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Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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Scheiterhaufen stand ein schwarzgekleideter Mann. Er hielt ein Buch in der Hand und wandte ihnen den Rücken zu. Er schien laut vorzulesen, behielt das aufflackernde Feuer jedoch im Blick.
    Johan fuhr, so schnell er konnte, aber sie schienen trotzdem eine Ewigkeit zu brauchen. Der Mann im schwarzen Talar sah sie erstaunt an. Johan sprang vom Quad und erklomm mit zwei Schritten die Leiter. Hustend versuchte er, die gefesselte Frau zu befreien, während sich das Feuer langsam in die Leiter fraß, auf der er stand.
    »Nein!«, schrie der Mann mit einer Stimme, die so tonlos klang, als wäre sie nicht seine eigene.
    Karin wollte absteigen, aber ihre Beine fühlten sich so schwer und taub an, als hätte jemand anders die Kontrolle über sie. Stattdessen packte sie das Lenkrad und gab Gas. Das Quad jaulte auf und setzte sich in Bewegung. Ohne zu zögern, raste sie auf Kristian Wester zu. Beim Aufprall stürzte er zu Boden, und das Buch fiel ihm aus der Hand. Karin nahm all ihre Kraft zusammen und stieg von dem Geländefahrzeug. Schwerfällig ließ sie sich auf Kristian plumpsen, der sich noch nicht wieder aufgerappelt hatte, und nahm ihn in den Polizeigriff. Halt ihn fest, sagte sie sich und wünschte, sie hätte Folke und Robban Bescheid gegeben, bevor sie sich auf den Weg machte. Du schaffst es niemals, ihn festzuhalten. Sie wandte den Kopf, um zu sehen, wie es Johan erging.
    Im selben Augenblick riss Kristian den Kopf hoch und warf sich nach hinten. Karin musste loslassen, und der Mann stand wankend auf. Er hob das Buch vom Boden auf und ging mit erstaunlich festem Schritt in dem Moment auf das Feuer zu, als Johan mit der Frau auf den Armen herunterstieg.
    »Johan!«, rief Karin, um ihn zu warnen, während sie sich keuchend am Quad hochzog und zuerst auf die Knie und dann auf die Beine kam. Sie schwankte so, dass sie sich am Lenker festhalten musste. Warmes Blut tropfte ihr aus der Nase, und ihr Blick schien sich nicht auf einen Punkt konzentrieren zu können. »Du schaffst das«, sagte sie laut zu sich selbst. Der Wind nahm zu und fachte das Feuer zusätzlich an. Es prasselte immer lauter, und je näher sie kam, desto kräftiger schlug ihr die Hitze entgegen.
    »Das passiert wirklich«, sagte sie zu sich selbst, um ihren Körper aus dem fatalen Irrtum zu reißen, das Ganze wäre ein Alptraum und sie könne ruhig weiterschlafen. Ihr Körper flehte nach Ruhe. Karin kämpfte dagegen an.Sie strich sich mit der Hand über die Oberlippe und leckte sich den Finger ab. Der Blutgeschmack war höchst real.
    Johan schleifte die Frau vom Feuer weg und sah Kristian nicht von hinten kommen.
    Karin schrie, aber der Wind trug ihre Warnung mit sich fort. Sie sah Johan nach dem Schlag auf den Kopf in sich zusammenfallen. Kristian zog an der allem Anschein nach leblosen Frau und versuchte, sie wieder auf den Scheiterhaufen zu zerren.
    Karin biss die Zähne zusammen und kämpfte sich auf das ohrenbetäubend prasselnde, brausende Feuer zu. Der Rauch brannte in den Augen, und die schwarze Luft war schwer zu atmen. Kristian war nun fast an der Leiter. Das Buch hatte er sich fest unter den Arm geklemmt. Während er sich bemühte, Marianne zum Aufstehen zu bewegen, murmelte er unentwegt vor sich hin. Karin nahm ihr letztes bisschen Kraft zusammen, stolperte auf ihn zu und entriss ihm das Buch.
    »Nein!« Er richtete den Blick auf sie. Karin war verblüfft, wie viel Stärke aus seinen Augen zu strömen schien. Die Flammen, die sich darin spiegelten, ließen sie noch furchterregender wirken. Hastig warf sie das Buch ins Feuer.
    »Hol es dir, wenn du es haben willst!« Sie wusste nicht, ob sie es laut sagte oder nur dachte, aber zu ihrem Erstaunen stieg Kristian, ohne zu zögern, auf den Scheiterhaufen. Es dröhnte, als die Leiter nachgab und er in den Flammen verschwand. Dann erhob er sich noch einmal. Mit dem brennenden Buch in der Hand stand er einen Augenblick aufrecht da. Dann rissen ihn die Flammen nach unten. Im Nachhinein würde sie sich darüber Gedanken machen. Es hatte tatsächlich so ausgesehen, als hätte ihn ein Wesen ins Feuer gezogen. Er schien eins mit den Flammen zu werden, die ihn verzehrten.
    Ihre Haut fühlte sich an, als würde sie Feuer fangen. Karin packte die Frau an den Armen und zog sie, so schnell sie konnte, rückwärts vom Feuer weg. Johan war wieder aufgestanden und kam ihr zu Hilfe. Marianne lag auf der Erde. Karin fühlte ihren Puls, zuerst am Handgelenk und dann am Hals. War alles vergebens?, fragte sie sich und

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