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Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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einem solchen Fall möglicherweise nur der Veranstalter und die betreffenden Teilnehmer selbst mehr wussten. Karin erzählte auch von der mittelalterlich gekleideten Gruppe, die sich im Sankt-Eriks-Park aufgehalten hatte, und von dem unbekannten Veranstalter namens Esus.
    »Weißt du, ob irgendjemand die Rollenspieler in die Burg eingeladen hat?«, fragte Karin. »Oder kam das auf Initiative der Rollenspieler zustande?«
    Anders sah sie fragend an.
    »Verdammt. Das könnte bedeuten, dass wir es mit einem richtig durchgeknallten Typen zu tun haben. Wenn diese Person so sehr in ihre Rolle schlüpft, wie du es beschreibst, ich meine, wenn sie sich wirklich in jemand anderen hineinversetzt, dann besteht die Gefahr, dass der Mörder nicht der Ansicht ist, die Tat selbst ausgeführt zu haben.«
    Anders schien recht zu haben.
    »Außerdem scheint derjenige keine Eile zu haben«, fügte sie hinzu. »Wenn der erste Mord im Juli und der zweite im September verübt wurde.«
    »Unter der Voraussetzung, dass der Mord im Juli der erste war und es keine weiteren Opfer gibt.«
    »Könnte irgendein Verein die Rollenspieler im Zusammenhang mit den Wasserfalltagen eingeladen haben?«
    »Das werde ich herausfinden. Im Moment habe ich leider keine Ahnung. Komm, ich zeig dir die Burganlage, es ist nur ein kurzer Spaziergang.«
     
    Sie hatten das Auto bei der alten Pfingstkirche abgestellt. In dem Haus, das für die Pfingstler von Trollhättan einst das Tor zum Himmel dargestellt hatte, waren mittlerweile Geschäfte und Wohnungen untergebracht. Im Erdgeschoss gab es einen Naturkostladen, in dessen Schaufenster offenbargesunde Menschen mit strahlend weißen Zähnen von Fotos herunterlächelten und den Passanten, die sich nebenan ein Stück Pizza geholt hatten, ein schlechtes Gewissen einflößten.
    »Wolfsschlucht.« Karin zeigte auf das Straßenschild.
    »Wie passend«, erwiderte Anders und zeigte ihr, dass die Straße tatsächlich durch eine Art Schlucht führte. Anschließend gelangten sie zu einer kleinen Waldung, und dahinter lag die steinzeitliche Burganlage. Niedrige alte Blockhäuser säumten den schmalen Spazierweg. Das Gelände rings um die Wallburg war tadellos aufgeräumt, der Rasen gemäht, und die Mülleimer waren geleert. Von den sommerlichen Besuchern war keine Spur mehr zu sehen.
    Der Eingang befand sich am anderen Ende des kleinen Parks. Er bestand aus dicken Baumstämmen und war groß genug für einen Lastwagen. Wie ein Tor zu einer anderen Welt, dachte Karin. Ganz oben hing ein massives Holzschild mit der Aufschrift »Burganlage«. Karin machte kehrt und ging an den alten Häusern vorbei zurück zum Auto. Es war bereits halb fünf, und der Regen hatte wieder eingesetzt.
     
    Um Viertel vor sieben kam Karin zum zweiten Mal an diesem Tag an Lilla Edet vorbei. Sie hielt bei einem kleinen Laden in der Älvängen und schnupperte sich zum wohlriechendsten Deodorant durch. Die kleine Toilette des Geschäfts war mit einem grellen Blumenmuster tapeziert. Karin wusch sich und trug das neue Deo auf. Nicht gerade die optimale Vorbereitung auf ein Date, dachte sie und musste über das Rascheln der groben Papierhandtücher lachen. In ihrer Jackentasche steckte zum Glück noch ein Lipgloss in Hellrosa. Sie konnte sich weder erinnern, wann sie ihn zuletzt verwendet hatte, noch wie er überhaupt dorthin gekommen war. Nach einem Blick in denSpiegel löste sie ihren Pferdeschwanz, kämmte die Haare mit den nassen Fingern und ließ sie offen. »Das muss reichen«, murmelte sie.
     
    Sie stellte den Wagen auf Johans Platz im Parkhaus ab. Sein eigenes Auto hatte er extra an der Straße geparkt. Sie verließ das moderne Parkhaus und ging zu dem älteren Gebäude auf der anderen Straßenseite. »Anno 1868« stand in verschnörkelter Schrift über dem Eingang, der allerdings mit einer modernen Gegensprechanlage und einer Kamera ausgestattet war. Kleine Messingschilder informierten über die Namen der Bewohner. Die hellgelbe Wandfarbe war ihr sofort sympathisch. Von Eisenketten an der Decke hingen elegante, matte Lampen, und als Karin den Fahrstuhl betrat und das Gitter hinter sich zuzog, überlegte sie, welchen Beruf Johan noch einmal ausübte. Eine halbe Minute später landete sie sanft im dritten Stock.
    Die Düfte aus Johans Küche hatten sich im Treppenhaus ausgebreitet. Er erwartete sie an der Tür. »You’re the Inspiration« von Chicago strömte aus den Lautsprechern.
    »Willkommen.« Nachdem er sie umarmt hatte, zog er sie in die

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