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Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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brüchiges Leder eingebundenes Buch aufgeschlagen und fuhr murmelnd mit dem Finger über die Zeilen. Dann lehnte er sich zurück, nahm die Brille ab und kniff die Augen zusammen. »Diese Geschichte hatte ich total vergessen. Gerade fiel sie mir wieder ein. Um 1740 lebte im Dorf Panzano ein Schafhirte, der heilende Kräfte besessen haben soll. Kranke Leute kamen von weit her, um sich von ihren Leiden befreien zu lassen. Der Mann wurde verehrt wie ein Halbgott. Nur der Kirche war er ein Dorn im Auge, und die Priester der umliegenden Gemeinden verbreiteten das Gerücht, dass er mit dem Teufel im Bunde stünde. Die Leute glaubten das, und bald kam keiner mehr zu ihm. Kurz darauf wurden die Schafe in der Umgebung krank und starben zu Hunderten. Jetzt zweifelte keiner mehr daran, dass der Mann nicht mit göttlichen Gaben gesegnet war, sondern mit denen des Unaussprechlichen. Er lebte verbittert bis an sein Ende. Man fand ihn eines Tages tot auf, wenige Meter von seinem Haus entfernt. Auf welche Weise er gestorben war, wurde nicht berichtet. Man verweigerte ihm ein christliches Begräbnis und begrub ihn nicht auf dem Friedhof, sondern außerhalb des Dorfes. Er muss aber doch noch ein paar verborgene Freunde gehabt haben, die ihm einen Grabstein stifteten.« Professore Lazzarotto setzte seine Brille wieder auf und schaute die beiden Männer durch die dicken Gläser an. »Und das war es, was ich Ihnen erzählen wollte. Der Name dieses Mannes war Carlo Sebaldo!«
    Durch die neue Information hatte sich die Laune des noch lebenden Carlo Sebaldo nicht wesentlich gebessert.
    »Weißt du, Roberto, ich glaube, das ist nur wieder reine Zeitverschwendung. Was soll ein Mann, der über zweihundert Jahre tot ist, mit dem Schatz eines Diktators zu tun haben, der über hundert Jahre später geboren wurde?«
    Robert wiegte den Kopf hin und her. »Das weiß ich auch noch nicht. Aber wir schauen uns die Gegend dort mal an. Vielleicht entdecken wir einen Zusammenhang.«
    »Aber wenn das so wäre, warum hat Susans Mann dann nicht dort ein Haus gemietet?«, erwiderte Carlo skeptisch. »Panzano liegt doch mindestens zwanzig Kilometer von Mezzomonte entfernt.«
    »Wir wissen doch, dass er die Informationen von seiner alten Mutter hatte, die jahrzehntelang darüber geschwiegen hat. Wahrscheinlich wusste sie gar nicht so genau, wie der Ort hieß. Da wird Susans Mann ein bisschen recherchiert haben, wo der Vater mit seinen Truppen war.«
    Carlo schaute Robert von der Seite an. »Du hast wohl immer eine Erklärung parat.«
    »Manchmal liegen die Glieder einer Beweiskette dichter zusammen, als man denkt. Man muss sie nur erkennen.«
    Das Städtchen Panzano kam in Sicht. Es war einer dieser Orte, die dieser Landschaft ein unverwechselbares Gesicht geben. Es lag, wie fast alle Dörfer und Städtchen der Toskana, auf einem Hügel. Die mittelalterliche Pflastersteinstraße führte direkt zum Mittelpunkt des Dorfes, einer von uralten Ölbäumen beschatteten Piazza, wo man die Hitze des Mittags gern als wohltuende Wärme zur Kenntnis nahm.
    Die beiden Männer hielten an. An diesem Nachmittag war es noch warm, und nur wenige Menschen waren zu sehen. Wäsche bewegte sich langsam im sanften Wind, aus einem offenen Fenster hörte man das Summen eines Staubsaugers, ein Hauch von Lavendel stieg in ihre Nasen.
    »Ich fühle mich wie ausgetrocknet«, sagte Carlo, »ich muss dringend etwas trinken.«
    »Okay, da drüben ist eine Bar. Die werden sicher etwas Kühles haben.«
    Sie hatten Glück. Ein dicker Mann um die Sechzig mit einem ausgeprägten Doppelkinn und einem gewaltigen Schnauzbart hatte gerade die blaue Tür der winzigen Bar geöffnet und band sich eine Schürze um. Carlo trat als Erster hinein. Der Dicke hatte die Fremden bereits gesehen, beachtete sie aber nicht weiter, weil ihm der Stolz der Region verbot, viel Aufheben um Fremde zu machen.
    Carlo nahm seine Mütze ab und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Buona sera, ich hätte gern eine Cola. Eiskalt, bitte!«
    Der Dicke musterte Carlo einen Augenblick, dann schaute er Robert mit einem fragenden Blick an, der so viel wie »Sie auch?« bedeutete.
    Robert schüttelte den Kopf. »Für mich ein Mineralwasser, bitte.«
    Der Dicke drehte sich schnaufend zu einem großen Kühlschrank um und nahm eine Flasche Mineralwasser heraus. Für die Cola musste er sich tiefer bücken, und das Schnaufen überschritt einen besorgniserregenden Pegel. Ächzend kam er wieder hoch. Er stellte die

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