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Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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Schutzschicht umgeben ist, damit kein elektronisches Signal abgehört werden kann.
    Obwohl Crypto City eine der größten Gemeinden im Staate Maryland ist, findet man den Ort auf keiner Karte. Und viele Menschen interpretieren die Initialen NSA mit No Such Agency , was so viel heißt wie Keine solche Behörde bekannt .
    Mittelpunkt der Arbeit in Crypto City ist die Kryptologie, die Wissenschaft von der Ver- und Entschlüsselung von Informationen sowie deren Analyse.
    Die Herren mit den gut gebügelten Uniformen und den grimmigen Gesichtern, die dort in der Führungsebene sitzen, haben natürlich ein waches Auge auf alle Studenten, die durch eine gewisse Begabung auf sich aufmerksam machen. Und so dauerte es nicht lange, bis Robert Darling eine Einladung nach Fort George C. Meade erhielt.
    Kurz darauf war er Mitglied einer geheimen Stabsabteilung, die sich mit Dechiffrierung beschäftigte. Mit seiner erstaunlichen Kombinationsgabe und seinem gewaltigen Gedächtnis verblüffte Robert bald das ganze Unternehmen. Robert selbst wünschte sich sehnlichst, dass er eines Tages einer Enigma der Neuzeit begegnen würde und langweilte sich, wenn die Rechner wieder einmal nur endlose Zahlenkolonnen fraßen und ausspuckten.
    Beim Warten auf irgendwelche Ergebnisse begann er, die Kollegen mit Zahlenrätseln zu unterhalten, die schwer zu knacken waren, aber jene in euphorische Freudentaumel versetzten, die es tatsächlich schafften, eines der Rätsel zu lösen.
    »Damit kannst du eine Menge Kohle verdienen«, sagte eines Abends Malcolm, ein Kollege Roberts. Malcolms Vater besaß eine große Druckerei in Denver und druckte unter anderem Anleitungsbroschüren für einen befreundeten Unternehmer, der sein Geld mit der Produktion und dem weltweiten Vertrieb von Spielen verdiente. Malcolm stellte den Kontakt zwischen den beiden Männern her, und schon bald kreierte Robert sein erstes kommerzielles Spiel. Der Verleger verstand es zwar nicht auf Anhieb, war aber schnell vom möglichen Erfolg des Spiels zu überzeugen. Robert nannte es Paranoia . Der Trick an diesem Spiel war, dass zwei Personen miteinander gegen zwei andere spielten, über lange Zeit aber nicht erkennen konnten, wer Freund und wer Feind war.
    Paranoia war allerdings mehr als nur ein kommerzieller Erfolg. Ganz unbewusst war dem Zahlengenie Robert Darling seine Erfindung zu einer Art Psychogramm der eigenen Person geraten. Denn so sehr ihn der liebe Gott auch mit den Gaben der Mathematik beschenkt hatte, so sehr mangelte es ihm an Menschenkenntnis. Es war wie in Paranoia . Freund und Feind konnte Robert nur schwer auseinanderhalten. So mancher seiner Mitmenschen wunderte sich über die Naivität des Superhirns.
    Er selbst schien diesen Umstand jedoch keineswegs als Mangel zu empfinden. Zu schnell flogen ihm die Herzen zu. Ganz besonders die weiblichen. Doch auch wenn sich die eine oder andere bemühte, ihn an die Kette zu legen – einer festen Beziehung ging der immer heitere Sonnyboy mit der italienischen Ausstrahlung und der amerikanischen Lässigkeit stets aus dem Wege.
*
    Mit gleichmäßigen Schritten ging Robert über den Hof seines toskanischen Hauses und ärgerte sich darüber, dass er schon wieder unbewusst damit begonnen hatte, seine Schritte zu zählen. »Idiot!«, sagte er zu sich selbst und schloss die Tür zu seinem Atelier auf. Er hätte es auch Werkstatt oder Büro nennen können, aber Atelier schien ihm doch am passendsten. Immerhin entstand hier etwas Künstlerisches – wenn auch für manchen die hohe Kunst des Spiels reine Zeitverschwendung war. Zum Beispiel für seinen Vater.
*
    William Darling staunte nicht schlecht, als Robert ihm den Scheck zeigte, den ihm sein Verleger als Vorschuss für Paranoia ausgeschrieben hatte.
    »Dass man mit so etwas Geld verdienen kann!«, sagte er und schüttelte den Kopf. In Robert, dem, wie jedem Sohn, die Anerkennung durch den Vater besonders wichtig war, wollte gerade ein Gefühl von Enttäuschung aufsteigen, als dann doch die väterliche Verkäufer-Seele die Oberhand gewann. Der alte Darling schlug seinem Sohn auf die Schulter und verließ mit den Worten »Erstaunlich, erstaunlich!« den Raum.
    Es war Robert nicht entgangen, dass sein Vater im Laufe der Jahre immer verschlossener geworden war, sowohl seinem Sohn als auch seiner Frau gegenüber. Ebenfalls war es ihm nicht entgangen, dass seine Mutter sich auch nach all den Jahren nicht mit der Mentalität der amerikanischen Gesellschaft der Ostküste anfreunden

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