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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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sich an die Stelle, bei der mir im Taxi ganz schwindlig geworden war. Das wußte er, und noch mehr. Bald zerrte ich an seinem gestärkten Baumwollhemd und dann an seinem Gürtel. Ich konnte nicht anders.
    »Sei vorsichtig«, schalt er mich und verschwand unter der Decke. »Ich bin zu alt, zu schottisch …«
    »Aber ich will dich trotzdem«, seufzte ich. Es war reine Chemie, einfach und simpel. Ich fuhr mit den Händen über seinen Körper. Er war, wie ich ihn mir vorgestellt hatte: wie ein Fels.
    »Sag mir das morgen noch mal.« Sein Mund war an meinem Nabel.
    »Willst du, ah …« Es war, als hätte eine zweite, abtrünnige Stimme in mir gesprochen, die Stimme, die mir sagte, wenn ich diese erotische Reise unterbrach, würde ich mich mein Leben lang fragen, was es wohl noch für Wege gegeben hatte, die ich nicht gegangen war.
    »Ich habe nichts dabei. Du?« Er zog die Decke zurück und sah mich erstaunt an.
    »Nein. Ich bin wegen der Museen gekommen.« Ein irres Lachen kündigte sich irgendwo in mir an.
    »Vielleicht habe ich dann etwas anderes für dich«, murmelte er, und sein Mund und seine Finger wanderten nach unten. Er war wahrhaftig ein Heide. Innerhalb weniger Minuten explodierte ich keuchend in seiner Hand, die hinaufgeschossen war und mir den Mund zuhielt.
    »Du bist köstlich. Ich will dich zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Abendessen.« Er tauchte wieder auf, zog mich an sich und küßte mich. Ich war nicht fähig zu sprechen. Als er wieder anfing, mich zu streicheln, stieß ich seine Hand weg. Ich war an der Reihe. Ich löste mich von ihm und rutschte an seiner leicht behaarten Brust und über seinen Bauch hinab und verweilte lange genug auf seinen Schenkeln, bis sein rauhes Atmen mir verriet, daß er es nicht länger aushielt. Dann schloß ich den Mund über ihm und lernte den Pfad seiner Begierden kennen.
    »Was ist denn mit Fräulein Sittsam passiert?« flüsterte Hugh danach. »Ich frage dich nicht, woher du das gewußt hast, ich bin dir einfach nur dankbar.«
    »Ich habe auf deinen Atem gehört.« Ich konnte wieder sprechen und fühlte mich großartig.
    »Du mußt zugeben, was passiert ist, war jenseits alles Physischen.«
    »Metaphysisch?« Ich fuhr über seine Brust, die jetzt glatt von Schweiß war, und genoß den Klang unseres leisen, vertrauten Lachens.
    »Schsch«, warnte Hugh. »Sonst wecken wir noch Yamamoto auf.«
    »Glaubst du, es hat uns jemand gehört?« Ich wäre am liebsten tausend Tode gestorben, weil ich vergessen hatte, wie dünn die Wände waren.
    »Das ist unwahrscheinlich, denn wir haben ja ausnahmsweise einmal die Klappe gehalten.« Er hielt meine Hand, eine erstaunlich unschuldige Geste nach allem, was wir miteinander angestellt hatten. »Bist du morgen hier, wenn ich vom Skifahren zurückkomme? Es hat sich einiges geändert zwischen uns, und es gibt etwas, das ich dir sagen möchte.«
    »Es ist bereits morgen. Es geht um Setsuko, nicht wahr?«
    Sein Schweigen war mir Antwort genug.
    »Du bist ein Mistkerl«, sagte ich und wandte mich ab. Er zog mich zurück.
    »Ich habe das jetzt angesprochen, damit ich dich für den Abend reservieren kann. Wir fahren irgendwohin, damit wir reden können. Wartest du auf mich?«
    »Ich bin nicht der Typ, der gerne wartet.« Das wohlige Gefühl von eben war fast gänzlich verschwunden. »Und ich habe einiges vor.«
    »Willst du dir noch mehr Museen ansehen? Dann lasse ich es darauf ankommen:« Er fuhr mir mit der Zunge über das Genick.
    »Ich sollte zurück in mein Zimmer. Dann kannst du dich fürs Skifahren ausruhen«, flüsterte ich.
    »Bitte nicht.« Hugh legte ein Bein über mich, und seine Stimme wurde weicher. »Das Beste kommt erst noch.«
    Keiner von uns sagte noch etwas, als wäre uns das ganz recht.
     
    Als ich aufwachte, war es hell im Zimmer, und er war weg. Von meinem gemütlichen Platz unter den Decken aus sah ich meine ordentlich zusammengelegte Wärmeunterwäsche und seine yukata. Ich lächelte; es schien ihm daran gelegen zu sein, daß ich auf meinem Weg durch den Gang etwas anhatte.
    Auch ich bemühte mich, ordentlich zu sein. Ich rollte das Bettzeug zusammen und schob es in den Wandschrank. Als ich hörte, wie etwas gegen die Rückwand schlug, erschrak ich. Ich zog den Futon wieder aus dem Schrank und kroch hinein, um zu sehen, was es war. Meine Hand schloß sich um eine graue, samtene Schmuckschachtel.
    Ich hockte mich auf die Fersen und überlegte. Ich wußte, daß es nichts für mich sein konnte. Was körperlich

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