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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Janson
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gewünscht.«
    Mathilde rollte mit den Augen und wendete einen Pfannkuchen.
    Greta lachte. »Hauptsache, dir wird nicht schlecht.«
    Â»Ganz bestimmt nicht«, versprach Leni. »Oliver sagt, ich habe einen Magen wie ein Pferd.«
    Nun prustete Greta laut heraus, ging zu ihrer Tochter und nahm sie in die Arme. Es tat gut, sie anzufassen. Nach den Wochen bester Pflege stachen ihre Rippen nicht mehr einzeln hervor, und auch ihr hübsches Gesicht hatte sich gerundet. Die Veränderungen gingen jedoch auch tiefer. Das ängstliche, schüchterne Kind, das sich möglichst unsichtbar machte, verschwand immer mehr. An seine Stelle trat ein kleines, fröhliches Mädchen. Und seit Leni wusste, dass Greta ihre Mutti war, hatte sich auch ihre Beziehung zueinander verändert. Sie war Greta noch inniger zugetan als früher, und Greta konnte ihr endlich all die Liebe zeigen, die sie für sie empfand.
    Vielleicht ist dies die einzig wahre Liebe, überlegte sie nun, während sie mit einer Hand durch Lenis Locken fuhr. Vielleicht verlange ich zu viel von meinem Schicksal, wenn ich mir auch noch die Liebe eines Mannes wünsche. Wie sagt Mathilde doch immer? Man soll sein Schicksal nicht versuchen.
    Greta seufzte leise. Möglicherweise sollte sie mehr auf ihre kluge Tante hören.
    Â»Hör auf, so rumzustöhnen, und hilf mir lieber, den Pudding zu rühren«, sagte Mathilde.
    Greta lächelte. Genau. Es war klüger, sich mit praktischen Dingen zu beschäftigen, anstatt einer aussichtslosen Liebe nachzuweinen.
    Natürlich schaffte Leni nicht annähernd das viele süßeEssen, und so mussten Greta und Mathilde ihr dabei helfen.
    Â»So viel Zucker«, stöhnte Greta endlich. »Ich werde noch rund und fett.«
    Mathilde zwinkerte ihr zu. »Dir kann es ja nicht schaden, aber ich kriege bald mein Korsett nicht mehr zu.«
    Als Greta wenig später ihre Tochter zu Bett brachte, änderte Leni ihr abendliches Gebet. »Lieber Gott«, flüsterte sie. »Bitte sei nicht böse, wenn ich dich heute nur für mich brauche. Bitte mach, dass der Doktor morgen gut an mir rumschnippelt und dass ich danach das Gesicht meiner Mutti, die blühenden Bäume und auch alles andere sehen kann.«
    Greta deckte sie schnell zu und schlich aus dem Zimmer, bevor das Kind ihre Tränen erahnen konnte.
    Mathilde klopfte ihr fest auf die Schulter. »Es wird schon alles gutgehen.«
    Â»Du kommst doch mit?«
    Â»Nicht sofort. Ich habe vorher noch etwas zu erledigen. Aber so bald es mir möglich ist, bin ich da.«
    Greta war enttäuscht. Was konnte ihre Tante so Dringendes zu tun haben? Ausgerechnet an dem Tag, an dem sie ihre Nähe am meisten brauchte?
    Endlich löschte sie die Lichter und ging selbst zu Bett. Aber es wurde eine schlaflose Nacht.

    Dieses Mal war Greta ganz allein im Warteraum. Keiner ihrer Freunde war mitgekommen. Oliver schrieb einewichtige Mathematikarbeit in der Schule, und Mathilde hatte ihm bei Androhung schrecklicher Strafe verboten zu schwänzen. Gerlinde arbeitete heute im »Dreimaster« und vertrat Greta bei der Zubereitung eines kleinen Essens für Leutnant a. D. Wilhelm Podolski und Wibke Seiler. Der Witwer und die unverheiratete Lehrerin feierten im Kreise weniger Freunde ihre Verlobung. Greta hatte sich darauf gefreut, für ihren ersten Arbeitgeber als Leihköchin ein besonderes Essen zu kochen, aber auf Gerlinde konnte sie sich verlassen, und Lenis Operation ging schließlich vor. Erik half seiner Frau bei den leichteren Küchenarbeiten. Er schälte Kartoffeln und putzte Gemüse.
    Â»Wir machen das schon«, hatte Gerlinde zu Greta gesagt. »Kümmere du dich ganz um die Lütte.«
    Siggo hatte am frühen Morgen nur den Kutscher Carl mit dem leichten Einspänner zu Greta geschickt. Er selbst war nicht erschienen. Tja, und Tante Mathilde hatte versprochen nachzukommen.
    Greta verschränkte fest die Hände ineinander. Nicht einmal andere Patienten und Angehörigen befanden sich im Warteraum. Sie konnte sich durch nichts ablenken. Die ganze Zeit über sah sie nur Leni, ihre kleine Leni, die tapfer an der Hand der Krankenschwester davonging. Wie schon bei der ersten Untersuchung hatte Greta sie nicht begleiten dürfen.
    Â»Nur keine Sorge, Fräulein Voss«, hatte die Schwester immerhin gesagt. »Sie bekommt gleich ein paar süße Tropfen und wird ganz ruhig. Nachher, mit der

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