Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
beide. Donnerwetter. Zwei Millionen. Siehst du, es wird alles gut, Sara.« Tomas strahlte. »Morgen werde ich Annelie und die Versicherung anrufen und fragen, ob das auch wirklich alles stimmt.«
Sara setzte sich neben Tomas aufs Sofa. »Zwei Millionen?«, sagte sie nachdenklich, nachdem sie den Brief gelesen hatte.
»Eine für uns und eine für Annelies Familie, wenn ich es richtig verstanden habe.«
Sara lachte in sich hinein. Das würde ein Leben werden!
Es war halb sieben. Draußen war es dunkel und eisig kalt an diesem Samstag, dem 10. Dezember. Am Nachmittag hatte es geschneit, und nun waren Koön und Marstrandsön von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Noch immer segelten große Flocken vom Himmel, und unter den Füßen der Besucher des Weihnachtskonzerts in der Marstrander Kirche knirschte es. Die Eintrittskarten für die beiden Aufführungen am Samstag waren seit langem ausverkauft.
Im Küchenfenster von Frau Wilson brannten Adventskerzen, und der Gehweg vor ihrem Haus war geräumt. Zwei große Töpfe mit Winteräpfeln und Wacholderzweigen standen rechts und links vom Eingang.
Schick angezogene Menschen strömten auf die erleuchtete Kirche zu. Die Mehrzahl der Damen zog kalte rote Ohren einer warmen Mütze und plattgedrücktem Haar vor. Fackeln hießen die Besucher an der Kirchenpforte willkommen und geleiteten sie zum alten Holzportal. Durch die schönen Fenster waren die Messingleuchter zu sehen, die von der Decke hingen.
Als Johan die Kirchentür öffnete, schlug Karin Wärme entgegen. Obwohl das Konzert erst in einer halben Stunde beginnen sollte, war die Kirche schon so gut wie voll besetzt. Aus einer der vorderen Reihen auf der rechten Seite winkten ihnen Martin und Lycke zu. Vertraute Gesichter, darunter Frau Wilson, Georg mit seiner Ehefrau und Marianne und Asko nickten ihnen freundlich zu, als sie durch den Mittelgang nach vorne gingen. Plötzlich wurde Karin bewusst, was genau sie gerade taten: Sie gingen Seite an Seite auf den Altar zu. Sie sah Johan an, der lächelnd ihre Hand drückte. Ob er das Gleiche gedacht hatte wie sie?
Robban und seine Sofia hätten eigentlich auch hier sein müssen, aber da sich ihr jüngster Sohn einen Magen-Darm-Infekt eingefangen hatte, hatte sich die gesamte Familie für achtundvierzig Stunden unter Quarantäne gestellt. Nach sechsundvierzig Stunden musste die Tochter sich übergeben und zwei Stunden später der mittlere Sohn. Unpassenderweise hatte Karin lachen müssen, als Robban ihr am Telefon davon berichtete, aber sie konnte es sich einfach nicht verkneifen. Den ganzen Herbst über hatte er befürchtet, die Kinder könnten krank werden, aber sie hatten sich wacker gehalten. Bis jetzt. Folke und sie hattenbeschlossen, ein Geschenk für die Familie zu besorgen. Folke hatte Karins Vorschlag, der Familie die DVD von
Ferien auf Saltkrokan
zu schenken, verworfen und stattdessen für ein pädagogisch wertvolles Alphabetspiel plädiert. Am Ende hatten sie beides gekauft, und Folke hatte alles in rotes Papier und eine geteerte Schnur eingewickelt, die Karin vom Boot geholt hatte.
»Hört mal, Mädels.« Karin, die zwischen Johan und Lycke saß, drehte sich um, als sie ein zartes Klopfen auf ihrer Schulter spürte.
»Ich habe gerade eine neue Stelle angenommen«, sagte Sara freudestrahlend. Lycke beugte sich über die Rückenlehne und nahm sie fest in den Arm.
»Herzlichen Glückwunsch! Was wirst du tun?«
»Ich werde dokumentieren, was Georg und die anderen älteren Leute über Marstrand wissen, und die Sammlungen von Ture Bonander durchgehen. Ich träume davon, im Rathauskeller ein Museum zu eröffnen.«
Tomas lachte.
»Ich glaube, denen ist überhaupt nicht klar, was ihnen blüht, wenn sie dir erst mal freien Lauf lassen. Sara wünscht sich, dass Marstrand das ganze Jahr über lebendig bleibt. Die Krankenstation soll jeden Tag geöffnet sein. Im Seniorenheim, in der Schule und in der Vorschule soll Bioessen serviert werden. Historische Wanderungen über die Inseln und Bootsfahrten im Fahrwasser der Freibeuter … Die Politiker in Kungälv werden keine ruhige Minute mehr haben.«
Johan lachte aus vollem Hals.
»Du wirst das wahnsinnig gut machen, Sara!«
Auf der ruhigen See, die die beiden Inseln umgab, hatte sich, wie seit Urzeiten, eine dünne Eisschicht gebildet. Nur die Fähre riss die spröde Eisdecke auf dem Sund zwischenKoön und Marstrandsön immer wieder auf. Karin lehnte den Kopf an Johans Schulter. Aus der Trompete von Magnus
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