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Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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auf die Förmchen, reichte Karin einen Bunsenbrenner und schaltete ihn ein.
    »Vielleicht hätte ich doch lieber den Kaffee machen sollen«, murmelte Karin. Johan stellte sich hinter sie und zeigte ihr, wie man den Rohrzucker mit der Flamme zum Schmelzen brachte. Sie lehnte sich an seine Brust und genoss die Wärme, die von ihm ausging.
     
    Sie zogen um ins Wohnzimmer, wo Johan ein Feuer im Kachelofen gemacht hatte. Er ließ die blankpolierten Messingluken offen stehen, damit sie die Flammen sehen und es im Innern des Ofens prasseln hören konnten. Karin nippte an einem Drambuie mit zerstoßenem Eis, der ihr in einem schönen Glas serviert worden war.
    »Der ist aus Schottland«, sagte Johan, »aber das wusstest du vielleicht.«
    »Göran und ich sind an der Brennerei vorbeigesegelt.« Schon im nächsten Moment ärgerte sich Karin. Es hörte sich überheblich an, obwohl sie es gar nicht so gemeint hatte. Wie oft hatte sie sich gewünscht, das Gefühl in Worte fassen zu können, wenn man nach vier Tagen auf See die schottische Küste erblickte. All die Ereignisse und Empfindungen trug sie mit sich herum, und nach vier Nordseeüberquerungen waren sie ein wichtiger Teil ihrer Persönlichkeit geworden. Das Wissen darum, dass sie all die dazugehörenden Strapazen gemeistert hatte, stärkte ihre Seele und gab ihr oft noch ein bisschen zusätzliche Kraft. Zwei Menschen in einem Segelboot lernen sich ziemlich gut kennen, aber am besten hatte sie wahrscheinlich sich selbst kennengelernt.
    »Ich bin so froh, dass du zurückgekommen bist«, sagte Johan.
    »Wie meinst du das?«, fragte Karin.
    »Dass du wieder in Marstrand angelegt hast. Im Frühjahr habe ich versucht, Kontakt mit dir aufzunehmen, aber ich glaube, du hast es gar nicht gemerkt. Und dann warst du weg. Den ganzen langen Sommer.«
    Er stellte sein Glas beiseite und nahm Karins aus ihrer Hand. Dann zog er sie an sich und küsste sie warm und sanft. Heute Abend würde kein Göran sie stören, dachte Karin und bekam wieder eine Wut auf sich selbst. Sie musste jetzt wirklich aufhören, an Göran zu denken.
    »Und was ist mit dir, Johan? Keine Ex, die im Zorn dein altes Geschirr zertrümmert oder versucht hat, deinen Gobelin in Brand zu stecken?«
    Johan schüttelte den Kopf.
    »Nichts derart Dramatisches. Wir haben einfach gemerkt, dass uns die Gesprächsthemen ausgingen. Ich möchte so gerne, dass man sich gegenseitig bereichert und sich in gewisser Weise gemeinsam weiterentwickelt. Außerdem habe ich den Gobelin erst kürzlich entdeckt.«
    Sie redeten bis spät in die Nacht, und der Bus nach Marstrand oder eine Übernachtung bei der Großmutter rückten in immer weitere Ferne. Eng aneinandergekuschelt schliefen sie gegen Morgen in Johans Bett ein.

9
    Marstrand, Herbst 1961
    Nur der Schularzt, die Klassenlehrerin und der Rektor kannten Askos Geschichte. Er kam in der Schule gut zurecht und fand mit der Zeit auch Freunde. Am besten verstand er sich mit Kristian.
    Asko liebte es, draußen in der freien Natur zu sein und auf Entdeckungsreise zu gehen. Er und Kristian dachten sich immer neue spannende Spiele aus. Sie waren abwechselnd Piraten und Helden. Aina hatte ihnen schwarze Umhänge mit silbernem Futter genäht, und mit dieser Verkleidung verwandelten sie sich in Zauberer, die sich unsichtbar machen konnten. Sie schlichen sich verbotenerweise in die Festung Carlsten und spielten Gefängniswärter. Sie hielten die Häftlinge in Schach und achteten darauf, dass sie härter arbeiteten. Manchmal waren sie Spione in geheimem Auftrag oder fremde Herrscher aus einer anderen Zeit. Das war ihr Lieblingsspiel.
    Sie erforschten die Stadt auf den Klippen bei Sonne und Regen, lauschten aufmerksam und lernten ihr innerstes Wesen kennen. Sie kannten jeden Pfad und jede Abkürzung auf der Insel. Die Jungs erzählten sich all ihre Geheimnisse und wurden mittels eines geheimen Rituals auf der alten Schlossruine Gustavsborg auf Marstrand Blutsbrüder. Asko war blond und hatte blaue Augen, der dunkelhaarige Kristian hatte braune.
     
    Als Sofia in die Einfahrt bog, hatte Robban gerade die Arbeitsfläche abgewischt und den Geschirrspüler ausgeräumt. Er schloss die Tür auf und stellte den Müll vors Haus.
    »Was für eine nette Begrüßung!« Sofia trug den Beutel die wenigen Meter bis zur Mülltonne und stieg dann mit drei großen Schritten die Treppe empor.
    »Hallo! War es schön?« Robban küsste sie auf den Mund.
    »Und wie! Ich muss dir alles erzählen. Allerdings wird dir

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