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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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der mich im Zug betatscht hat.«
    »Vielleicht sollte ich mich jetzt entschuldigen.« Yamamoto seufzte tief.
    »Häh?« Er mußte mein Englisch falsch verstanden haben.
    »Ich hatte keine Ahnung, wie Sie reagieren würden. Ich hatte seit Silvester Gewissensbisse deswegen.«
    »Weswegen?« Ich begriff immer noch nicht.
    »Ich bin zum Tempel gegangen und habe um Vergebung gebetet. Bitte, sagen Sie es Hugh nicht. Lassen Sie mich weitererzählen …«
    Während Yamamoto weitersprach, traf mich die Wahrheit endlich wie ein Sack Recyclingmüll. Er war an Silvester im selben Zug gewesen. Ich erinnerte mich an die Gestalten, die ich in der Spiegelung im Fenster gesehen hatte. Auch ein junger salaryman war darunter gewesen, der halb von einer Zeitung verdeckt worden war. Das mußte er gewesen sein. Seine Hand war hinter der Zeitung versteckt gewesen.
    »Sie sind krank«, flüsterte ich. Er war jung, gebildet, gut aussehend. Wenn er wollte, könnte er mit einem hübschen Mädchen wie Hikari Yasui befreundet sein.
    »Ich hätte das nie getan, wenn ich gewußt hätte, daß Sie Ausländerin sind.« Yamamoto lief rot an. Er traute sich nicht, mir in die Augen zu sehen.
    »Es war in Ordnung, weil Sie dachten, ich sei Japanerin?« Jede Entschuldigung machte mich nur noch wütender.
    »Das tun doch viele Männer«, verteidigte er sich. »Manchen Frauen macht das gar nichts aus. Außerdem weiß ich, daß Sie gerne angefaßt werden. Ich habe es mit eigenen Ohren gehört.«
    Hugh würde durchdrehen, wenn er wüßte, was sein Assistent getan hatte, aber Kenji Yamamoto mußte lernen, daß Frauen sich selbst verteidigen konnten. Ich bedachte den jungen salaryman mit einem nachsichtigen Lächeln, während ich mir noch eine Tasse lauwarmen grünen Tee einschenkte, ohne mir die Mühe zu machen, ihn abzuseihen. Seine Mutter kam gerade zur Tür herein, als ich ihm den Tee ins Gesicht schüttete.
     
    Bevor ich in die Arbeit ging, setzte ich die Langhaarperücke ab, damit mich der Sicherheitsbeamte von Nichiyu wiedererkannte. Ich hätte mir die Befürchtungen sparen können. Angestellte, die vorher nie das geringste Interesse an mir gezeigt hatten, begrüßten mich enthusiastisch. Ich bahnte mir meinen Weg in die Sprachabteilung und wartete nervös auf Mr. Katoh.
    »Eigentlich ist alles ganz einfach.« Ich sprang auf, als er hereinkam. »Manchmal wird man in etwas hineingezogen, was man nicht unter Kontrolle hat – wie jetzt ein Todesfall. Ich entschuldige mich, daß ich neulich früher gehen mußte, und wahrscheinlich haben Sie gehört, daß ich Zeit brauche, um vor Gericht auszusagen. Ich bedauere es sehr, Ihnen und der Firma Unannehmlichkeiten bereitet zu haben.« Zum Abschluß machte ich eine tiefe Verbeugung und stellte dabei fest, daß meine Schuhe dringend geputzt werden mußten.
    »Ich schätze Ihre Höflichkeit, Miss Shimura.« Mr. Katoh wirkte unnatürlich ruhig, als er mich in den kleinen Konferenzraum schob und die Tür schloß. »Ich habe gute Neuigkeiten für Sie.«
    »Es genügt mir, wenn Sie mir vergeben«, stotterte ich.
    »In Osaka können Sie all Ihre Schwierigkeiten vergessen. Sie bekommen kostenlos einen Platz im Wohnheim. Es geht bereits nächste Woche los!«
    »Osaka?« wiederholte ich dümmlich.
    »Wir haben doch darüber gesprochen. Sie werden dort gebraucht, und von dieser Geschichte wird man dort nicht allzuviel …«
    »Mr. Katoh, ich wollte doch darüber nachdenken.« Ich starrte auf die polierte Platte des Teaktisches, an dem er, Richard und ich viele lange Stunden gesessen hatten.
    »Ich verstehe.« Sein mürrischer Gesichtsausdruck verriet mir, daß er es nicht tat. »Miss Shimura, wenn Sie bei Nichiyu bleiben möchten …«
    Sprich es aus, wollte ich sagen. Obwohl mir klar war, wenn er nur noch ein bißchen deutlicher werden würde, hätte ich keine andere Wahl, als zu kündigen.
    »Ich habe mich sehr für Sie eingesetzt«, fuhr er fort. »Auf der PR-Sondersitzung habe ich mich gegen die Meinung mehrerer Vorstandsmitglieder für Sie ausgesprochen, wegen meiner Dankbarkeit für Ihren zuverlässigen Dienst. Unsere Verkaufskräfte sprechen jetzt besser Englisch, sie können sogar eine Unterhaltung führen.«
    »Bitte sagen Sie jetzt nichts mehr«, bat ich. »Mein Unterricht beginnt in fünf Minuten, ich darf nicht zu spät kommen.«
    »Verstehen Sie nicht, daß alles bereits entschieden ist?«
    Ohne ihm eine Antwort zu geben, nahm ich Reißaus.
    An diesem Nachmittag unterrichtete ich in einer Art Vakuum. Ich war

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