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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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Eindruck, daß sie eine energische Person ist, die durchaus in der Lage ist, ihre und die Interessen ihrer Kinder zu verteidigen.
    Ich verlasse mich darauf, daß Sie die Angelegenheit, wie ich empfohlen habe, auf sich beruhen lassen. Bitte scheuen Sie sich nicht, sich an uns zu wenden, wenn Sie weitere Hilfe benötigen.
     
    Mit freundlichen Grüßen
     
    James R. Mulroney
    Rechtsanwalt
     
    Ich steckte den Brief wieder in den Umschlag und verfluchte mich für all die Arbeit, die ich mir hätte sparen können, wenn ich früher auf dem Postamt gewesen wäre. Ich fand eine Telefonzelle und schob eine Telefonkarte hinein, auf der nur noch vier Einheiten waren. Für lange Gespräche mit Hugh würde sie nicht mehr reichen.
    Der Anrufbeantworter sprang an, und man hörte die kühle Stimme einer Engländerin. Ich dachte schon, ich hätte mich verwählt, da erkannte ich die Stimme von Winnie Clancy. War sie bei Hugh eingezogen, um sich um ihn zu kümmern? Ich hinterließ eine kurze Nachricht und sagte, ich würde noch einmal von zu Hause aus anrufen.
    »Ich bin’s«, begrüßte ich Mr. Waka, der durch mich hindurchblickte, als ich fünfunddreißig Minuten später das Lebensmittelgeschäft betrat.
    »Ihre Haare …« Ihm schienen die Augen herauszufallen.
    »Es ist eine Perücke.« Ich warf die langen Haare über die Schultern zurück.
    »Damit sehen Sie japanischer aus.« Die Art, wie er die Lippen zusammenpreßte, zeigte mir, daß er nicht sonderlich angetan davon war. »Ich habe genug von Ihrer Rein- und Rausrennerei. Bleiben Sie auf einen Becher oden?«
    Der Topf sah noch trüber aus als sonst. »Ich mache gerade eine Neujahrsdiät. Ich nehme lieber ein paar Reisbällchen. Hat das mit dem Fax geklappt?«
    »Ja, aber wenn Sie völlig abmagern, können Sie diese tollen Kleider nicht mehr tragen. Fehlt Ihnen Ihr amerikanisches Essen? Wie wär’s mit einem hotto doggu?«
    »Nein danke, ich esse kein Fleisch«, sagte ich und wickelte den süßen Tofu-Reis-Snack aus.
    »Das ist nicht gut, nicht gesund. In Japan halten wir es für richtig, jeden Tag dreißig verschiedene Dinge zu essen! Fleisch, Fisch, Reis, eingelegtes Gemüse, Sojabohnen …«
    »Ich habe es eilig. Aber ich habe das Gefühl, wenn Sie mich das nächste Mal sehen, habe ich bessere Laune«, versprach ich, als ich die Plastikverpackung in seinen Abfalleimer warf.
    »Dann kommen Sie wieder, neh? Und halten Sie sich von den Boulevardblättern fern«, rief mir Wakasan nach.

33
    Es war zwei Uhr nachmittags, als ich zu Hause ankam, Mitternacht in Miami. Ich würde auf dem Anrufbeantworter der Anwaltskanzlei eine Nachricht hinterlassen.
    Als ich die unversperrte Tür zu meiner Wohnung öffnete, warf ich einen Blick auf meinen blinkenden Anrufbeantworter. Ich schlüpfte schnell aus meinen Schuhen, rutschte dabei aber aus. Als ich mich an meiner Stehlampe festhalten wollte, stieß ich versehentlich mit der Hand durch das sh ō ji- Papier und fiel mitsamt der Lampe hin. Das ruinierte antike Stück schmerzte mich genauso wie mein Knie.
    »Vorsicht.«
    Ich blickte auf und sah Marcelle Chapman in ihrem Zebramantel.
    »Oh! Bestimmt hat Richard Ihnen aufgemacht«, sagte ich und dachte, wie merkwürdig es war, daß sie so auf mich herabblickte.
    »Nein, er ist vor einer Stunde gegangen. Aber Mariko ist hier.«
    Ich folgte Mrs. Chapmans Blick zu meinem Futon. Mariko lag in Embryonalstellung da, ihre Knöchel und Handgelenke waren mit Isolierband gefesselt. Sie rührte sich nicht.
    »Soweit hätte es nicht kommen müssen. Wenn Sie sich nicht eingemischt hätten, wäre ich schon vor vier Wochen auf und davon gewesen.« Mrs. Chapman versagte die Stimme.
    »Ist sie tot?« flüsterte ich. Panik stieg in mir auf.
    Mariko drehte sich um, so daß ich ihr Gesicht sehen konnte. Ihr Mund war zugeklebt, aber ihre Augen funkelten.
    »Ich habe nichts mit Joe Roncolotta, ganz ehrlich«, faselte ich. »Und Mariko auch nicht. Keine von uns will Ihnen etwas Böses – ich finde, wir sollten uns hinsetzen und uns in Ruhe unterhalten.«
    »Es ist Badezeit, aber die Wohnung hat kein Bad. Das hatte ich vergessen.« Sie spitzte die Lippen.
    Das Bad. Plötzlich wurde mir klar, daß dieser Besuch nichts mit Joe Roncolotta zu tun hatte.
    »Weil es kein Bad gibt, müssen Sie beide springen.«
    »Springen?« wiederholte ich dümmlich.
    »Für Sie ist in letzter Zeit einiges schiefgelaufen, nicht wahr?« Mrs. Chapman stand jetzt über mir. Ich lag immer noch auf dem Bauch. »Sie haben Probleme in der

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