirsagenNiemandwirdantwortenkeineGötterhörenniemandkümmertsichniemandkümmertsichjemals …
    »Ich höre eine Stimme. Ich höre Sie .«
    »Nein«, flüsterte Hanth und trat zögernd einen Schritt vor.
    AbgründigeMutterkenntdeinenSchmerzfühltdeinenSchmerzkenntdeinVersprechen …
    »Ich habe versprochen …«, sagte die Frau, an die Dunkelheit gerichtet.
    AufihnaufzupassendamiternieSchmerzenfühltdauntenimEndlosenBlauisteineWeltausEndlosemBlaufürdichunddeinKind …
    »Kind«, sagte er.
    Dann fiel sein Blick auf den Jungen, der aus seinem Versteck hervorkroch und in die blutüberströmten Arme seiner Mutter rannte.
    »So ist es richtig«, sagte sie unter Tränen. »Komm zu mir, mein Schatz. Wir bringen das gemeinsam zu Ende.« Sie nahm ihn in die Arme, streichelte sein klebriges Haar und küsste seine Stirn. »Dort unten ist Vater. Du wirst schon sehen.«
    Sie drehte sich zum Ozean herum.
    »Alles, was wir jemals gewollt haben … ist dort

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