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Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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Häuser sind das ganze Jahr über bewohnt, unter anderem von einem Paar, das seine kleine Tochter jeden Tag mit dem Boot in die Vorschule bringt. Einige von den alten Höfen, die heute als Wochenendhäuser dienen, gehören Einwohnern aus Marstrand, deren Vorfahren früher auf Klöverö gewohnt haben.«
    »Und welcher der Höfe auf der Insel ist am ältesten?«
    »Klöverö Nordgård, den die meisten hier inzwischen Pfarrhof nennen. Er soll zum Marstrander Franziskanerkloster gehört haben, wir sprechen also vom Mittelalter. Später diente der Hof als Witwensitz des Pastorats. Er gilt als das älteste Gebäude. Daneben gibt es noch den Bremsegård, das ist das gelbe Gutshaus, an dem wir gleich zu Beginn vorbeigekommen sind. Man strich die reichsten und größten Gutshöfe gelb an, um ihre Stellung zu betonen. Ich glaube, dieser stammt aus den Neunzigerjahren des sechzehnten Jahrhunderts und wurde von Peder Brems gebaut, der damals Bürgermeister in Marstrand war. Das heutige Gebäude ist allerdings jünger.«
    »Danke, Sara. Dann schlage ich vor, dass wir uns zur Korsvike Landzunge begeben. Da wir das Alte Moor überqueren, das mitunter äußerst trügerisch ist, bleibt ihr bitte hinter mir.«
    Der Mann schritt vorsichtig voran. Hin und wieder blieb er stehen und steckte seinen Wanderstock in densumpfigen Untergrund. Auch wenn Sara keine Markierungen entdecken konnte, die signalisiert hätten, dass sie sich auf einem Weg befanden, schien er einer bestimmten Route zu folgen. Hier und dort wuchsen Teichbinsen, an denen sich ablesen ließ, dass reichlich Wasser vorhanden war.
    Sara trat hinter der Frau mit den Edelweißstrümpfen auf die Grasbüschel. Teilweise war das Gras grün und üppig, an anderen Stellen wirkte es gelblich und wie abgestorben. Nicht weit von ihnen entfernt war eine Gruppe von Menschen zu erkennen. Sara zählte zwölf Personen.
    Der Mann mit der Baskenmütze begrüßte die Frau, die offensichtlich die Truppe anführte. Er räusperte sich.
    »Hier habe ich noch eine kleine Überraschung für euch. Darf ich euch eine gute Freundin von mir vorstellen? Sie ist promovierte Biologin am Institut für Umweltwissenschaften an der Uni Göteborg. Sie und ihre Studenten sind gerade dabei, das Moos zu untersuchen. Magst du uns kurz erläutern, was ihr hier macht?«
    »Natürlich. Zunächt müsst ihr wissen, dass Torf eigentlich aus totem Torfmoos besteht, auf Lateinisch Sphagnum, das ist eine andere Pflanze als die, in die man die Adventskerzen steckt. Ein Moor ist schließlich einmal ein See gewesen, der allmählich ausgetrocknet ist. Die Studenten hier besuchen ein Aufbauseminar in Pflanzenökologie. Mit Hilfe eines weißrussischen Stechbohrers haben wir eine Bodenprobe genommen, die wir nun analysieren wollen.«
    Die Frau hielt ein Werkzeug in die Höhe, das die Form des Buchstaben T hatte. Der Mann mit der Baskenmütze sah ihr bewundernd zu, als sie behutsam den Bohrkern entfernte und fortfuhr.
    »Wir drücken das Gerät von Hand in den Untergrund und erhalten so einen anderthalb Meter langen und viereinhalb Zentimeter dicken Bohrkern.«
    Sara betrachtete die schlangenförmige Bodenprobe, die vor ihnen auf dem Klapptisch lag. Die Frau erzählte weiter.
    »Da das Moor unheimlich langsam wächst, wissen wir, dass Pflanzenpollen in einem Meter Tiefe dort vor etwa tausend Jahren gelandet sind, als der Torf an dieser Stelle noch das frische Torfmoos an der Oberfläche darstellte. Mitunter entdecken wir auch andere interessante Pflanzenpartikel, die eine Untersuchung lohnen.«
    »Die Kombination aus Moorboden und Muschelschalen bietet zweifelsohne besondere Voraussetzungen für die hiesige Pflanzen- und Tierwelt«, meldete sich der Mann mit der Baskenmütze zu Wort und machte ein Gesicht, als erhoffte er sich von der Frau ein Lob. Er winkte die anderen näher heran.
    »Kommt an den Tisch, damit ihr alles ganz genau seht.«
    »Hier haben wir einen Gegenstand.« Die Frau stocherte mit dem Messer. »Mal sehen, was das ist. Oh, mein Gott!« Sie schlug sich die Hand vor den Mund und riss die Augen auf. Als Sara den Blick auf die Platte richtete, verstand sie auch, warum. Vor ihnen lag ein Teil eines menschlichen Ohrs.
    Im Alten Moor lag eine Leiche.

Gut Näverkärr Anno 1793
    »Wein, Fräulein Agnes?« Das Dienstmädchen hielt eine Kristallkaraffe in der Hand.
    Der Vater gab mit einem diskreten Nicken seine Zustimmung. Er hatte sich für den teuren französischenWein entschieden, der zuletzt bei Mutters Beerdigung

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