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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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Versicherung dann mehr zahlt?« Hugh blickte unschuldig drein, aber seine Worte hatten gesessen.
    »Sie sind gut im Argumentieren, neh? Ein richtiger Anwalt.« Tom schüttelte den Kopf und legte Hughs Fuß wieder in die Schlinge. »Gut. Heute abend bekommen Sie etwas Unterhaltung, denn Sie müssen noch einmal hinunter zum Röntgen. Wir müssen überprüfen, ob Sie sich bei Ihrem Sturz noch mehr verletzt haben. Rei-chan, deine Perücke ist in einer Mitsutan-Einkaufstüte im Schwesternzimmer. Ich würde dir empfehlen, sie aufzusetzen. Heute abend habe ich um elf Uhr Schluß – ich möchte nicht, daß du wieder ohne mich nach Hause fährst, so wie gestern.«
    »Ich fahre heute abend in meine eigene Wohnung. Ich habe schon mit Tante Norie darüber gesprochen.«
    »Du wohnst in meinem Apartment«, mischte sich Hugh ein.
    »Glauben Sie denn, meine Kusine würde in Ihrer Wohnung schlafen?« Tom schien nach Worten zu ringen. »Hugh-san, ich muß Ihnen erklären, daß in Japan so ein Benehmen gar nicht gut für das Image eines jungen Mädchens ist.«
    »Tom, ich bin alt genug, um zu schlafen, wo ich will. Wie kannst du, ein Verwandter, den ich höchstens fünf- oder sechsmal getroffen habe, mir vorschreiben, was ich zu tun habe?«
    »Tanin yori miuchi«, murmelte Tom.
    »Was heißt das?« fragte Hugh.
    »Er sagt, Verwandte sind besser als Fremde.« Ich warf meinem Cousin einen finsteren Blick zu.
    »Eines Tages bin ich sicher ein Bona-fide-Verwandter«, sagte Hugh, und sein Lächeln war beinahe eine Beleidigung. Die zwei waren einfach lächerlich – sie sprachen von mir, als könnten sie über mich verfügen. Ich wollte sie gerade beide ausschimpfen, als eine Schwester mit einem Kurzhaarschnitt hereinplatzte. Ich hätte schwören können, daß sie am Tag zuvor noch lange Haare gehabt hatte.
    »Shimura- sensei , glauben Sie, Mr. Glendinning kann einen weiteren Besucher empfangen?« piepste sie, ohne die zwei Männer zu beachten.
    »Wer ist es?« fragte Hugh.
    »Nakamura-san von Sendai Limited.«
    »Das geht in Ordnung. Ich muß meine Runde fortsetzen.« Tom rauschte hinaus, ohne sich umzudrehen. Mir war klar, daß er wütend war.
    »Danke!« Hugh winkte Tom nach, dann flüsterte er mir zu: »Bitte bleib. Ohne dich bin ich verloren.«
     
    Seiji Nakamura war in den drei Wochen, seit ich ihn im Minshuku Yogetsu zum ersten Mal gesehen hatte, um ein Jahrzehnt gealtert. Seine Haut wirkte fahl, und die Ringe unter seinen Augen waren zu Tränensäcken geworden. Die Linien um seinen Mund hatte ich dem Rauchen zugeschrieben, aber jetzt registrierte ich, daß sie in Verbindung mit seinem finsteren Blick standen. Mit ebendiesem bedachte er mich, bevor er sich beflissen über Hugh beugte.
    »Glendinning-san hatte in letzter Zeit so viele Schwierigkeiten.« Er machte eine plötzliche Bewegung mit den Händen, die er hinter dem Rücken gehabt hatte. Ich lachte innerlich, als er eine lederne Aktentasche absetzte und das eigentliche Geschenk präsentierte: eine Schachtel mit fünf Jumbo-Pfirsichen, von denen jeder durch eine Schaumstoffbanderole geschützt wurde.
    »Sie werden in einem speziellen Treibhaus gezogen, aber wahrscheinlich mag Glendinning-san gar keine Pfirsiche …«
    Er hielt sich genau an die gesellschaftliche Routine, wies auf den offensichtlichen Wert seines Geschenks hin, während er es gleichzeitig herabsetzte, das verhaßte Ritual, das ich auswendig konnte.
    »Rei wird sie mögen. Sie ißt nur Obst, Nüsse und solche Sachen«, sagte Hugh, statt ihm geradeheraus zu danken. Ich nahm die Pfirsiche, da Hugh sie offenbar nicht wollte, und stellte sie neben das indische Essen auf das Tablett.
    »Ich habe heute morgen die Zeitung gelesen. Ich habe es sehr bedauert, von der schrecklichen Verletzung meines Freundes hören zu müssen«, sagte Nakamura.
    »Der Aufenthalt hier ist recht angenehm und entspannend«, antwortete Hugh. »Als ich auf den Skipisten nach Yamamoto gesucht habe und in Shiroyama im Gefängnis saß, da hätte ich einen Freund gebraucht.«
    »Die Umstände waren nicht einfach für mich …«
    »Ihre Frau war gerade gestorben«, murmelte ich und warf Hugh einen tadelnden Blick zu. »Sie hatten genug mit sich selbst zu tun.«
    »Deshalb bin ich heute gekommen.« Mr. Nakamura warf mir einen Raus-hier!- Blickzu, der bei seinen Sekretärinnen wahrscheinlich funktionierte. »Ich habe viele Gebete gesprochen, um die Probleme zu lösen, aber alles ist nur schlimmer geworden.«
    »Wieso das?« Hugh klang täuschend

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