Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
»Zwei Euro sechzig. Und hören Sie, ich will mich nicht einmischen, meine Herren, und ich bin auch nicht abergläubisch, aber ich würde vorsichtig sein. Er geht um, wie man sagt. Einige haben ihn gesehen. Ich mache auch einen großen Bogen um diesen Platz.«
»Wir werden sehen«, sagte Robert und ging zur Tür. »Vielleicht freut er sich über verwandtschaftlichen Besuch.«
Die Beschreibung war präzise. Drei Kilometer hinter Panzano sahen Robert und Carlo auch schon den Eichenwald, wo das Grab des unglücklichen Sebaldo zu finden sein sollte.
»Da werden wir eine Machete brauchen«, sagte Carlo.
Im Laufe der Zeit hatte sich die Natur die große Fläche, die keiner zu betreten wagte, zurückgeholt. Der leichte Wind trug den Duft von wildem Rosmarin, Ginster und Lorbeer zu ihnen herüber. Dazwischen hatten stachelige Brombeerranken alles zu einer festen Macchia verwoben.
Robert zeigte mit dem Finger dorthin, wo die Eichen standen. »Dahinten scheint es nicht so dicht zu sein. Wahrscheinlich wuchert es unter den Eichen nicht so sehr. Wir gehen erst einmal über das Feld und dann von hinten heran.«
Nachdem sich die beiden Männer durch Pflanzen hindurchgekämpft hatten, die nach ihnen griffen, sie festhielten und ihnen die Kleidung zerrissen, standen sie endlich auf dem weniger überwucherten Platz unter den Eichen.
»Siehst du hier irgendwo ein Grab?«, fragte Carlo.
Robert hatte sich den im Wind abgebrochenen Ast einer Eiche gegriffen und stocherte in der Macchia herum. Plötzlich hörte er auf und stieß mit dem Ast noch einmal zu. »Zumindest ist hier ein großer Stein. Komm, wir versuchen, ihn freizulegen.«
Carlo hatte einen kleineren Ast gefunden, und zusammen versuchten sie, das Dornengestrüpp auseinanderzubiegen.
»Da ist er«, keuchte Robert, als der graue Rücken eines großen Feldsteins sichtbar wurde.
»Das ist ja nur so ein Findling!«, maulte Carlo. »Noch nicht mal ein richtiger Grabstein.«
»Vielleicht liegt er darunter«, erwiderte Robert. »Lass uns weitermachen!«
Schwitzend versuchte Robert, den Stein von den Dornenranken zu befreien, indem er den Ast wie einen Hebel benutzte. Endlich hatte er die dickste Ranke zerrissen. Zusammen drückten sie das übrige Gestrüpp auseinander.
»Roberto, sieh doch!«, keuchte Carlo.
Sie hatten den Stein bis zur Mitte freigelegt. Schemenhaft war eine verwitterte Schrift zu erkennen, die offenbar von jemandem dort eingemeißelt worden war, der den Beruf des Steinmetzes nicht erlernt hatte. Die Buchstaben waren in der Größe unterschiedlich und wankten mal nach links, mal nach rechts. Doch zu lesen war der Name Carlo Sebaldo noch gut.
Carlo schaute Robert an. »Interessant, seinen eigenen Namen auf einem Grabstein zu lesen. Und nun?«
Robert wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Wir sind am Ziel, mein lieber Carlo. Kannst du dir ein besseres Versteck für einen Schatz vorstellen als diesen Platz?«
Carlo kratzte sich am Kopf. »Meinst du wirklich?«
»Natürlich! Der alte Sonthofen hat hier irgendwo in der Nähe mit seiner SS-Truppe eine Zeit gelegen. Dabei haben sie natürlich auch von dem Grab und dem Schauermärchen über den Hexenmeister gehört. Gibt es ein besseres Versteck als einen verfluchten Ort, an den sich keiner herantraut? Der Boden war locker, denn vom armen Sebaldo war sicher nicht mehr übrig als ein paar Knochen. Sie haben die Kisten hier nachts vergraben, damit – im wahrsten Sinne des Wortes – Gras über die Sache wächst. Dann wollten sie wohl das Kriegsende abwarten, um die Kisten wieder auszugraben und abzutransportieren.«
»Genial. Ich glaube, du hast recht«, sagte Carlo bewundernd.
Robert tippte sich an die Nasenspitze. »Von jetzt an müssen wir noch vorsichtiger sein. Am besten, wir stellen uns eine Ausrüstung zusammen, Scheren, Hacken, Spaten und so weiter. Am Tag können wir es nicht wagen, hier zu graben, und Lampen gehen auch nicht. Also warten wir auf die nächste Vollmondnacht.«
20. KAPITEL
R ichard Feldstein riss die Tür zu Grimms Vorzimmer so hastig auf, dass Irmtraut Jahncke wie von einem elektrischen Schlag getroffen in ihrem Stuhl hochschnellte. »Herr Feldstein, sind Sie wahnsinnig geworden! Mich so zu erschrecken?«
Einige von Feldsteins wenigen Haaren hingen ihm wirr ins Gesicht. Seine Brille saß auf der Nasenspitze, auf der Stirn hatten sich kleine Schweißperlen gebildet. »Ich muss sofort zu Grimm!«, keuchte er.
Die Jahncke schüttelte den Kopf. »Er will nicht gestört werden.
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