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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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Woche zum Lunch?«
    »Abgemacht, Rei Shimura.« Sie seufzte zufrieden und blickte sich in der behaglichen Lobby um, die in rosa und dunkelgrün gehalten war. »Glauben Sie, es gibt hier einen Hotelpagen?«
     
    Ich hätte durchaus auch Hilfe brauchen können, als ich schließlich zu Hause anlangte. Ich wuchtete meine schwere Tasche die Treppe hinauf in eine dunkle und eiskalte Wohnung. Richard hätte eigentlich zu Hause sein sollen, aber andererseits hatte ich ihn auch nicht angerufen, um ihm meine vorzeitige Rückkehr mitzuteilen.
    Am Samstag morgen war es so kalt, daß ich in der Küche den Grill als Heizung einschaltete, während ich mir Toast und Kaffee machte. Ich ging den Zeitungsstapel auf dem Tisch nach einem Bericht über den Tod von Setsuko Nakamura durch.
    Ich las gerade den ersten Artikel darüber, als Richard seine Zimmertür öffnete. Er trug lange, der meinen ähnliche Unterwäsche und darüber einen ausgeleierten Norwegerpulli, der bis über seine schmalen Hüften reichte. Er mußte nachts auf Zehenspitzen heimgekommen sein, um mich nicht zu wecken.
    »Telefon, Baby. Ein Ferngespräch.« Er reichte mir den drahtlosen Apparat und setzte sich mir gegenüber.
    Es war Yuki Ikeda. »Rei-san! Ich habe mir Sorgen gemacht.«
    Ich hatte versprochen, anzurufen, aber als ich endlich zu Hause war, war ich so erschöpft und niedergeschlagen gewesen, daß ich es einfach nicht mehr geschafft hatte. »Sumimasen. Entschuldigung. Ich bin so spät angekommen, daß ich Sie nicht durch einen Telefonanruf wecken wollte.«
    »Wir reisen heute ab, deshalb mußte ich Sie anrufen. Hier ist es … seltsam. Mr. Yamamoto ist verschwunden.«
    »Wie bitte?« Ich starrte aus dem Fenster hinaus auf die grauen Häuser. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß sich ein Tourist in dem winzigen Shiroyama verirrte, wo an jeder Straßenecke ein Schild hing, das auf irgendeinen Tempel verwies.
    »Sie glauben, daß es ein Skiunfall war. Yamamotosan wird seit gestern morgen vermißt. Hugh-san hat viele Stunden im Skigebiet gesucht. Dann fing es stark zu schneien an, so daß man nichts mehr sehen konnte.«
    Es war eine schreckliche Vorstellung: Mr. Yamamoto begraben unter den Schneemassen. Ich hatte mich über ihn geärgert, weil er über mich getratscht hatte, doch jetzt fiel mir wieder ein, wie humorvoll und mitfühlend er am Silvesterabend gewesen war. Er war ein energischer junger Mann voller Träume, die sich wahrscheinlich nie mehr erfüllten.
    »Und noch etwas. Wir haben immer noch Ihr antikes Kästchen. Taro hat das Zeitungspapier noch nicht ganz entziffert, aber er ist sich sicher, daß er es datieren kann«, sagte Yuki ernst.
    »Das ist jetzt nicht mehr wichtig … Wie können Sie jetzt bloß daran denken?« Ich war erstaunt über den Themenwechsel angesichts von Yamamotos Verschwinden.
    »Wir geben es ganz sicher zurück. Es war unverantwortlich, Sie halten uns sicher für Diebe!«
    »Bitte lassen Sie sich soviel Zeit, wie Sie wollen. Ich habe gar keine Verwendung dafür.« Ich mochte Yuki, aber ich hatte eigentlich nicht gedacht, daß wir uns wiedersehen würden. Sich im Urlaub mit jemandem anzufreunden, war eine Sache, befreundet zu bleiben eine andere. Sie plapperte weiter, bis ich meinen Kalender aufschlug und mich für den nächsten Sonntag mit ihnen zum Kaffeetrinken verabredete.
    »Sehr gut, wir passen gut auf Ihr Kästchen auf. Und Rei-san, vielleicht ist es besser, daß Sie gefahren sind. Wegen Hugh-san, so wie er sich jetzt benimmt.«
    »Ja?« Ich versuchte desinteressiert zu klingen.
    »Als er gestern nach Hause kam, war er sehr böse, besonders, als Taro erzählt hat, daß Sie abgereist sind. Ein furchterregender Mensch! Nein, jetzt würden Sie ihn nicht mehr mögen.«
     
    »Was ist denn los, mein Pfläumchen?« wollte Richard sofort wissen, nachdem ich aufgelegt hatte.
    »Liest du keine Zeitung?« Eigentlich hätte ich erwartet, daß er mitbekommen hatte, in welchen Skandal ich geraten war.
    »Nur wegen Ann Landers und den kanadischen Hockeyergebnissen. Das weißt du doch.«
    Ich reichte ihm die Japan Times vom 3. Januar mit einem Foto von Hugh und den Nakamuras auf der Titelseite, das letztes Frühjahr bei einem Kirschblütenfest aufgenommen worden war. Setsuko trug einen phantastischen, goldbestickten Kimono und blickte mit der winzigen Andeutung eines Lächelns direkt in die Kamera; ihr Ehemann sah angemessen nüchtern aus. Hugh lachte über etwas, das auf dem Bild nicht zu sehen war.
    Richard las den Artikel, dann

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