Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
einiges davon ziemlich verrückt vorkommen.«
»Das trifft sich gut, denn die Dinge, an denen ich gerade arbeite, sind auch ein wenig seltsam.« Er hatte die Schicksalsgöttinnen und die Rollenspieler im Sinn.
»Schlafen die Kinder schon?«
»Seit zwanzig Minuten. Leo hat ins Bett gemacht, aber das war meine Schuld, denn ich bin zu spät hingegangen. Hast du etwa eine Viertelstunde vorm Haus gestanden und gewartet, bis das Licht im Kinderzimmer aus- und in der Küche anging?«
»Nein, aber das ist gar keine schlechte Idee. Mache ich beim nächsten Mal.« Sofia ließ den Koffer im Flur stehen, hängte ihre Handtasche über die Rückenlehne eines Küchenstuhls und setzte sich. Robban trocknete sich die Hände ab und öffnete den Kühlschrank.
»Hast du Hunger? Oder gab es im Flugzeug etwas zu essen? Im Kühlschrank sind noch Fischbällchen und Kartoffelbrei.«
»Fischbällchen mit Kartoffelbrei. Da wundert es mich nicht, dass etwas übrig geblieben ist.«
»Pass auf, was du sagst! Die Kinder haben richtig reingehauen. Sie haben mir sogar beim Kochen geholfen. Wir haben eine Dose Fischklößchen in Brühe genommen, die Flüssigkeit abgegossen und die Klößchen vor dem Braten in Ei und Semmelbrösel getaucht. Echt lecker.«
»Wow!«, erwiderte Sofia. »Und das hast du überlebt? Dass alle mitgekocht haben? Vielleicht sollte ich öfter verreisen.«
»Nein, bitte nicht. Wir haben dich vermisst! Vor allem ich.« Robban nahm sie in den Arm.
»Jetzt erzähl mal – was ist denn so seltsam bei dir?«, fragte Sofia. »Ich sollte vielleicht hinzufügen, dass mich nach dieser Woche gar nichts mehr wundert.«
»Wirklich? Dann solltest du lieber anfangen.« Robban nahm die Reste vom Abendessen aus dem Kühlschrank. »Möchtest du ein Glas Wein?«
»Gerne! Fischbällchen und Weißwein – ein bisschen Luxus für die Eltern von Kleinkindern. Tja, ich fand doch diesen Yogakurs so toll, den ich das Frühjahr über immer mittwochs abends besucht habe. Ich hatte das Gefühl, wirklich runterzukommen und Energien freizusetzen, von denen ich gar nichts geahnt hatte.«
Sofia nippte an dem Glas, das Robban ihr gereicht hatte. Als die Mikrowelle ein »Ping« von sich gab, stellte er den Teller auf die Arbeitsplatte und garnierte ihn mit ein bisschen Rucola und Tomate, bevor er das Ganze seiner Ehefrau servierte, das Licht über dem Küchentisch dimmte und sich ihr gegenübersetzte.
»Das schmeckt ja richtig gut«, sagte Sofia.
»Wundert dich das?«
»Fisch für die Kinder und Salat auf dem Teller – kann es sein, dass du oft mit Folke rumhängst?«
»Was genau meinst du mit ›rumhängen‹?« Robban ahmte, so gut es ging, Folkes Tonfall nach. »Fang lieber an zu erzählen.«
»Wir waren ja in Glastonbury, und das ist an sich schon ein interessanter Ort. Es gibt dort Ruinen von einem alten Kloster … Oder vielleicht sollte ich lieber damit anfangen, dass die Landschaft dort recht flach ist, bis auf einen Hügel,der so aussieht, als würde er überhaupt nicht dort hingehören. Ganz oben auf diesem Hügel, dem Glastonbury Tor, steht ein Gebäude. Alle, die dort hinkommen, sind in gewisser Hinsicht Suchende. Die meisten sind auf der Suche nach sich selbst und wollen herausfinden, wo sie hingehören, oft nach einer Krise. Glastonbury ist schon seit langer Zeit ein Ort der Begegnung. Alte Römerstraßen haben sich dort gekreuzt, und mehrere Energiefelder befinden sich dort.«
»Energiefelder? Was meinst du damit?«
»Mit Hilfe von Wünschelruten hat man herausgefunden, dass …«
»Wünschelruten? Meinst du diese Zwillen, mit denen man auf den Boden klatscht? Das hört sich total durchgeknallt an. Wolltet ihr nicht Kurse besuchen? Wer war überhaupt dabei? Doch bestimmt nicht alle Lehrer der Schule, oder?«
»Wenn du mich ausreden lässt, komme ich dazu noch. Das Kollegium durfte zusammen verreisen und hat sich für dieses Ziel entschieden. Es sollte um das gemeinsame Wertefundament und so weiter gehen. Jeder hat sich im Rahmen seines Fachs vorbereitet und musste im Zusammenhang mit den Kursen, die wir in Glastonbury besuchen wollten, einen Vortrag halten.«
»Jetzt komme ich nicht mehr mit.«
»Wir waren zum Beispiel in einem Kurs über Heilung mit Kristallen. Da sollte ich als Nawi-Lehrerin ein bisschen über Steine, Kristalle und ihre Fähigkeiten erzählen.«
»Die Fähigkeiten von Steinen?«
Sofia zeigte seufzend mit der Gabel auf ihn. »Jetzt sei doch nicht so engstirnig. Hast du etwa noch nie einen Stein in die
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