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Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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Wohnung. Er schob einen schweren gestreiften Vorhang mit eingewebten Goldfäden zur Seite, der als Tür eines alten Holzschranks diente, und nahm einen Kleiderbügel heraus.
    »Tut mir leid, dass es später geworden ist, als ich dachte«, sagte Karin achselzuckend, während Johan ihr ein Glas perlenden Weißwein reichte.
    »Das macht nichts. Ich bin froh, dass du da bist.«
    »Ui!«, rief Karin, als sie ein paar Schritte in die Wohnung gemacht hatte. »Ich weiß nicht, ob mein Versicherungsschutz den Aufenthalt hier abdeckt.«
    Die Wohnung hatte hohe Decken mit aufwändigemStuck, aber wirklich in Erstaunen hatte sie die Einrichtung versetzt. Sie zeigte von einem Gegenstand zum nächsten und wusste gar nicht, wo sie anfangen sollten. Johan ließ sich ein wenig bitten, doch dann gab er bereitwillig Auskunft. Er begann mit dem Gobelin aus Flandern, der um das Jahr 1700 entstanden war und die Wand über dem Sofa bedeckte. Das Sofa selbst stammte aus Almlunda in Uppland und war etwas später, nämlich in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, hergestellt worden. Ein spätgustavianischer Kronleuchter warf ein sanftes Licht auf den Gobelin.
    »Ich schaue mal schnell nach dem Essen.« Johan verschwand. Verwundert spazierte Karin durch die Wohnung. Kein Wunder, dass er nicht in einer Neubauwohnung auf Hedvigsholmen wohnen wollte und sich im Heimatverein engagierte. Im Flur standen ein Damensekretär aus dem späten achtzehnten Jahrhundert, eine schlichte Lampe von Frötuna und ein Kalksteinmörser, in dem Johan seine Schlüssel aufbewahrte. Eine alte Anrichte diente als Bücherregal. Sie ging in die Hocke, um die Buchrücken aus der Nähe zu betrachten. Historische Werke, Kochbücher und dicke Bände über Antiquitäten und europäische Schlösser brachten Karin zum Grinsen. Daneben standen
Schwedische Zaubersprüche
und mehrere dicke Ledereinbände, die alt und wertvoll aussahen. Die goldenen Buchstaben hatten mit den Jahren ihre Farbe eingebüßt und waren nur noch an den Vertiefungen im Leder zu erkennen.
Salomonische Zauberkünste
konnte man jedenfalls noch entziffern. Karin schlug aufs Geratewohl eine Seite auf und begann zu lesen. Es schien sich um alte Zaubersprüche zu handeln.
    »Für ein holdes und schönes Gesicht. Man nehme Nixenblut, lasse es im Urin eines Pferdes mit süßer Milch einkochen und wasche sich damit. Mit Freude wird manfeststellen, wie wunderbar weiß und hübsch das Gesicht davon wird.«
    Karin musste lachen. Meine Güte, dachte sie, wo bekommt man denn Nixenblut? Und besonders gut riechen würde das Gebräu mit Pferdeurin auch nicht. Sie las die nächste Zauberformel. »Wie man sich unsichtbar macht. Man schieße am Gründonnerstag einen Raben, schneide ihm die Zunge heraus und binde sie sich an den rechten Arm.«
    Karin konnte nicht leugnen, dass sie fasziniert war. Allein der Gedanke, dass manche Menschen diese Rezepte, in dem Glauben, dass sie etwas nützen würden, tatsächlich befolgt hatten.
    »Hast du Hunger? Das Essen müsste fertig sein«, rief Johan. Er stand mit der Serviette über dem Arm wie ein besserer Oberkellner in der Tür.
    Sie stellte das Buch ins Regal zurück und trank den letzten Schluck von ihrem Wein. Sie überlegte, was sie mit dem Auto machen sollte. Entweder trank sie zum Essen keinen Wein mehr und fuhr mit dem Auto nach Hause, oder sie ließ den Wagen stehen und nahm den Bus nach Marstrand. Sie konnte auch bei ihrer Großmutter übernachten. Sie vertagte die Entscheidung. Ihre Oma war daran gewöhnt, dass Karin nach langen Arbeitstagen manchmal spontan bei ihr aufkreuzte, und brauchte keine Vorwarnung.
    »Ich habe den Tisch in der Küche gedeckt.«
    Auf der Schwelle blieb sie stehen.
    »Wenn jemand zu mir sagt, dass wir in der Küche essen, erwarte ich nicht unbedingt so etwas.« Karin betrachtete die weiße Tischdecke, die Kerzenständer aus Zinn und das feine Service mit den blauen Vögeln.
    Johan stand mit hochgekrempelten Ärmeln und einer gestreiften Schürze am Herd und rührte in einem roten Emailletopf.
    »Okay. Falls du mich beeindrucken wolltest: Es ist dir gelungen.«
    »Das möchte ich tatsächlich, aber ich besitze nun einmal nur Geschirr aus dem achtzehnten Jahrhundert. An einem schön gedeckten Tisch verzeihen die Leute einem ein nicht hundertprozentig gelungenes Essen viel eher.«
    »Das sage ich auch immer.« Karin schüttelte den Kopf. »Was machst du denn, wenn Walter zu Besuch kommt? Darf er die Wohnung überhaupt

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