Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
worden. Es sind nur noch die Sachen übrig, die sich nicht erklären lassen. Vierundachtzig Vorfälle.
Ich als große Skeptikerin weiß nicht recht, was ich sagen soll, als Kurt seinen Ordner zuklappt und er und Lillemor mich anschließend auf dem Anwesen herumführen. Als ich Nygård verlasse und am Bagge’schen Friedhof vorbeifahre, versuche ich, die Eindrücke des Tages zu verarbeiten. In der folgenden Woche rede ich pausenlos über das Schloss.
Das war eine kleine Abschweifung, aber für die Entstehung des Buches war sie von enormer Bedeutung.
Die historischen Orte, die darin vorkommen, existieren wirklich.
Das Heimatmuseum Forngården in Strömslund und die steinzeitliche Burganlage in Hälltorp am Göta Älven liegen beide in Trollhättan. Einen Hinrichtungsplatz hat es in Hälltorp, soweit ich weiß, allerdings nie gegeben.
Das Henkersschwert befindet sich im Magazin des Göteborger Stadtmuseums in Hisingen, und Psychometrie ist eine umstrittene Wissenschaft, die der Frage nachgeht, ob und inwiefern Gegenstände ein Gedächtnis haben. Wäre es nicht großartig, wenn Dinge ihre Geschichte bewahren könnten?
Den Jungen im Keller gab es leider. Meine Geschichte ist erfunden, aber zu der Idee hat mich eine reale Person inspiriert. Mein Cousin Mikael Thorsell besuchte im Rahmen seiner Ausbildung zum Rettungshelfer eine Vorlesung, in der ein Mann von einem Jungen erzählte, der von seiner Familie im Keller eingesperrt worden war. Die Decke war so niedrig, dass er nie aufrecht stehen konnte und Rückenprobleme bekam. Bemerkenswerterweise hatte der Vortragende die Geschichte am eigenen Leib erlebt. Mich hat das tief berührt, und so schrieb ich über einen Jungen im Keller. Der Hof, auf dem der Junge namens Asko aufwächst, liegt zwischen Trollhättan und Lilla Edet in Åkerström. Das ist ein ganz besonderer Ort. Im Jahre 1548 wurde er durch einen Erdrutsch verwüstet. Deshalb habe ich Askos Kindheit dorthin verlegt. Der Fluss staute sich, Häuser, Einrichtung und Menschen wurden von der Flutwelle weggespült, und bis heute findet man im Lehm noch Gegenstände, die damals begraben wurden.
Die Protokolle und Berichte von den Bohusläner Hexenprozessen sind eine haarsträubende Lektüre. Vor allem, wenn man sich klarmacht, dass das alles tatsächlich passiert ist. Es stimmt, dass das Ganze in Marstrand seinen Anfang nahm, wo Sören Muremester und seine eifersüchtige Ehefrau Anna i Holta, die bei ihnen zu Gast ist, beschuldigen, sie habe Sören impotent gemacht. Anna wird festgenommen und nennt während der Folter im Gefängnis die Namen von weiteren Frauen. Nach einem Monat in Gefangenschaft erhängt sie sich, aber da sindbereits mehrere Frauen angeklagt worden, und der Prozess ist in vollem Gange. In einem Gesetz aus dem Jahre 1734 werden für Hexerei Richtrad und Scheiterhaufen vorgeschrieben, und erst im Jahre 1779 wird die Todesstrafe für Zauberkünste wieder aufgehoben.
Die Familie Bagge spielte damals eine große Rolle, und es gibt bis heute Nachkommen. Dass Fredrik Bagges Mutter wegen Zauberei angeklagt wurde, ist wahr, und es stimmt ebenfalls, dass der Pfarrer ihren Freispruch erwirken konnte. Kristians Verwandtschaft mit der Sippe dagegen ist meiner Fantasie entsprungen. Malin im Winkel ist eine fiktive Person, die stellvertretend für alle Frauen steht, die wegen Zauberei angeklagt und hingerichtet wurden. Die Prozesse fanden wirklich im Rathaus statt, und die Angeklagten mussten im Keller und auf dem Hof in Käfigen sitzen, weil man es nicht wagte, sie mit den Gefangenen oben auf der Festung Carlsten zu vermischen.
Das 1647 erbaute Rathaus ist das älteste Steinhaus Bohusläns, und das Gefühl, das einen im Keller überkommt, ist äußerst seltsam. Vielleicht liegt das nur daran, dass man von all den Ereignissen und von den Frauen weiß, die hier unten unter schlimmsten Umständen gesessen haben. Oder können sich die Kellerwände möglicherweise an diese Frauen erinnern?
Den Hof Grindsby auf Orust habe ich als Zuhause für die Kinder von Malin im Winkel ausgesucht, weil der Name des Hofes in einem alten Stammbaum meines Großvaters mütterlicherseits auftauchte.
Die Schola-Cordis-Gemälde, der Opferstock und die Grabsteine befinden sich in der Marstrander Kirche. Es hat tatsächlich ein Franziskanerkloster auf der Insel gegeben. Im Moment läuft ein Projekt, in dessen Rahmen man etwas mehr über dieses Kloster herausfinden will. Unter anderem möchte man erforschen, ob der
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