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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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Arbeitszimmer den Laptop einpackte. Es waren zu viele Disketten, um sie in die gepolsterte Hülle des Laptops zu stecken, deshalb packte ich sie in eine leere Paul-Smith-Einkaufstüte, die ich im Schlafzimmerschrank fand. In der Küche stellte ich meine Tasse in die Spülmaschine und schaltete sie ein, obwohl sie erst halbvoll war.
    Das japanische Wort für Nostalgie, natsukashii, hat mehr von Traurigkeit als von Freude. Diese Art von Melancholie überkam mich jetzt. Mir war plötzlich klar, daß Hugh vielleicht nie mehr nach Hause kommen würde, um seinen Pullover anzuziehen, eine Tasse Tee zu trinken oder noch einmal mit mir zu schlafen, nach allem, was Okuhara anscheinend über unseren Einbruch in Nakamuras Haus wußte.
    Ein Japsen entfuhr mir, das ich kaum als Weinen erkannte; ich hatte schon so lange nicht mehr geweint. Ich setzte mich mit Hughs Asian Wallstreet Journal an den Küchentisch und weinte ganze Bäche, die mich bis nach Shiroyama hätten tragen können. Jetzt verstand ich, weshalb ich Hugh hätte ausweichen sollen: jemanden zu verlieren, den man sehr gern hatte, war ausgesprochen schmerzlich.
    Irgendwo klingelte das Telefon. Ich ging ins Wohnzimmer und nahm das schnurlose Telefon vom Glastisch, bevor ich begriff, wie vorschnell ich reagiert hatte. Wenn der Reporter von News to You nun am anderen Ende war, dann hätte er eine nette sendefähige Aufnahme von einer flennenden Geliebten.
    »Wer ist da?« fragte Hugh. »Rei, bist du das?«
    »Woher wußtest du das?« Ich schluchzte erleichtert.
    »Eigentlich wollte ich meinen Anrufbeantworter abhören. Wenn du das Telefon hättest klingeln lasen, wäre er angesprungen.«
    »Ich lege auf, wenn du willst.«
    »Nein, nein. Du bist also bei mir eingezogen! Aber weshalb weinst du?«
    »Ich habe einen Schnupfen, verdammt, und ich bin nicht bei dir eingezogen, ich hole nur deinen Laptop ab. Ich muß ihn dir doch heute nachmittag vorbeibringen – oje, ich muß Schluß machen …«
    »Na gut. Komm, sobald es geht. Könntest du mir vielleicht etwas zu essen mitbringen? Diese Krankenhauskost bringt mich noch um. Ich habe mich schon bei Mr. Ota darüber beklagt, aber er bringt mir immer nur japanische Nudeln mit.«
    Bei diesem Telefongespräch fiel mir mein eigener Anrufbeantworter ein.
    »Was war in Setsukos Reisebüro?« fragte ich. »Du wolltest mir irgendwas Wichtiges erzählen, bevor du überfallen wurdest.«
    »Ach ja. Im Reisebüro haben sie kaum Englisch gesprochen, deshalb hat mir eine Angestellte den Ordner mit allen Quittungen gegeben. Setsuko hat unsere Zimmer im voraus bezahlt, mit der Kreditkarte von Sendai.«
    »Noch mehr Material gegen Mr. Nakamura?«
    »Das meine ich gar nicht. Ich bin auf etwas sehr Interessantes gestoßen: eine Quittung für ein offenes, einfaches Ticket nach Dallas im neuen Jahr. Es hat tausend Dollar gekostet und war auf ihren Mädchennamen ausgestellt. Und es wurde bar bezahlt. Das Geld hatte sie wahrscheinlich von mir.«
    »Im Ernst!«
    »Ich glaube, sie hat gewußt, daß sich da ein großes Unglück anbahnt mit ihrem Mann, den yakuza und dem Eterna-Akku, und sie wollte verschwinden.«
    »Oder sie wollte ihren Vater besuchen«, meinte ich.
    »Vielleicht«, sagte Hugh mißmutig. »Aber es könnte auch noch andere Männer gegeben haben.«
    Hatte es denn noch einen anderen Mann in Setsukos Leben gegeben? Sie war jung und schön gewesen, mit einer Handtasche voller Geld. Sie hatte mehr Möglichkeiten gehabt als die meisten Frauen, ich eingeschlossen.
     
    Nachdem ich aufgelegt hatte, saß ich noch zehn Minuten mit Jammermiene in Hughs Wohnung herum. Ich packte die Erdbeeren zu den Dingen, die ich ihm mitbringen wollte, und verließ das Haus durch die Seitentür. Der überdachte Eingang von Mrs. Chapmans Hotel an der Roppongi Dori leuchtete hell und einladend. Vielleicht würde ich dort eine Stunde Trost finden. Ich mußte nicht ganz so dringend arbeiten, wie ich Hugh erzählt hatte.
    »Rei, ich schalte nur mein Gymnastikvideo aus, dann bin ich gleich unten!« Mrs. Chapman zeigte sich am Haustelefon sehr erfreut über meinen Überraschungsbesuch. Ein paar Minuten später kam sie in einem türkisfarbenen Veloursjogginganzug, den ich bei Mitsutan gesehen hatte, aus dem Aufzug. Vielleicht trainierten Joe und sie gemeinsam. Wie wunderbar es doch sein mußte, einen Freund zu haben, der beide Beine gebrauchen konnte.
    »Kleines, Sie weinen ja!« Ihre Arme umschlangen mich wie beruhigende Stahlgürtel.
    »Nein.« Ich machte mich

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