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Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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mehr Bücher in der Biblioteca befanden – oder in der Wohnung des Professore. Seit dem Tod seiner Frau, kurz nach seiner Pensionierung, hatte Lazzarotto sämtliche Zimmer der geräumigen Wohnung mit so vielen Regalen ausgestattet, dass nach und nach die Möbel verschwinden mussten. Und später auch die Möglichkeit, aus dem Fenster zu schauen. Nur den Nutzwert des Schreibtischs in seinem Arbeitszimmer und des schmalen Bettes im ehemaligen Schlafzimmer hatte Claudio Lazzarotto anerkannt. Alle anderen Dinge, die das Leben schöner und angenehmer machten, waren für ihn nutzloser Tand. Seine Forschungen bezogen sich ausschließlich auf seine Heimat, die Toskana, und er sehnte sich danach, in einer sehr viel früheren Zeit gelebt zu haben. Nie versäumte er zu betonen, dass die heutige Zeit dekadent sei und die Menschen nur dem Genuss und dem Geld hinterherliefen.
    Diese Ansichten hatten das Gesicht des fast Achtzigjährigen geprägt. Die hängenden Mundwinkel und die zerfurchte Stirn waren der sichtbare Beweis. Aufgrund seiner asketischen Lebensweise war der hoch gewachsene Mann sehr dünn. So dünn, dass er auch im Hochsommer eine Strickweste unter seiner Tweedjacke trug und ihn dennoch hin und wieder ein leichtes Frösteln überkam.
    Es klingelte an der Haustür. Der Professore mochte keinen Besuch, und so schlurfte er schlecht gelaunt über den Flur, in dem die unausgepackten und noch nicht eingeordneten Bücher eine Gasse bildeten. Er schloss die Tür auf, ließ jedoch die Schließkette eingehakt. Vor der Tür standen zwei Männer. Ein großer und ein kleiner. Lazzarotto blickte sie durch seine dicken Brillengläser unfreundlich an.
    »Buon giorno, Professore«, sagte Robert. »Wir haben vorhin telefoniert. Ich bin Robert Darling, das hier ist Carlo Sebaldo.«
    Carlo deutete eine Verbeugung an, und Robert machte eine Kunstpause, um zu sehen, ob sein Name bei dem Experten für die Geschichte der Toskana eine Reaktion auslöste. Im Gesicht des mürrischen Alten rührte sich nichts.
    »Ich erinnere mich«, sagte er, während er die Kette aushakte, »Sie wollten etwas über alte toskanische Familiennamen wissen.«
    Robert nickte. »So ist es!«
    Der Alte öffnete die Tür. »Kommen Sie herein. Aber fassen Sie sich bitte kurz. Meine Zeit ist begrenzt.«
    Er schlurfte durch die Büchergasse zu seinem Arbeitszimmer. Robert und Carlo folgten ihm. Mit einem Seufzer ließ sich Lazzarotto in seinen alten Schreibtischsessel fallen. Carlo sah sich irritiert um. Von Besucherstühlen keine Spur. Robert tat so, als sei es völlig normal, vor dem Schreibtisch eines Professore zu stehen, und fühlte sich in seine Schulzeit zurückversetzt.
    »Professore Lazzarotto«, begann Robert, »unsere Frage ist ganz einfach: Fällt Ihnen aus der früheren oder auch späteren Vergangenheit der Toskana ein Mann ein, der Carlo Sebaldo hieß?«
    Der Professore schaute Robert an, als sei dieser gerade aus der Psychiatrie ausgebrochen. »Wollen Sie mich veralbern, junger Mann? Dort steht er doch!« Er zeigte auf Carlo, dem anzusehen war, dass ihm die Situation mehr als peinlich war.
    Robert lächelte. »Nein, Sie haben mich falsch verstanden. Ich möchte wissen, ob es vor unserer Zeit schon einmal einen Carlo Sebaldo gegeben hat?«
    Die Gesichtsfarbe des Professore bekam eine leichte Tendenz ins Lila. Er holte tief Luft. »Und deshalb stehlen Sie mir meine kostbare Zeit? Mit einer so albernen Frage? Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst, meine Herren. Meinen Sie, ich kenne die Namen aller toskanischen Familien der letzten Jahrhunderte auswendig? Bitte gehen Sie jetzt, und lassen Sie mich in Ruhe arbeiten.« Er schlug ein Buch auf, griff nach einem Bleistift und ignorierte die Anwesenheit der beiden Männer.
    »Entschuldigung«, sagte Robert, »es hätte ja sein können. Gracie und Arrivederci, Professore.« Er warf Carlo einen kurzen Blick zu und ging schnell zur Wohnungstür.
    Carlo verbeugte sich erneut und folgte ihm.
    »Entschuldige bitte, Roberto«, sagte Carlo zerknirscht, »aber das war nun wirklich verschwendete Zeit.«
    Robert zuckte mit den Schultern. »Hätte ja sein können, dass er irgendetwas dazu gewusst hätte.«
    Er wollte gerade die Haustür öffnen und hinausgehen, als sie oben die krächzende Stimme des Professore hörten. »Hallo, meine Herren, kommen Sie noch einmal zurück. Mir ist da gerade etwas eingefallen.«
    Wenige Augenblicke später standen Robert und Carlo wieder vor dem Schreibtisch. Professore Lazzarotto hatte ein in

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