Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
Hand genommen und gedrückt, wenn du beim Joggen Seitenstiche hattest?«
»Doch, natürlich …«
»Und warum hast du das gemacht? Und vor allem: Hat es etwas genützt? Wurde es besser?«
Robban dachte nach und kam widerwillig zu dem Ergebnis, dass es bei diesem einen Mal, das ihm einfiel, tatsächlich geholfen hatte.
»Und warum wurde es besser?«, fragte Sofia.
»Am Stein lag es jedenfalls nicht!«
»Nein? Wie kannst du dir da so sicher sein? Steine werden schon seit Urzeiten angewandt. Könnte es nicht doch sein, dass es funktioniert? In dem Fall wäre die nächste Frage, ob es einen bestimmten Stein gibt, der besonders gut bei Seitenstichen wirkt. Haben Steine eventuell unterschiedliche Eigenschaften? Hilft ein bestimmter Stein bei einem bestimmten Leiden? Wusstest du, dass einige Steine in Indien und Südamerika schon die gleiche Bedeutung hatten, als zwischen den Erdteilen noch gar kein Kontakt bestand?!«
Sie sah ihn herausfordernd an. Er liebte ihre pädagogischen Fähigkeiten und konnte nachvollziehen, warum sie Jahr für Jahr zur besten Lehrerin der Schule gewählt wurde.
»Okay, es ist vielleicht ein bisschen besser geworden, als ich den Stein in der Hand hielt. Willst du mir damit sagen, dass ihr dafür nach England gefahren seid?«
»Natürlich nicht. Wir haben in einem geistigen Zentrum gewohnt. Für Lehrer ist es besonders wichtig, nicht zu stagnieren und in eingefahrenen Denkmustern zu verharren.«
»Nicht nur für Lehrer«, sagte Robban. »Für die Polizei gilt das ganz genauso.«
»Da hast du es. Vielleicht solltest du da mal mit Folke hinfahren. Ich sehe ihn förmlich vor mir, im Kurs ›Die eigene Aura malen‹.«
»Die eigene was?«
Sofia schluckte einen Bissen hinunter und trank einen Schluck, bevor sie fortfuhr.
»Jeder aus dem Kollegium hatte ein Thema aus seinem Fachgebiet vorbereitet. Außerdem haben wir die ganze Zeit nach Verbindungen zwischen unseren Fächern gesucht. Der Sportlehrer hatte Kontakt mit einer guten Rugbymannschaft, die besonders viel mit mentalem Training arbeitet. Wir haben den Trainer getroffen, der uns über ihren Trainingsplan berichtet hat. Zusätzlich hat das ganze Kollegium einen Yogakurs besucht. Kannst du dir unseren Mathelehrer – du weißt schon, der kommt immer im Anzug – im Lotussitz vorstellen?«
Sofia schüttelte lachend den Kopf. »Der Musiklehrer hat über Trommeln und ihre Bedeutung referiert, was uns sowohl zum Sport als auch zur Geschichte geführt hat. Die Verwendung von Trommeln im Laufe der Geschichte war mit das Spannendste, was ich jemals gehört habe. Dann war ich an der Reihe. Ich habe über Energie referiert, dass sie nicht zerstört werden kann, sondern sich immer nur wandelt. Es kam eine Diskussion über die Energie von uns Lebenden und den Menschen auf, die tot oder noch nicht geboren sind. Wo befindet sich die Energie der Seele, und wo bleibt sie, wenn wir sterben?«
Robban sah sie an. Wenn Sofia in ihrem Element war, kam er nicht zu Wort.
»Und Psychometrie – weißt du, was das ist?«, fuhr Sofia fort. »Da geht es darum, dass jedes Ding ein Gedächtnis hat. Wir durften verschiedene alte Gegenstände in die Hand nehmen und sollten fühlen, ob wir etwas wahrnehmen oder gar eine Information von ihnen empfangen. Wenn man sich in einer solchen Umgebung befindet und alte Sachen anfasst, ist es ja schwer, nichts zu empfinden. Ich habe mir eingebildet, ich hätte tatsächlichetwas gespürt, aber vielleicht bin ich auch nur durch die Stimmung beeinflusst worden. Aber es wäre doch wirklich spannend, wenn Gegenstände ein Gedächtnis hätten und das auch weitergeben könnten. Unsere Geschichtslehrerin ist richtig in Fahrt gekommen und hat erzählt, wie eine Frau, die für ihre Sensibilität bekannt ist, einen alten Zinnteller in der Hand gehalten hat. Sie nahm plötzlich einen intensiven Kakaogeschmack auf der Zunge wahr und sah einen Mann mit weißem Bart vor sich. Hinterher stellte sich heraus, dass der Teller einem Schokoladenfabrikanten gehört hatte. Die Frau konnte ihn in allen Einzelheiten beschreiben. Uud, die bei uns Religion unterrichtet, sprach über Rollen. Wir formten Abdrücke von den Gesichtern der anderen und setzten uns diese Masken dann auf. Dabei kamen wir auch darauf zu sprechen, dass ein und dieselbe Person in viele Rollen schlüpfen kann. Die der Mutter, Lehrerin oder Ehefrau … Die Maske ist sichtbar, aber das Innenleben und die Seele verbirgt sie.«
Robban saß schweigend da.
»Ich weiß, was du
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